Mittwoch, 11. November 2009

Arzua bis .............., 42 KM, 10.11.2009

S a n t i a g o!

Bis Mittag immer noch mit 2 Etappen gerechnet. Dann haben mich verschiedene Pilger eingeholt. Alle waren auf Santiago eingestellt. So habe ich die Plaene ueber den Haufen geworden und mich kurzentschlossen umorientiert und bin um 17:30 Uhr in Santiago einmarschiert. Von Gefuehlen ueberwaeltigt, die letzten KM locker gelaufen, obschon der Rucksack drueckte und die Fuesse langsam schmerzten.

Das ersehnte Ziel nach 91 Tagen erreicht, wovon 8 Ruhetage, ca. 2400 KM quer durch Europa, ohne einen fahrbaren Untersatz zu benuetzen! Ein unbeschreibliches Gefuehl!

Ich werde nun noch 3 Tage anhaengen und nach Finisterre weitergehen.

Der Blogg ist nun beendet.

Palas de Rei bis Arzua, 31 KM, 9.11.

Galicien zeigt wieder die bekannte Seite: Nieselregen! Als Brillentraeger besonders ecklig, denn der Schirm nuetzt da nicht sehr viel. So immer wieder Halts gemacht, um die Glaeser zu reinigen.
Die Gegend ist ziemlich huegelig, nicht wahnsinige Steigungen, aber es geht immer rauf und runter. Es gibt in Galicien viele Eukalyptuswaelder. Herrlich wie das riecht, wenn man ein Blatt zwischen den Fingern zerreibt! Aber sie stellen offenbar auch ein oekolisches Problem dar, denn sie verdraengen die heimische Pflanzenwelt und ihre Wurzeln senken den Grundwasserspeigel.

Am Mittag Pulpos gegessen, eine Spezialitaet in Galicien. Es sind keine Tintenfische, sondern gekochte Kraken in Oel, Salz und Paprika. Es schmeckte o.k., dafuer wuerde ich nicht allzu weit laufen!
Ich rechne immer noch mit 2 kleineren Etappen bis Santiago!

Morgade bis Palas de Rei. 36 KM, 8.11.

Ueberraschung! Das Wetter wendet sich zum Besseren. Es ist zwar noch bewoelkt, aber die Regenwolken werden vom Wind zerblasen, und sogar ein bisschen drueckte die Sonne durch. Mit Willi, ein Daene, der im gleichen Albergue uebernachtet hat, ein Stueck zusammen gelaufen. Er wohnt seit Jahren in Spanien, Naehe Alicante. Trotzdem kann er kaum spanisch. So wie er erklaerte, sind dort soviele Deutsche, Englaender, Nordlaender und auch Schweizer, weshalb sie alle auf englisch kommunizieren. Nicht unbedingt mein Geschmack, aber das muss jeder selbst fuer sich entscheiden. Willi laeuft den Camino, um endlich den Tod seiner Frau vor sieben Jahren verarbeiten zu koennen! Lieber Kerl, leider ist er konditionell nicht so gut drauf, so dass er nach 20 KM die naechste Unterkunft suchte und ich allein weiterlief. Kurz darauf wieder einmal Pierre aus Genf eingeholt.
Langsam beherrscht nur noch ein Thema meine Gedanken: wann komme ich in Santiago an! Ich rechne mit Mittwoch, 11.11.

Samstag, 7. November 2009

Triacastela bis Morgade, 31 KM, 7.11.

Und wieder Regen! Zwar dachte ich zuerst, dass es nicht mehr so schlimm sei, alles falsch! Bis am Mittag fast durchgehend "abegleert". Dann abwechselnd bewoelkt und wieder Regen. Das schoene Galicien kann mich mal! Wieso gerade jetzt, es koennte doch auch erst in einer Woche so sein. Fuer solche egoistische Gedanken werde ich sicherlich wieder bestraft werden!!. Ich darf ja nicht kloehnen: eine solche Reise mit so wenig Regen insgesamt habe ich mir nicht einmal ertraeumt. Also Regenkleider an und abmarschieren, Roberto pickelsche!
In Sarria hat mich ein Mordshunger geplagt. Also, suche nach Restaurant. Ich konnte es kaum glauben: eine echte Pizzeria. Ich konnte nicht widerstehen! Sofort hineingegangen. Zuerst musste ich aber den Italiener ueberzeugen, dass ich jetzt, um 12:45 Uhr, hunger habe, und nicht erst um 13:30, wenn offiziell geoeffnet wird. Als er hoerte, dass ich Schweizer bin und er 25 Jahre in Luzern als Drucker gearbeitet hatte (die Pizza war dennoch sehr gut), war der Fall geritzt. Kurz danach brachte er mir ein Prachtsexemplar; wie ich das genossen habe!! Sogar ein Grappa hat er mir offeriert. Der Abmarsch wurde daher ein bisschen beschwerlich! Aber bald gings leicht aufwaerts, weshalb bald alles wieder ausgeschwitzt war.
Das Albergue ist auf dem Lande und so schmeckt es auch hier. Ich hoffe, dass die nette Frau gut kocht.

O Cebreiro bis Triacastela, 22 KM, 6.11.

Und wieder regnet es den ganzen Tag. Es ist zwar etwas waermer geworden, aber angenehm heisst etwas anderes!
Am Morgen mit Kathrin (D) losgelaufen. Ich habe ihr erzaehlt, dass ich mich bisher nur einmal verlaufen habe, was sie offenbar beeindruckte. Deshalb ist sie wohl mit mir abmarschiert, in der Meinung, ich werde den Weg durch den Nebel schon finden. Und prompt: bereits am Anfang den falschen Weg genommen, was bedeutete, dass wir nach einer halben Stunde wieder am Ausgangsort angekommen sind! Welche Blamage! das passiert halt, wenn man das Maul zu voll nimmt!
Nach einer guten Tortilla am Mittag bei Carmen in Fonfria (ein Muss) habe ich mich verabschiedet, da Kathrin sehr langsam lief. Bei diesem Regen wollte ich aber wiederum moeglichst schnell in Triacastela sein. Vor allem litten die Schuhe unter dem Regen, und mit der Zeit, pflatschte es darin, wie wenn man in eine Wasserpfuetze reinlaeuft.
Das Albergue in Triacastela ist sehr schoen und sauber. Es war ein bisschen teurer (EUR 7), als die Gemeindeherbergen (EUR 3), was sich absolut gelohnt hat. Dafuer war ich ganz allein, denn die anderen haben das billigere gewaehlt. Ich konnte ausgezeichnet schlafen. In einem Doppelzimmer war allerdings noch ein Couple, D und NL. Mit denen zusammen in Bar gegessen. Dort hielt sich auch ein Franzose auf, dem alles in Santiago gestohlen wurde! Ein Buschauffeur hatte ein Einsehen und nimmt ihn jetzt mit bis nach Frankreich. Ab jetzt muss man aufpassen, denn der Pilgerstrom duerfte groesser werden (letzte 100 KM)!

Villafranca bis O Cebreiro, 31 KM, 5.11.

Heute konnte ich die Regenkleider nur einmal anziehen: Den ganzen Tag hat's geregnet! Den Camino Duro, der von Villafranca zusaetzliche 250 Hoehenmeter bedeutete, habe ich ausgelassen. Der steile Aufstieg waere ja noch gegangen, aber der Abstieg ist noch steiler, was den mueden Knochen sicherlich nicht gut getan haette.
Heute gings in die Provinz Galicien. Alle schwaermten vom schoenen Galicien. Der ganze Aufstieg auf 1300 MuM hat's aber geregnet und sturmartig geblasen. Im oberen Teil gab's sogar ein bisschen Schnee! Das schoene Dorf O Cebreiro ist ganz vom Nebel eingedeckt gewesen, so dass ich zuerst das Albergue nicht gefunden habe. Beim Suchen einem halbverfrorenen Velofahrer auch noch geholfen, die Ungterkunft zu finden. Zum Glueck ist das Albergue warm. Die ganze Nacht hat's draussen gestuermt.

Mittwoch, 4. November 2009

Ponferrada bis Villafranca del Bierzo, 25 KM, 4.11.


Heute ist Tenuefetz angesagt. Bei Regen gestartet, dann ziemlich schnell abgetrocknet und sonnig, gegen Mittag wieder Regenkleider angelegt, und am Nachmittag nochmals 2 Mal, dazwischen schien aber immer wieder die Sonne. Mit der Zeit habe ich es ziemlich im Griff gehabt.
Heute gings fast den ganzen Tag durch wunderbare Rebberge, die in mannigfaltigen herbstlichen Farben sich ausbreiteten: ich bin im Gebiet des Bierzo.
Heute bin ich ganz allein gelaufen, was gut tat. So stoert niemand, und ich kann mein Tempo laufen. Die letzten Etappen habe ich es eher gemuetlich genommen. Da es nun wirklich gegen Ende zugeht, will ich die Zeit noch nutzen und keine Sprints mehr hinlegen.

Foncebadin bis Ponferrada, 26 KM, 3.11.


Von Foncebadon bis Cruz de Ferro sind es nur 2 KM. Dies ist eines der symboltraechtigsten Punkte des gesamten Jakobsweges. Alle Pilger legen einen Stein ab, den sie von zuhause bis hierhin mitgetragen haben. Symbolisch legt damit der Pilger seine inneren Lasten nieder. Zu dumm, ich habe diese Tradition nicht gekannt, weshalb ich auch keinen Stein mitgetragen habe. Soll ich den ganzen Weg fuer nichts gemacht haben? Aber halt, immerhin trage ich von zuhause weg eine Muschel mit, und ich entschliesse mich, diese anstatt zu deponieren (Hans, du wirst es sicher verstehen!).
Uebrigens, das Filmteam ist auch hier wieder am Filmen, und wieder uebersehen sie mein Talent! Ok, ab heute wird es aber etwas kosten, und das nicht wenig!

Mit erleichterter Seele gings dann weiter, ziemlich locker (das hat nichts mit den Sorgen zu tun, es ging einfach abwaerts).

Abends in Ponferrada in kirchlicher Albergue "Niklaus von der Flueeh" uebernachtet. Offenbar hat eine grosszuegige Spende aus der Schweiz vor einigen Jahren den Bau dieses Albergues ermoeglicht. Es ist ein sogenanntes Donativo, d.h. jeder Pilger gibt soviel er kann! Darum sind auch viele junge Leute anwesend, die in den Donativos meistens nichts oder nur wenig zahlen. Ich lege den normalen Preis eines Albergues fuer Uebernachtung in die Kasse (EUR 6).

Montag, 2. November 2009

Astorga bis Foncebadon, 27 KM, 2.11.


Heute ist Feiertag in Spanien! Und ich habe nichts im Rucksack! Zum Glueck gibt es ueberall Bars, so dass man Gelegenheit hat zu konsumieren.
Es geht in die Bergen. Und zum Glueck hat mein operativer Eingriff am kleinen Zehen gut getan: es geht wieder ganz ordentlich. Heute ist es ziemlich kuehl und dunkle Wolken zeigten Regen an. Gluecklicherweise hat dann der Wind diese zerblasen, so dass ich trocken am Zielort eingetroffen bin. Nach der Dusche kurz geschlafen, bis ein Geplapper vor der Tuer mich weckte. Wer ist draussen bei dieser Kaelte? Endlich, seit Tagen verfolgt mich das Filmteam von "The Way", einem neuen Film ueber den Camino, und jetzt filmen sie vor meinen Augen. Sofort aufgestanden und mich zuvorderst positioniert. Leider haben die mein Talent nicht entdeckt, alle Statisten mussten wegtreten. Die wissen wirklich nicht, dass sie einen Filmstar verpasst haben. Ich kann nicht weiter schreiben, denn das Nachtessen wird sonst kalt. En Gueta!

Villar de Mazarife bis Astorga, 32 KM, 1.11.

Und sie koennen es doch, die Spanier (oh pardon, Serge legt Wert auf die Catalanische Herkunft). Das Essen war ausgezeichnet. Einige feine Haeppchen, zur Vorspeise. Dann Salat und eine Creme Suppe, die diese Bezeichnung auch verdiente, und als Hauptgang eine wahrhaftige vegetarische Paelia. Natuerlich war auch der Dessert ausgezeichnet, und Serge hatte soviel Freude an unserer Gesellschaft, dass es noch ein Orujo (Grappa) gegeben hat. Schon lange nicht mehr soviel gegessen. Es errinnerte mich so sehr an Frankreich.
Heute bewoelkt, auf den letzten beiden kM verregnet.
Wegen Huehnerauge etwas humpelnd gestartet. Auf zwei junge Frauen aufgelaufen; eine trug nur die Sandaletten. Da ich ebensolche im Rucksack mittrug, habe ich die Schuhe gewechselt. Es ging dann ein bisschen besser, aber richtig gut kann man nicht sagen. Auf den Schotterstrassen ist es mit duennen Schuhen nicht sehr angenehm, zumal es etwas huegeliger wurde. Trotzdem ganze Etappe damit zu Ende gelatscht. Am Abend dann die Eiterbeule herausgedrueckt und Verband angelegt. Es hat dann sofort gebessert.
Kurz vor Astorga fuer eine halbe Stunde ein Bier getrunken (oder 2?). Ich wurde dann recht hart dafuer bestraft, denn es fing ziemlich an zu regnen. Fuer einmal hat mich das Wetterglueck verlassen. Der Petrus mag mir auch gar nichts goennen! Bier gehoert doch derzeit zu meiner taeglichen Nahrung!

Samstag, 31. Oktober 2009

Leon bis Villar de Mazarife, 23 KM, 31.10.


Nach einem Ruhetag in Leon (nach den Strapazen vom Vortag hat das gut getan), bin ich wieder eine Etappe weitergelaufen. Das Wetter ist immer noch schoen, die Temperatur ideal. Die Topographie ist nicht mehr ganz so flach. Leider spuere ich wieder das Huehnerauge (kein Wunder, nach dem Nachtlauf), so dass sich diese relativ kurze Etappe gut einordnete. Der Wiederstart fiel mir zwar nicht so leicht, nach den ersten Schritten gings dann schon wieder recht gut.
Auf der Plaza de Mayor ein bunter Markt gesehen. Es war noch relativ frueh, darum hat es noch wenig Leute gehabt.
Aus der Stadt laufend habe ich Barbara eingeholt, eine Irin, die den Camino etappenweise begeht. Als Lehrerin hat sie viel Zeit dazu, und sie ist deshalb oft hier. Heute ist zwar ihr letzter Tag und Leon eigentlich ihr aktuelles Endziel; sie wollte aber den Tag bis zur Abfahrt ihres Busses nicht untaetig herumsitzen, weshalb sie ein Stueck des Caminos weiterging, um beim naechsten Mal die Strecke schon ein bisschen zu kennen. Sie schwaetzt und schwaetzt und hoert auch nicht auf, als ich es schneller anging. Natuerlich habe ich nichts gegen eine Gesellschaft, und ich frische dabei auch noch mein Englisch auf, aber ab und zu durchschnaufen sollte man schon noch koennen! Bevor sie dann umkehrte, tauschten wir unsere Adressen aus; sie moechte unbedingt einmal durch die Schweiz laufen!!!

Beim Picknick ist dann Pierre aus Genf wieder einmal aufgetaucht. In Frankreich sind wir einige Tage zusammen gelaufen, er wollte aber dann mehr unabhaengig sein, weshalb wir eigene Wege gegangen sind.
In Leon auch Bruno getroffen, den ich zum letzten Mal in Conques gesehen habe. Nach meinen Ruhetagen in Figeac und Moissac dachte ich kaum, dass ich ihn wiedersehen werde. Er bleibt aber einen Tag laenger in Leon, weshalb es nur ein kurzes Wiedersehen gegeben hat. Man trifft sich halt immer wieder auf dem Camino.

Freitag, 30. Oktober 2009

Sahagun bis Leon, 57 KM, 29.10.


Heute ist wieder einmal eine kleine Geshichte faellig:
es geht um einen junggebliebenen (!) Schweizer, der in Sahagun uebernachten wollte. Er fuehlte sich nicht sehr wohl in diesem Albergue municipal (die anderen waren leider alle zu). Es herrschte stikcige Luft, die Bettstaetten glichen eher Chuengelistaellen und waren dreckig, der Airconditioner funktionierte zwar, aber man merkte nichts davon, ausser dass er einen horrenden Laerm verursachte, Fliegen zuhauf, im Nebenbett war Frau mit Wanzenbissen usw. Der Schweizer konnte nicht schlafen. Um ca. 01:00 Uhr entschied er sich, nicht mehr laenger nichtstuend auf den Morgen zu warten. Er packte seine Siebensachen und verabschiedete sich, mit der Stirnlampe an, in die dunkle Nacht, nach dem Motto des kuerzlich gezogenen Kaertchens aus der spirituellen Apotheke: "Es geht, wenn man geht". Er vertraute auch dem Geist des hl. Jakobs, der ihn beschuetzen soll. Der Camino ist zwar gut gekennzeichnet, aber die Dunkelheit hat doch seine Wirkung. Da ein Rascheln im Laub, dort ein komisches Geraeusch, es lief dem Schweizer kalt ueber den Ruecken! Ganz speziell in die Knochen gefahren ist ihm, als er an einem weissen Kreuz vorbeilief, das den Tod eines Pilgers beklagte. Und immer wieder die Frage, ist er auf dem richtigen Camino. Er lief und lief so schnell ihn die Fuesse tragen konnte. Topografisch war die Srecke einfach. Es ging lang schnurstracks geradeaus, weshalb die Dunkelheit auch seine Vorteile gehabt hat, denn man sieht die unendliche Weite nicht. Er goennte sich nur kurze Pausen, denn es bestand die Gefahr, dabei einzuschlafen. Es war relativ kuehl, aber beim Laufen merkte man nicht soviel davon. Sogar die Polizei wurde einmal auf den Nachtwanderer aufmerksam. Es haette nicht viel gebraucht, und der Wanderer haette eine Fortfuehrung seines Unternehmens im Auto vorgezogen. Aber die Polizei fragte nur nach den Personalien und fuhren dann weiter. Der Schweizer war aber froh, dass es sich um echte Guardia civil handelte, denn er hat schon gehoert, dass so getarnte falsche Polizisten, Leute ueberfallen haetten! Alles Moegliche ging ihm durch den Kopf. Endlich, gegen 07:00 Uhr wurde es dann hell, und das Abenteuer des Schweizers war beendet. Aber was soll er machen den ganzen Tag? Er entschied sich dafuer, gerade noch eine Tagesetappe anzuhaengen! Auf den Felgen laufend und mit heraushaengender Zunge ist er dann, nach 57 KM und ziemlich genau 12 Std., in Leon angekommen. Nach all den Strapazen goennte er sich ein Bett im Hotel, und jetzt, einen Tag spaeter, sitzt er im Internetcafe und verfasst diesen Blog.
Coelho haette seine wahre Freude an dieser Geschichte!

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Calzadilla de la Cueza bis Sahagun, 24KM, 28.10.


In der Nacht kuehlt es jetzt schon recht ab, so dass ich froh bin um den Schlafsack, auch wenn es ab und zu Wolldecken gibt. Die sind nicht immer sauber, so dass eine Huelle auch nuetzlich ist. Uebrigens, Franziska (Mallorca) hat auch die Wanzen zu Besuch; schon wieder eine Frau. Eigentlich muesste die Wanze in der deutschen Sprache "der Wanze" heissen, da offenbar nur Frauen von diesen Biesten Besuch erhalten. Franziska musste nun alle ihre Sachen waschen, weshalb sie zurueckblieb.
Heute habe ich nur eine kurze Etappe gemacht. Die letzten Tage waren fast alle ueber 30 KM, und ich weiss ja aus Erfahrung, dass man nicht uebertreiben sollte! Somit recht langsam unterwegs und trotzdem schon um 14:00 in Sahagun. Das Wetter ist heute wunderbar gewesen und schon wieder recht heiss (bin froh, dass es gestern durch die Meseta-Hauptetappe nicht so heiss war). So habe ich ein wenig Zeit, mich auszuruhen. Seit Tagen die gleichen Etappen machen Philipp und Marie Diane, eine Quebequerin. So treffen wir uns jeweils im gleichen Albergue wieder.
Nun, gegen Ende Oktober, sind auch viele Albergues geschlossen. Die Auswahl wird immer kleiner. Auch heute war in Sahagun das gewuenschte Albergue geschlossen, obschon gemaess Fuehrer dieses noch offen sein sollte. Auf diese Angaben kann man sich nicht immer verlassen. Wir sind nun im Albergue municipal, nicht sehr komfortabel und sehr viele Fliegen!
Jetzt sind gerade auch noch die beiden Italiener eingetroffen. Es duerfte ein guter Abend werden!

Dienstag, 27. Oktober 2009

Fromista bis Calzadilla de la Cueza, 37 KM, 27.10.


Meseta pur! Das heutige Wegstueck soll zu den haertesten und auch zu den spirituell aufregedendsten des Weges gehoeren! Die schattenlose Landschaft ist eine Herausforderung fuer Koerper und Geist. Und das Wetter spielt wieder voll mit: nicht zu heiss, sonnig, ein bisschen Wind. Ich muss wirklich gut angeschrieben sein, da oben! Ich bin gespannt!
Die ersten 20 KM verlaufen neben einer Strasse und sind nicht die aufregendsten. Nach Carrion de los Condes soll es dann losgehen! Ich habe dann die ganzen naechsten 17 KM auf die geistigen Eingebungen gewartet, leider kamen sie dieses Mal nicht. Die Strecke war topfeben, eigentlich wirklich ideal fuer allmoegliche Gedanken. Es gelang mir aber nicht, mich zu konzentrieren. Die Strecke war fuer meine Begriffe auch nicht sehr anstregend (sicher auch dank des guenstigen Wetters). So kann man nicht immer alles erzwingen; es gibt sicher wieder andere Moeglichkeiten, die vielleicht nicht so aufregend angesagt werden.

Hontanas bis Fromista, 36 KM, 26.10.


Wieder ohne Fruehstueck gestartet, das ich erst im naechsten Dorf dann nachgeholt habe. Vorerst alleine gelaufen, und es war wunderbar. Neblig aber nicht kalt, und die Sonne hat leicht durchgeschimmert. Traumhafte Bilder oeffneten sich.
Diese relativ lange Etappe gut gemeistert, und sie galt als Massstab fuer den naechsten Tag, der nach allen Informationen ein harter werden sollte.
Am Abend wieder mit den Italienern Nachtessen eingenommen.

Burgos bis Hontanas, 32 KM, 25.10.


Dank der Zeitumstellung 1 Std. laenger geschlafen. Das war auch gut so, denn in der Nacht hoerten wir die Party auf den Strassen ablaufen, und wir konnten nur zuhoeren. Am Laerm an musste ein Boteillon ziemlich in der Naehe des Albergues abgegangen sein.

Es ist bewoelkt und ein bisschen neblig. Am Morgen frueh die schlafende Stadt verlassen. Ab Ende der Stadt meist ueber Wiesen leicht bergauf und -ab gewandert. Die Meseta, eine Hochebene, hat begonnen. Am Sonntag gibt es auch viele Jaeger, die auf Voegel lauern. Eine arme Taube wurde auch getroffen und fiel zu Boden. Der Jaeger zeigte uns stolz das arme Tier. Die Etappe schien mir unendlich. Das Tagesziel war nicht von weitem zu sehen. Auf einmal oeffnete sich ein kleines Tal und darin gebettet lag dann Hontanas.

Man merkt nun, dass die Saison zu Ende geht. Es ist nur noch das Albergue municipal offen. Das war aber nicht so schlimm, denn es war ein altes, schoen umgebautes Haus. Und es war sauber. Auch das Nachtessen, das die Hospitalera zubereitet hat, war gut. Es geht also doch, wenn man will!

Es war ein gemuetlicher Abend vor Chemineefeuer und eine lustige Gesellschaft. Zwei Italiener, die in Burgos den Camino begonnen haben, unterhielten die ganze Schar. Als der eine muede war, zog er sich zurueck. Er konnte aber nicht schlafen, und ist nochmals erschienen. Wir mussten uns vor Lachen kruemmen, denn er trug ein richtiges Nachthemd. Zum Glueck war er nicht sensibel.

Samstag, 24. Oktober 2009

Atapuerca bis Burgos, 22 KM, 24.10.


Leider hat es mit der Besichtigung der Ausgrabungsstaette in Atapuerca nicht geklappt. Trotzdem bis 08:30 Uhr ausgeschlafen, was sonst nicht moeglich ist, denn die Pilger muessen meistens um 08:00 Uhr aus dem Haus sein.
Das Wetter ist heute neblig und feucht. Die Etappe nach Burgos ist aber auch nicht gerade eine Prachtsetappe, weshalb das Wetter nicht so wichtig war. Leider ist der Camino vor Burgos schlecht markiert, und prompt: wir haben uns voellig verlaufen. So sind wir ueber Bahngeleise, Autostrassen und Felder gelaufen, bis wir endlich den Camino kurz vor Burgos wieder gefunden haben. Marie Dianne war ziemlich fertig. Dann gings ziemlich lang der Strasse entlang, durch staedtische Vorortsgebiete. Da es Samstag war, war es nicht so schlimm. Viele Pilger nehmen den Bus durch Burgos, da wir aber in der Stadt uebernachten, macht dies keinen Sinn. Endlich, nach einer Strecke von ca. 8 KM im Albergue angekommen. Es handelt sich um einen modernen Zweckbau. Der Schlafraum ist sehr nuechtern ausgestaltet, aber fuer 3 Euro (!!) kann man auch nichts bemaengeln, und dies mitten im Zentrum.
Wie offenbar jede Stadt in Spanien lebt Burgos auch eher am Abend. Da war das Zentrum sehr belebt. Leider mussten wir gerade als es richtig losging, naemlich um 22:00 Uhr, im Albergue sein, denn spaeter ist alles geschlossen. Die moegen den Pilgern aber auch nichts goennen!!

Freitag, 23. Oktober 2009

Belorado bis Atapuerca, 31 KM, 23.10.

Mit mueden Beinen aufgestanden. Dann doch noch in die Schweizer Albergue hineingeschaut und nach einem Kaffee gefragt. Grosszuegigerweise haben die freundlichen Gastgeber sogar das Fruehstueck ermoeglicht. Die Gastgegber werden jeweils von freiwilligen, meist Schweizern, gestellt, die dann 14 Tage den Job ausfuehren. Es ist sicher interessant, aber auch muehsam, denn die Praesenz ist sehr lang.
Gestaerkt den Tag in Angriff genommen. Ein starker Wind blies zwar, aber es war o.k. Daher auch wieder 31 KM gelaufen, was nicht sehr anstregend gewesen ist. Die letzten 12 KM durch eine oede Waldschneise gelaufen, das war gut, denn so konnte ich den Gedanken nachgehen, ohne von Aussen abgelenkt zu werden. Das tat dann gut fuer die Seele. Auf Franziska, Philipp und Mary Dianne gestossen, und wir vereinbarten, in der gleichen Albergue zu uebernachten. Atapuerco ist historisch ein wichtger Ort, denn in der Naehe wurden die aeltesten Ueberreste von Menschen in Europa gefunden (ca. 800000 Jahre alt). Vielleicht gelingt uns ein Besuch dieser Staette; Franziska ist am rotieren. Die Ausgrabungen gehoeren ins Weltkulturerbe der Unesco.

Azofra bis Belorado, 43 KM, 22.10.


Es ist verrueckt! Es regnet seit 04:00 Uhr, und zwar in stroemen. Abmarsch auf 08:30 Uhr verschoben. Es machte aber nicht den Anschein, besser zu werden. Trotz unwirtlichem Wetter mit Christoph und Dorothe losgezogen. Der Regen war dann nicht das grosse Problem; wir hatten ja gute Ausruestung. Nein, der schlammige Weg erwies sich als viel schlimmer. Mit jedem Schritt ein halbes Kilo Dreck mitschleppen, das ging an die Substanz. Es war wie wenn der Schnee an den Skifellen kleben bleibt! Nach etwa 1:30 Std sahen wir die Autobahn in der Naehe, und wir entschlossen uns, diese zu benuetzen. Ueber eine Dreckhalde erreichten wir die Strasse, und dementsprechend sahen wir auch aus! Es ist zwar auch nicht angenehm, den vielen Lastwagen zu begegnen, aber immer noch besser, als im Schlamm zu schwimmen. Endlich, um 11:00 Uhr hoerte der Regen auf, und wir erreichten bald einmal Santo Domingo, eine der wichtigsten Staedte am Camino. Die Geschichte: Eine Wirtstochter verliebte sich in einen Pilger, der mit seinen Eltern unterwegs gewesen ist. Da er nicht bei ihr bleiben wollte, schmuggelte die Tochter einen goldigen Becher in den Rucksack des Juenglings und zeigte ihn dann an. Die Ordnungshueter entdeckten das Diebesgut und verurteilten ihn zum Tode. Als er gehaengt wurde, bemerkten die Eltern des Juenglings, dass dieser gar nicht gestorben ist, und sie meldeten dies dem Richter. Dieser war gerade am Essen von 2 Huehnern. Als er die Nachricht der Eltern hoerte, meinte er, dass der junge Mann tot sei, so tot wie die 2 Huehner auf seinem Teller. Als er dies sagte, flogen die Tiere von seinem Teller und der Juengling war geretet. Und wenn sie nicht gestorben sind.......... Und seitdem werden immer 2 Huehner in der Kirche in einem Kaefig eingesperrt. Aber diese Geschichte lockt tausende von Leuten an.
Nach dem Regen freuten wir uns auf eine warme Tasse Schockolade, die wir dann im Parador, eine bekannte Hotelkette der oberen Preisklasse, bestellt haben. Zuerst schickten mich meine beiden Begleiter hinein, um zu testen, ob sie uns wirklich reinlassen. Es klappte, und wir genossen das warme Getraenk.
Leider war Dorothe nicht mehr sehr wanderfreudig, weshalb mir Christoph die Mitteilung ueberbrachte, dass sie in Santo Domingo blieben. So bin ich allein weitergegangen. Das Wetter hat sich vorerst zum Besseren gewendet. Das erste anvisierte Albergue erreichte ich bereits um 15 Uhr, weshalb ich nochmals ein paar KM weiter ging. Aber da pfuschte wieder einmal jemand (!) dazwischen, denn das 2. Albergue hatte gerade einen Ruhetag. Oh Schreck, es nahte dazu noch ein weiterer Regenschauer. Ich musste nochmals 6 KM anhaengen und wurde zum 2. Mal verregnet. Immerhin nicht mehr so im Dreck laufend.
Totmuede nahm ich das naechst moeglich Albergue und verzichtete auf die im Ort von Schweizern gefuehrte Herberge.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Logroño bis Azofra, 37 KM, 20.10.


ueberraschend schoenes Wetter und wieder warm, so dass ich die kurze Hose wieder anziehen konnte.
Ziemlich im dunkeln mich aus der Herberge verabschiedet, begleitet von Dorothe und Christoph aus Deutschland. Da es in der Herberge kein Fruehstueck gibt, in Bar schnell angehalten, was fuer mich sowieso besser stimmt, denn dann kann ich das bestellen, was mir schmeckt. Dann zuegigen Schrittes aus Logroño weitergegangen. Anfaenglich ging der Weg neben einer Autobahn entlang, spaeter dann ueber Felder und Wiesen meistens an riesigen Weinbergen vorbei, wobei Weinberg uebertrieben ist, denn die Felder sind ziemlich flach und die Reben werden bestimmt maschinell verarbeitet. Wir kamen schnell voran und waren gegen 13:30 Uhr am geplanten Etappenort Najera. Daher beschlossen wir, noch eine Strecke von 6 KM anzuhaengen und landeten in Azofra.
Am Abend zum ersten Mal selbst gekocht. Im Dorfladen fixfertige Spaghetti mit Gorgonzolasauce eingekauft. Leider habe ich etwas viel Wasser aufgekocht, so dass die Sauce nicht wirklich dick geworden ist! Es hat trotztdem geschmeckt, denn wir hatten hunger! Und heute haben wir dann einen wirklich guten Rioja kredenzt! Alle waren zufrieden.

Es geht tatsaechlich nicht mehr sehr lang bis Santiago. Landschaftlich gefaellt mir Spanien sehr gut: weite Felder, leicht huegelig, herrliche Herbstfarben, idyllische kleine Doerfer. Der Jakobsweg ist ziemlich leicht. Aber jetzt habe ich auch irgendwie ein bisschen genug. Ich bin seit dem 12.8. unterwegs quer durch Europa und bin sicher auch dabei etwas muede geworden. Lang nicht alle Sehenswuedrigkeiten werden mehr angeschaut und auch das Fotographieren ist nicht mehr immer praesent. Und als ich hoerte, dass es in der CH bereits geschneit hat, verstaerkte sich mein Wunsch, jetzt moeglichst schnell in Santiago zu sein. Uebrigens bin ich nicht allein mit diesem Gefuehl, auch andere Santiagogeher fuehlen gleich.

Torres mdel Rio bis Logroño, 22 KM, 20.10.

Bewoelkt, gut zum Laufen, waermer

Eine kurze Etappe, und ich erreiche die Hauptstadt des Riojas knapp vor 12:00 Uhr. Am Wegrand fingen die ersten Weinberge an. Herrlich diese Trauben direkt vom Stock zu lesen und zu essen. Eigentlich sollte man dies nicht, aber die Lese ist schon abgeschlossen. Trotzdem hangen immer noch viele Trauben, so dass man niemanden schadet.
Da es kurz nach Ankunft in Logroño angefangen hat zu regnen, bin ich den ganzen Nachmittag in der Herberge geblieben. So habe ich meinen verpassten Schlaf von der Vornacht nachgeholt. Mit dem Regen und auch sonst hat mich die Stadt nicht sehr beeindruckt. Es wird viel gebaut und es scheint, dass es da wirtschaftlich nicht schlecht geht. Die Weinbauern mit ihren Betrieben sind klar auf dem Lande, wo man nicht so einfach hinkommt, wenn man zu Fuss ist.
Abends wieder mit anderen Pilgern in ein Restaurant gegangne. Enttaeuschend war, dass dieses nur einen billigen Wein aus Suedspanien aufgetischt hat; und dies in Rioja! Ich habe beschlossen, am naechsten Tag selbst zu kochen und einen gten Rioja zu kaufen.

Estella bis Torres del Rio, 27 KM, 19.10.

bewoelkt aber trocken, Temperatur o.k.
Nach einem kurzen Anstieg erreiche ich Villamayor de Monjardin. Pablito erwartet alle Pilger am Dorfeingang und stempelt jeweils den Pilgerpass. Auch in der dortigen oertlichen Herberge begruesst man die Pilger sehr herzlich und offeriert allen ein warmes Getraenk. Ich bin froh um eine Tasse Kaffee, denn es ist immer noch ziemlich kuehl am Morgen. Dann gehts weiter, immer ein bisschen auf und ab, bis nach Torres del Rio. Die Herberge ist neu und entsprechend beliebt bei den Pilgern. Aus verstaendlichen Gruenden fuellen die Hospitaleros einen Raum nach dem anderen, so dass leerstehende Zimmer nicht am naechsten Morgen geputzt werden muessen. So ist unser Raum voll, d.h. 10 Leute, obschon die Herberge nur halbvoll ist. Einer hat in dieser Nacht wirklich langanhaltend geschnarcht, und ich konnte lange nicht einschlafen. Ja, das gehoert halt dazu.
Die ganze Meute ist vorher noch Essen gegangen. Dieses Mal habe ich 2 x Vorspeise bestellt, einmal eine Suppe und nachher einen Teller Spaghetti. So konnte ich die ueblichen kalten Pommes umgehen. Auf Fleisch kann ich gut verzichten. Zum Essen wird immer Wein serviert. An diesem Abend war die Stimmung besonders lustig, speziell Franziska aus Mallorca, die den Camino schon zum 3. Mal macht. Mit ihren 34 Jahren sieht sie gut aus und hat ein Temperament zum baendigen. Dieses Mal ist sie mit einem jungen, deutschen Studenten unterwegs!

Sonntag, 18. Oktober 2009

Puenta la Reina bis Estella, 25 KM, 18.10.


Wie beschlossen laufe ich heute allein los. Ich starte, nach einem selbstgemachten Fruehstueck, um 08:00 Uhr. Nach 500 m merke ich, dass ich meinen Hut vergessen habe. Also wieder zurueck! Wer nicht Kopf hat, hat Fuesse!
Es ist ziemlich huegelig, aber eine wunderschoene Landschaft. Ich durchquere ein wunderbares Dorf namens Cirauqui, das auf einem kleinen Huegel angelegt ist.
Natuerlich kann man dies nur geniessen, weil es nicht regnet. Es scheint wieder die Sonne und die Temperaturen sind etwas milder geworden. Ein Franzose meint, dass dies ein Zeichen fuer Regen ist! Hoffentlich nicht so bald!
In Estella treffe ich auf Spanier,die auch erst mit mir am Morgen losgelaufen sind, aber viel langsamer laufen. Ich bin erstaunt, dass sie auch schon hier sind. Es gibt ein grosser Gag in Estella: eine Weinkellerei offeriert allen, die dort vorbeilaufen, gratis ein Glas Wein. Dieser wird aus einem Hahnen herausgelassen. Nicht sehr romantisch, aber bei den Pilgern beliebt. Da die Provinz Navarra ziemlich viel Reben angebaut hat, ist die Weinproduktion eine wichtiger Wirtschaftszweig.

Pamplona bis Ponte la Reina, 24 KM, 17.10.


Die erste Nacht im neuen Schlafsack! Herrlich, dachte ich. Was ich aber nicht wusste, war, dass das Haus beheizt wird. So habe ich viel zu warm gehabt!
Die deutschen Hostellieros holen uns schon um Punkt 06:00 Uhr aus den Schlafsaecken! Es ist ja noch dunkel, haben die denn kein Verstaendnis fuer die armen Pilger!! Nein, es ist schon gut so, wir muessen das Haus erst um 08:00 Uhr verlassen, so dass wir es gemuetlich angehen koennen. Heute laufe ich mit Vreni, die spaeter auch in der Herberge erschienen ist.
Die Strecke fuehrte nach Pamplona ueber Wiesen und Felder einen kleinen Anhang hinauf. Schon von weitem sieht man auf der Krete einige riesige Windraeder, nicht sehr schoen zum anschauen, aber halt nuetzlich. Auf der Krete hat man dann einen herrlichen Rundblick, und wir sehen hunderte von Windraedern in der ganzen Umgebung. Es stuermt richtiggehend, und wir muessen uns vorwaertskaempfen. Schoen, den Wind so spueren zu koennen. Da Vreni laengsaemer laeuft, bin ich irgendwie unzufrieden, und ich beschliesse, den naechsten Tag allein mein Tempo wieder zu gehen. Was mit ihr gut ist, sie kann recht gut spanisch, und unterhaelt sich natuerlich viel mehr mit den Spaniern. Uebrigen: seit Reconvalles hat der Pilgerstrom ziemlich zugenommen, und es ist internationaler geworden. Von Korea bis Suedamerika und natuerlich viele Europaer ist alles vertreten.
Das Essen ist wieder miserabel. Ich werde nun doch noch selbst kochen muessen!

Larrasoana bis Pamplona, 17 KM, 16.10.

Brrrr, die Nacht ist kalt gewesen! Es ist nun die zweite Nacht, in der ich gefroren habe. In Spanien gibt´s offensichtlich keine Wolldecken. Alles was ich sonst gehabt habe, in den Seidensack gestopft, aber es hat nicht viel genuetzt, nur dass ich selbst fast keinen Platz mehr gehabt habe! In Pamplona einen Schlafsack gekauft.
Am Morgen schnell aufgestanden und schon um 07:30 Uhr losgelaufen. Es ist um diese Zeit zwar noch dunkel, aber mit der Zeit gewoehnen sich die Augen daran, und die Wege sind ziemlich breit gewesen. Kalte Haende gekriegt, war aber zu faul, die Handschuhe aus dem Rucksack zu holen. Selber schuld!
Daher schon frueh in Pamplona einmarschiert. Es ist eine spanische Stadt nach dem Bilderbuch: alte Haeuser im Stadtzentrum (allerdings viele sehr schoen restauriert), enge Gassen, viele Kraemerlaeden, schoene geraeumige Plaetze mit vielen Bars, hektik.
Am spaeteren Nachmittag in einer Tapas Bar einige Haeppchen genossen. Das war kulinarisch bisher der Hoehepunkt in Spanien. Das Nachtessen dafuer war eher bescheiden. Es gibt in Spanien bisher immer halbkalte Pommes Frites in Oellachen mit einer Fisch- oder Fleischbeilage. Bisher hebt sich Frankreich kulinarisch klar von den Spaniern ab. Es ist zum Teil nicht zu geniessen. Da spielt der guenstige Preis auch keine Rolle mehr (EUR 9). Margrit, eine Schweizerin, die mit Ehegatte unterwegs ist, musste sich dann auch in der Nacht uebergeben.

In der Herberge Paderborn, klar von deutschen gefuehrt, eingecheckt. Schnell war zu spueren, dass hier mit eiserner Hand gefuehrt wird. Rucksack da, Schuhe dort, einschreiben um Punkt 16:00 Uhr usw. Aber die Damen waren sonst nett und gabe auch ein paar Tipps fuer die Stadtbesichtigung mit.

Roncesvalles bis Larrasoana, 28 KM, 15.10.

Uebrigens: den riesigen Schlafsaal in Roncesvalles betreiben Hollaender. Sie sind sehr hilfsbereit. Es ist ein riesiger Saal, gleich einer Kirche. Darin sind die doppelstoeckigen Betten aneinandergereiht. Das Schnarchen hat sich als nicht so schlimm herausgestellt; die Hoehe des Salles hat dies wohl ein bisschen aufgefangen.
Der heutige Tag war ein bisschen zum Vergessen. Da es bei den Hollaendern kein Fruehstueck gegeben hatte, musste ich bis ins naechste Dorf laufen, um einen warmen Tee trinken zu koennen. Dann allein weitergelaufen. Landschaftlich gehts ziemlich durch Waelder, ein Tal hinaus. Die Spanier bereiten sich fuers naechste Jahr vor (Jahr des heiligen Jakobs!)und richten die Waldwege fasst wie Autobahnen her. Fuer die Velofahrer ist das ja gut, aber die Fussgaenger bekommen auf dieser Unterlage ziemlich schnell einmal heisse Fuesse.
Eigentlich wollte ich in Zubiri uebernachten; aber ich war schon am Mittag da, so entschloss ich mich, bis ins naechste Dorf weiter zu gehen. Dieser Teil des Weges fuehrt ziemlich lang an einer Zementfabrik vorbei, was nicht sehr angenehm war. Die Herberge stellte sich als ehemalige Garage heraus, und sie mosteten soviel Betten wie nur moeglich hinein. Die sanitaeren Anlagen waren auch eher mies, einen Aufenthaltsraum gab es nicht. Eine Zumdutung!

Mittwoch, 14. Oktober 2009

St Jean Piet au Port bis Roncesvalles, 24 KM, 14.10.


Herrlich, heute geht es ueber die Pyraenaen. Und das Wetter spielt voll mit. Am Ausgangsort noch neblig, aber schon nach den ersten paar Hoehenmetern war der Nebel weg und es wurde ein phantastischer Tag. Es ging immer zum Teil recht stutzig den Weg hoch; wir mussten 1400 Hoehenmeter bewaeltigen. Aber bei leichter Bise ist das leicht zu machen. Es hat wieder viele Leute, denn St Jean Piet au Port ist ein anderer wichtiger Ausgangspunkt fuer den Jakobsweg. Viele Spanier fangen hier an und eben auch Harpe Kerkeling hat hier angefangen. Fast habe ich den Grenzstein zwischen Frankreich und Spanien verpasst. Er ist wirklich kaum erkennbar. Aber ab jetzt heisst es nicht mehr Bonjour sondern hola! Auf der Passhaohe wieder auf Vreni gestossen (ohne Rudolf), die ich in Cahor verabschiedet habe. Als schnelle Geherin habe ich kaum geglaubt, dass ich sie wieder einhole. Aber auch bei ihr hat wohl Jakobus einen langsamere Gangart verlangt, denn sie hat am Fussgelenk entzuendet. Zudem hat sie nun zum 2. Mal von den Wanzen Besuch gehabt. In der Herberge musste sie alles abgeben (wirklich alles) und die Sachen wurden gewaschen oder gsprayt. Ecklige Viecher. Bis heute habe ich ausser ein paar Mueckenstiche nichts derartiges! Ich bin dankbar.

Die Gite ist eine andere Dimension. In Frankrecih waren hoechsten 12 Leute in einem Saal, meistens aber nur 5-8. Der erste Gite in Roncesvalles (Herberge) hat ein Fassungsvermoegen von sicher 100 Leuten. Also herrliche Schnarchsaele. Ich bin gespannt, wie ich schlafen kann. In den letzten Tagen konnte ich gut schlafen, hoffe, dass es auch hier so weitergeht.

Uharte Mixe bis St Jean Pied de Port, 28 KM, 13.10.


Mit grossem Gluecksgefuehl erwacht. Ein wunderbarer Morgen erwartete uns. Nach dem Regen ein besonderer Anblick. Auch bedeutete heute die letzte ganze Etappe in Frankreich, mit seinen 1065 KM. Leichten Schrittes liefen wir den ganzen Tag und machten Schabernack. Sebastian, unser junger Koch, huepft den ganzen Tag herum; der hat noch Ausdauer! Und das Wetter spielte hervorragend mit. Sonnig aber nicht zu heiss. Das Baskenland gleicht unseren Voralpen, und es ist sehr angenehm zu laufen.
Da die anderen noch Reste hatten zum aufessen, bin ich abends allein Essen gegangen. Das Alleinsein war auch wieder einmal gut.

Navarrenx bis Uharte Mixe, 32 KM, 12.10.


Heute war zuerst alles sehr muehsam. Es regnete schon beim Aufstehen. Ich waere am liebsten noch im Schlafsack geblieben. Das darf aber nicht einreissen! So rein in die Hose und halt mit den anderen losmarschiert. Vorerst nahmen wir eine Abkuerzung, denn die Feldwege waren vom Regen in schlechtem Zustand. Vorbei an vielen Entenfarmen mit 1000en von Enten. Wir versuchten einfach moeglichst schnell anzukommen. Als es am Nachmittag aufhellte, war alles wieder viel besser. Wir suchten wieder den GR65. Das ist der offizielle Wanderweg vom Jakobsweg. Die rot-weissen Zeichen sind ueberall moeglich angebracht. Auch wenn nicht immer leicht auffindbar, wenn man aufpasst kommt man wirklich durch. Ich habe nur den Reisefuehrer Outdoor, und sonst laufe ich eben diesen Zeichen nach. Bis jetzt habe ich ja fast immer den Weg gefunden. Und vielfach gibt eben diese gewisse Unsicherheit einen Anlass mit anderen Pilgern zu diskutieren und verschiedene Meinungen einzuholen.
Gegen 16:00 Uhr in Gite in Uharte Mixe angekommen. Man fuehlte sich sofort zu Hause bei diesen sehr netten und aufmerksamen Gite Besitzern. Dieser hat sogar die Liegestuehle parat gestellt, so dass wir die Nachmittagssonne besonders genossen haben, nach dem verregneten Morgen. Wie in den Ferien. Auch das Nachtessen war ausgezeichnet. Wir sind jetzt im Baskenland, und dieses ist bekannt fuer die besonders gute Kueche.

Arthez Bearn bis Navarrenx, 32 KM, 11.10.

Am Vormittag regnete es nochmals, aber nur noch leicht. Im Gite Comunal hat es kein Fruehstueck gegeben. Im naechsten Dorf gefruehstueckt, wo es zum Glueck ein Restaurant gegeben hat, was in den kleinen Doerfern sehr selten der Fall ist. In Frankreich scheinen viele kleine Doerfer langsam auszusterben. Man sieht oft keine Leute und die Haeuser sind vielfach in einem schlechten Zustand.
Das Laufen geht wieder ziemlich gut, ausser bei allzu langem Gehen auf der Asphaltunterlage. Dann beginnen die Fuesse an zu Brennen. Bei jedem Halt ziehe ich jetzt auch die Schuhe aus, so dass sich die Fuesse erholen koennen. So geht es ganz gut.
Abends in einer richtigen franzoesischen Quartierbeiz zu Abend gegessen. Es war gut und reichhaltig. Die Stimmung im Lokal, das voll von Franzosen war, war auch ziemlich laut; zeitweise verstand ich mein Gegenueber nicht! Das Menue kostete nur 10 Euro (inkl. Wein!).
Wenn man den ganzen Tag in ruhigen Waeldern und ueber schoene Felder laeuft, kommt einem der alltaegliche Laerm noch viel lauter vor.

Arzacq bis Arthez Bearn, 31 KM, 10.10.

Eine ganz neue Erfahrung: es hat oft und zeitweise intensiv geregnet. So hatte ich endlich Gelegenheit, die Regenhose anzuziehen (Danke Verena C.! bisher glaubte ich, das sei ueberfluessig). Aber mit Ponche und Regenhose machte sogar der Regen ein wenig Spass. Es stimmt schon: es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausruestung. Ueber Mittag in einem Stall angehalten. Ein kleines Plakat an der Strasse wies auf Kuchen und Getraenke hin. Das haben wir benutzt und konnten uns wieder ein bisschen aufwaermen.
Gegen spaeteren Nachmittag in Arthez angekommen. Dort wollte ich zuerst in eine private Gite. Diese machte einen sehr gepflegten Eindruck. Leider war sie voll, so dass ich ins Gite comunal ging, wo auch die anderen untergekommen sind. Sebastian, unser junger Koch, hat wieder einmal die Kelle geruehrt, und wir genossen einen gemuetlichen Abend.

Air-sur-l'Adour bis Arzacq, 28 KM, 09.10.

Ein wenig interessante Etappe. Morgens um 08.15 Uhr gestartet. Ueber Mittag hat's geregnet, so dass wir in Baeckerei in einem Hinterraum Platz gefunden haben, obschon wir das Essen selbst mitgebracht haben (sogar das Brot). Das war sehr nett, umso mehr als die Frau ihren Mittag um 1/2 Std. wegen uns verschoben hat!
Im Land des Foi Gras haben wir beim Vorbeigehen in einen entsprechende Entenfarm hineingeschaut. Das Plakat versprach zwar eine Demonstration, das einzige was wir zu sehen bekamen, war der Verkaufsladen. Schade, ich haette wirklich ein bisschen mehr erwartet. Nachmittags kam dann die Sonne wieder und das Laufen machte wieder Spass.
Abends in Arzacq in grosser Gite mit 77 Plaetzen uebernachtet. Gite war mittelmaessig, wie auch das Essen.

Freitag, 9. Oktober 2009

Air-sur-l'Adour bis Arzacq, 28 KM, 09.10.2009

Wieder einmal eine bewegende Geschichte auf dem Jakobsweg: seit Tagen treffe ich Alfred, Oesterreicher, und Lerd, Thailand, auf dem Weg, meistens morgens, denn sie laufen relativ langsam. Trotzdem erreichen sie meistens das gleiche Etappenziel, nur haben sie bedeutend laenger. Die beiden kennen sich seit einigen Jahren, als Alfred in Thailand Tauchferien machte. Nach einem Tauchgang fuehlte er sich nicht sehr gut und teilte dies der Tauchleitung mit. Womoeglich stimmte etwas nicht mit der Fuellung der Flasche. Die Schule nahm ihn nicht ernst. Nur Lerd, der dort als Barmann arbeitete, dachte, da muesse man vorsichtig sein und brachte Alfred ins Spital. Es wurden sofort Massnahmen ergriffen, um den Druckausgleich wieder zu korrigieren. Alfred verdankte ihm seine Gesundheit, denn 12 Stunden spaeter waere es zu spaet gewesen. Das ist die eine Geschichte, die andere ist, dass am naechsten Tag der Tsunami ueber das Land hereinbrach. Und nachdem Alfred zu dieser Zeit immer noch im Spital weilte, hat er womoeglich ein 2. Mal Glueck. Als Dank hat Alfred Lerd auf den Jakobsweg eingeladen und die Kosten uebernommen. Leider habe ich den Eindruck, dass Lerd nicht immer den gluecklichsten Eindruck jetzt macht, denn es ist fuer ihn ziemlich anstrengend. Die Geschichte finde ich trotzdem beruehrend.
Heute ging es recht gut mit Laufen, obschon ich am Morgen den laedierten Fuss wieder ein wenig spuerte. Aufgrund dessen haben wir auch versucht, die Strecke moeglichst kurz zu halten, und haben einige Abkuerzungen genommen. Das ist zwar nicht sehr einfach, denn ich habe keine Karte, aber in den Gites werden immer wieder moegliche Abkuerzungen erklaert. So sind wir nur 28 KM statt 32 gelaufen, immerhin eine Zeitersparnis von ca. 1 Std. Ueber Mittag in Miramont im Hinterraum einer Baeckerei gegessen, da es gerade regnete. Bemerkenswert auch hier wieder die Gastfreundschaft, der wir fast ueberall begegnen. Obschon wir das Brot selbst mitgebracht haben (wir wussten nicht, dass es dort eine Baeckerei gegeben hat), konnten wir die Lokalitaet benuetzen. Und zudem hat die Dame wegen uns den Laden erst 1/2 Stunde spaeter dicht gemacht! Natuerlich haben wir dann nebst dem Bier auch noch Suessigkeiten eingekauft.

Das Wetter wechselt immer noch ziemlich haeufig, einmal Sonne, dann kurze Regenschauer (heute 2x1/4 Std.), dann bewoelkt, aber zum Gehen immer noch sehr angenehm.
In Arzacq gibt's nur eine Gite, so dass wieder viele beeinander sein werden.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Arblade-le-Haut bis Air sur l'Adour, 22 KM, 08.10.

Heute ist das Wetter unterschiedlich. Am Morgen bei leichtem Regen gestartet. Ca. eine Stunde spaeter hat es aufgehoert und die Sonne schien wieder. Nachdem wir bereits am Zielort angekommen sind, gab es dann ein richtiges Gewitter, was uns weniger stoerte.
In der Gite (hotel de la Paix) Unterkunft erhalten. Das Hotel fuehrt neben dem Hotelbetrieb eine Gite. Und hier treffen sich viele Pilger. Adrian, der immer noch mit seinem Knie kaempft, ist auch hier. Sebastian, der Koch, auch. Die Leute, die wir im letzten Gite getroffen haben, auch. Also, es sind wieder allerlei Leute und Nationalitaeten zusammen.
Die naechsten Etappen werden ziemlich lang werden, alle ueber 30 KM. Ich denke, dass wir Saint-Jean Pied-de-Port am Dienstag vielleicht Mittwoch erreichen werden. Dann bin ich durch Frankreich durch, immerhin 1065 KM. Ich bin auf die Pyraenaen gespannt und dann natuerlich auf Spanien.
Es warten nun schon so viel Leute hinter mir, so dass ich aufhoeren muss.

Lamothe bis Arblade-le-Haut, 30 KM, 07.10.

Das Wetter ist bewoelkt und es hat sogar ein bisschen geregnet, d.h. ca. eine viertel Stunde! Wir mussten nur kurz in einer Garage unterschlupf suchen; aber den Poncho herauszunehmen lohnte sich nicht.
Auch heute ist das Laufen ziemlich reibungslos moeglich gewesen, so dass wir (Pierre aus Genf und ich) sogar 2,5 KM anhaengten. Auch die Gedanken sind wieder freier und sind nicht immer darauf konzentriert, wo der Fuss hinzusetzen ist. Einzige Massnahme ist jeweils, dass ich bei den Stops die Schuhe ausziehe.

In Arblade-le-Haut eine sehr gute Gite gefunden (L'Arbadloise). Der Besitzer machte sogar eine kleine Degustation eines Aperitifs, und das Essen war sehr gut. Ich esse normalerweise ein Fruehstueck, und das ist in Frankreich nicht so ueppig (meistens nur Bagette), am Mittag ein Sandwich, und abends beige ich dann ziemlich hinein. Und besonders dann, wenn es so gut ist, wie gestern.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Condom, bis Lamothe, 26 KM, 06.10.

Heute zusammen mit Pierre aus Genf gelaufen. Er ist 55 Jahre alt und arbeitet offenbar nicht mehr regelmässig. Die Via Gebenesis von Genf bis Le Puy hat er im Sommer gemacht. Jetzt hat er den Camino wieder forstgesetzt und läuft von Le Puy vermutlich bis zu den Pyränen. Wir haben vereinbart, die Gite in Lamothe (neu und sehr schön) zusammen anzulaufen, da bis Eauze, der nächsten grösseren Ortschaft, 32 KM gewesen wären, und dies ist für meine Füsse vielleicht noch ein bisschen verfrüht. In der Gite empfängt uns der deutschsprechende Gitebesitzer und gibt, wie es die Deutschen eben so tun, präzise Anweisungen, wie wir uns einrichten sollen usw. Zuerst waren wir erstaunt über dessen Art, aber nachher haben wir ihn begriffen: Christina, eine Deutsche die ich vor einigen Tagen einmal getroffen habe, war bereits in der Gite, und sie hat es voll erwischt: über den ganzen Körper von Wanzen gebissen!! Sie hat Mittelchen in der Apotheke gekaft, und ich wünsche ihr, dass sie bald wieder von den lästigen Viechern befreit wird.
Ich hoffe, dass es mich nicht erwischt. Bisher habe ich niemanden getroffen, der davon betroffen worden war, aber jetzt sieht alles ein bisschen anders aus. Diese Viecher sind wirklich eine Plage!

Lectoure bis Condom, 27 KM, 05.10.

In Lectoure haben wir uns von den sehr netten, jungen Gite-Besitzern (Gite Maison du Pélerin), verabschiedet. Erstmals hatte ich wieder zu 95% ein gutes Gefühl beim Laufen. Ich führe3 es auch auf die Unterlage zuück, denn fast die ganze Etappe verlief auf Naturstrassen. Zu Mittag haben wir (Sebastian, Pierre aus Genf, Gil aus Paris) gemeinsam in einem schönen Garten einer Kirche verbracht. Bereist um 15:00 Uhr waren wir in Condom, einer bedeutenden Stadt für den Armgnac. Wir haben denn auch eine Kellerei besucht. Interessant, denn es gab auch eine Gratisprobe, was uns besonders gefallen hat. Beim Armagnac wird zuerst ein Wein gegoren, um dann diesen zu distillieren.
Die Assoziation des Namens mit dem "Röllele-Objekt" ist nicht nachzuvollziehen. Die Ansiedlung bestand bereits bei den Kelten und wurde 1317 Bischofssitz. Vielleicht wurde der Preservatif dort erfunden, da die Prieste ja nicht Vater werden sollten!!!!!!!
Am Abend hat und Gil aus Paris in ein recht gutes Restaurant geführt, und wir hatten einen lustigen Abend.

Saint Antoine bis Lecftoure, 23 KM, 4.10.

Das Wetter ist immer noch schön. In der Nacht kühlot es aber doch etwas ab, so dass Decken notwendig sind.
Wie gewohnt etwas nach 08.00 Uhr abgelaufen. Die ersten 500 Meter waren mühsam, bis der Laufapparat wieder auf Touren gekommen ist. Coupiertes Gelände, was aber angenehm ist. Unterwegs Sebastian getroffen, ein junger Schwede (21), der gerade allein unterwegs gewesen ist. Da er auf reduziertem Tempo lief, konnte ich ihm leicht folgen, so dass ein angenehmes Gespräch auf Englisch möglich gewesen ist. Er ist von Beruf Koch, seit 1 Jahr nicht mehr im Beruf, da er diesen zu stressig fand. Wovon er lebt, habe ich nicht herausgefunden, aber eine Geldquelle muss er haben, denn er ist kürzlich auch für einige Zeit in Indien gewesen. Er hat aber ein grösseres Problem: seine Freundin ist schwanger, und dieVerhältnisse scheinen ziemlich kompliziert zu sein, weshalb er sich gedacht hat, dass er eine Lösung auf dem Weg nach Santiago finden will. Er ist ein sehr lieber junger Mann. Über ihn habe ich schon eine Geschichte mitbekommen, bevor wir uns getroffen haben: auf der Hochebene in Aubrag war es ziemlich neblig, als er dort hinüber gelaufen ist. Auch zwei ältere Frauen waren gleichzeitig dort unterwegs, und sie waren ziemlich im Unklaren, ob sie noch auf dem richtigen Weg seien. Und auf einmal soll sich eben Sebastian so aus dem Nebel herausgeschält haben, dass die beiden Damen geglaubt haben, einem Heiligen zu begegnen (er sieht entsprechend auch aus, everybodys Darling!!!). Er ist dann mit diesen 2 Frauen noch eine Zeitlang zusammen gelaufen, und sie haben ihn offenbar immer mit Jesus angesprochen. Schön, dass ich jetzt auch einmal einem richtigen Heiligen begegnet bin!
Am Abend sind wir zusammen ein Bier trinken gegangen. Und erstmals sahen wir die Pyränen. Zwar verschwommen, aber immerhin. Die Leute haben uns dann aufgeklärt, dass dies wettermässig kein gutes Zeichen sei. Warten wir's ab.
Als Koch hat dann Sebastian für einige in unserer Gite gekocht. Auch wieder sehr gute4s Essen. Ich habe offenbar immer Glück mit den Kochkünsten anderer.

Moissac bis Saint Antoine, 28 KM, 3.10.

Zuerst möchte ich Gabi und Claudia danken, die mir über Vreni feine Sachen zukommen liessen. Auch wenn die Boulangerien nicht Schlechtes produzieren, ist es halt immer gut, von Zuhause gewohnte Sachen zu bekommen.
So, nun bin ich wieder unterwegs. Ultreia, ultreia. Der Wiederstart war nicht so schlimm, wie manche prophezeiten. Die Strecke sind wir am Vortag bereits mit dem Velo gefahren. Übrigens: eine schöne Velotour gibt es von Bordeaux bis Sete am Mittelmeer.
Entlang des Midi Kanals war es ziemlich leicht zu laufen, obschon 15 KM geradeaus zu wandern auch nicht so lustig ist und die Unterlage praktisch alles aus Asphalt bestanden hat. Dann hoch nach Auvillar, einem schönen Städtchen mit wunderbarer Rundsicht. Am Nachmittag noch bis Saint Antoine, ca. 9 KM, gelaufen. Die Gite da war sehr einfach. Aber die Leute, die ich dort wieder getroffen habe, waren alle o.k. Wir sind zusammen ins Retaurant gegangen, denn in der Gite gab es kein Essen. Und schon ist man wieder voll in der Pilgerwelt drin. Zuerst hatte ich bedenken, dass, wenn man die alten "Seilschaften" verlieren würde, es wieder eine längere Zeit dauern würde, bis wieder neue Bekanntschaften gemacht werden. Weit gefehlt, es sind einfach neue Leute, mit denen man immer wieder Kontakt hat.

Mittwoch, 30. September 2009

Lauzerte bis Moissac, 24 KM, 29.09.2009

So muss es im Mittelalter bei Karawanen zu und her gegangen sein: eine Nachricht kommt von hinten nach vorne, und Leute, die weiter hinten laufen, bekommen ebenfalls Nachrichten von weiter vorne mit. Eine besondere Geschichte erreichte mich heute: Uwe, ein Deutscher, er muss ca. 4 Tagesetappen hinter mir gelaufen sein; inzwischen ist er nach Hause gefahren, so dass ich ihn nie sehen werde. Aber seine Geschichte ist tragisch: Uwe ist der Vater eines 17 jaehrigen Maedchens, das auf der Schule in Winnenden (oder aehnlich) einem Anschlag zum Opfer fiel. So ein schlimmes Ereignis zehrt jedermann an der psychischen Substanz. So verliert Uwe auch noch seinen Arbeitsplatz und ist in entsprechender Betreuung. Auch die Beziehung zur Frau wird zur Belastungsprobe. Uwe entschliesst sich, auch durch Anraten seines Betreuers, seine Ruhe und sein Gleichgewicht auf dem Jakobsweg wieder zu finden. Leider terrorisierte ihn nun seine Frau taeglich mit SMS und Telefonanrufen. Zudem sperrte sie ihm das Bankkonto, so dass er sich nur noch mit Hilfe von Pilgerfreunden gerade noch ein Bahnbillett nach Hause kaufen konnte.

Es gibt wirklich Sachen, die kaum zu glauben sind: Christina, um die 50, ebenfalls Deutsche, schlaeft letzte Nacht im gleichen 3er-Zimmer wie ich. Bei einem kurzen Gespraech mit ihr, erfahre ich, dass sie Mutter von 5 Kindern sei, zwischen 12 und 26 Jahren. Ein Telefon habe sie nur fuer den Notfall. Sie rufe aber nie an und hoechstens ihre Mutter. Sie ist seit dem 3. September von Le Puy auf dem Weg und moechte bis Santiago; mit ihrem Tempo wird sie so 3 Monate brauchen. Weiter wollte ich nicht fragen, aber wundern tut mich schon, weshalb eine Mutter ihre minderjaehrige Kinder allein laesst, ohne eine Nachricht geben zu wollen?

Seit Tagen treffe ich immer wieder auf eine Gruppe aus Quebec, alle ungefaehr 20jaehrig. Sie fallen nicht nur wegen der Gruppe auf, sondern auch dadurch, dass sie unterwegs beim Mittagessen oder abends Lieder singen und Gitarre spielen. Sie alle haben ihren Gymnasium-Abschluss kuerzlich gemacht und sich fuer eine laengere Reise entschieden: von Le Puy nach Santiago und Finisterre, dann weiter durch Portugal und noch durch andere Laender in Europa (dann allerdings nicht mehr zu Fuss). Es sind alle sehr anstaendige und froehliche junge Leute, die einen erfreuen, und sie geniessen ihren einjaehrigen Unterbruch, bevor sie dann ihr Studium beginnen.

Am Morgen bin ich ziemlich kopflos gestartet. Nach 5 KM merke ich, dass ich den GPS Logger vergessen habe einzuschalten. Ich leere den ganzen Rucksack, finde nichts. Shitt, vergessen, in der Gite (nicht so schlimm, es ist ja Armins, haha!!!). Ich rufe an, und wollte fragen, ob sie ihn mir nach Moissac nachschicken, da ich dort 3 Tage ruhen werde (Vreni auf Besuch!). "Nein, nein", meinte Gite-Besitzer, "ich bringe ihn dir sofort". 15 Min. habe ich den GPS Logger wieder. "Merci beaucoup" fuer den Superservice!! Es waere sehr schade gewesen, wenn all die aufgenommenen Daten verloren gegangen waeren.

Das Wandern fiel mir heute wieder betraechtlich schwerer: es war eine moerderische Hitze (33° im Schatten), es gab groessere Strecken ohne Schatten und zudem spuerte ich bei jedem Schritt wieder das Huehnerauge.
Am Abend dann Vreni am Bahnhof abgeholt und anschliessend fein gegessen.

Die naechste Etappe werde ich erst wieder am Samstag aufnehmen und hoffe, dass sich in den 3 Tagen mein Gehapparat regenerieren laesst, damit ich wieder schmerzfrei laufen kann. Den Blog setze ich in dieser Zeit aus und wuensche allen eine gute Zeit.

Lascabanes bis Lauzerte, 24 KM, 28.09.2009

Wieder erwartet mich ein Prachtsmorgen. Schoen, eher etwas kuehl, ideal zum Laufen. Mittlerweile habe ich mir an einen Tages-Struktur gewoehnt:
07:00 Aufstehn, Fruehstuecken,
08:00 Ablaufen,
ca. 11:00 erster Halt, eventuell 2. Halt 2 Std. spaeter
14:00 bis 16:00 Ankunft.
Dann Duschen (das Duschen geniesse ich besonders und dauert meistens 1/2 Std.), mit anderen Pilgern unterhalten und um 19:00 Nachtessen, so gegen 21:30 Schlafen.
Unterwegs esse ich eigentlich wenig, moechte lieber schneller am Tagesziel sein, um mich danach auszuruhen.
Es ist gut, sich an einen Rhythmus zu gewoehnen; allerdings bleibt es am Morgen laenger dunkel, so dass ich bald einmal etwas spaeter ablaufen muss.
Die Strecke ist heute sehr angenehm. Im Ort Montcuq (speziell: das Q am Schluss wird ausgesprochen, denn sonst waere es ein komischer Name fuer ein Dorf......) treffen sich viele Pilger, denn alle wollen den speziellen Stempel in der Creancial haben. Letzters ist der Pilgerpass, in den man von wichtigen Orten, die man erreicht hat, sich einen Stempel eintragen laesst. Tagesziel ist Lauzerte (Gite Les Figuiers, sehr empfehlenswert!), ein wunderbarer Ort auf einem Huegel mit herrlicher Aussicht und vielen alten, restaurierten Haeusern. Die Schoenheit des Ortes und das milde Klima wird nicht nur von den Franzosen geschaetzt, so haben Englaender seit einigen Jahren schon viele Haeuser gekauft und es stehen noch etliche Gebaeude zum Verkauf (Plakate for sale noch und noecher), zum Aerger von vielen Franzosen. Aber es sind ja eigene Leute, die den Verkauf anstreben, um schnelles Geld zu machen.

Cahors bis Lascabanes, 21 KM, 27.09.2009

In der Jugendherberge (man fuehlt sich sofort viel juenger!!!!) uebernachtet; das erste und letzte Mal wenn's andere Moeglichkeiten gibt!!! Die Herberge war ja noch o.k. Es war aber ein 4er Zimmer. Der erste Zimmernachbar wart Adrian, ein sehr angenehmer und netter Mensch. Abends um 11:00 Uhr kam dann noch ein Mitbewohner. Als ich ihm die Tuere oeffnete, bin ich erschrocken: eine verwahrloste Person stand draussen. Schnell stand seine Nationalitaet fest, denn er sprach kein franzoesisch: Oliver aus Deutschland. So erzaehlte er uns, dass er seit anfangs Mai unterwegs sei. Ein genaues Ziel habe er nicht, er laufe einfach 10 bis 15 KM pro Tag. Was er nach der Ankuft in Santiago machen werde, wusste er nicht. Bis jetzt habe er meistens draussen oder in Staellen geschlafen, nur jetzt werde es kaelter, darum suche er jeweils ein Dach ueber dem Kopf. Geduscht hat er sich bestimmt seit Wochen nicht mehr. Nach seinem Erscheinen konnte ich dann sehr schlecht schlafen und habe mitbekommen, dass er sich staendig kratzt!!! Es war unangenehm, denn ich wollte nicht auch von Floehen gebissen werden. Am Morgern bin ich dann ziemlich schnell aufgestanden und habe mich auf den Weg gemacht; nur schnell fort von hier.
Das Laufen war heute nicht sehr angenehm, obschon das Wetter schoen war (immer noch). Es war heiss und ich kam nicht auf Touren. Ausserdem waren die Laeden noch so frueh geschlossen, so dass ich ohne Wasser loslief, in der Meinung, dass es unterwegs dann sicher ein Ort mit Getraenken gebe. Leider war dem nicht so, es gab nur einmal einen Wasserhahnen mit eau potable. Das Wasser spritzte aber so fest heraus, dass ich kaum trinken konnte und eine Flasche zum Abfuellen hatte ich auch nicht. Also, ich habe mich wie ein Anfaenger verhalten!
Die anvisierte Gite, Gite Comunal bei der Kirche, war zudem voll. Als ich die Gite-Leiterin fragte, ob sie es damit ernst meine, hat sie mir noch ein Notbett im Speisesaal angeboten, was ich dankend angenommen habe. Und damit hatte ich richtig entschieden, denn das Essen war excellent. Es gab sogar eine lokale Spezialitaet: Cabécou, eine vorzuegliche Kaesespeise. Geschlafen habe ich nochmals durchschnittlich, denn neben der Abwaschmaschine, die bis 11:00 Uhr gelaufen ist (Pilger gehen halt frueh ins Bett), surrte die ganze Nacht der Kuehlschrank.

Samstag, 26. September 2009

Vaylats bis Cahors, 24 KM, 26.9.

Ein herrlicher Morgen erwartete uns. Frisch, aber heute ohne Nebel. Es war super durch die Waelder und kargen Wiesen zu laufen. Die Blaetter haben sich nun definitiv verfaerbt und die Waelder praesentieren sich in bunten Farben. Auch schon hat es Laub auf den Wegen, was das Laufen zusaetzlich erleichtert, wenn sich keine spitzen Steine darunter verstecken.
Diese relativ kurze Etappe noch mit Vreni und Rudolf weitergelaufen, die am Schluss noch 5 KM anhaengen wollten. Ich habe mich daher in Cahors ausgeklinckt. Der Abschied fiel schwer, denn wir harmonierten gut zusammen. Es kommt mir wie in einem Zug vor: ich sitze da drin, es steigen Leute ein, die man nicht kennt und mit denen man eine Weile zusammen faehrt, die einem allmaehlich sympathisch werden, mit denen man gemeinsame Erlebnisse hat, und dann kommt die Station, wo diese Leute wieder aussteigen. Und es kommen wieder andere Leute herein, und es geht wieder weiter bis zur naechsten Station........

Cajarc bis Bach/Vaylats, 35 KM, 25.9.

Da Vreni schon eine ganze Zeit mit Rudolf gelaufen ist, habe ich ihr anerboten, einen Tag lang mit Rudolf zu laufen, damit sie wieder einmal frei sei. Sie hat dankend angenommen, und so bin ich den ganzen Tag mit Rudolf unterwegs gewesen. Er erzaehlt viel von seinem Leben. Er ist Deutscher und 61 Jahre alt. Seine Familie hat viel Schicksalsschlaege ueberstehen muessen, weshalb er ein sehr frommer Mensch geworden ist. Er selbst hatte immer Glueck im Leben. Und daher laeuft er aus Dankbarkeit nach Lourdes. Vor 2-3 Jahren hatte er einen Infarkt. Umsomehr ist er uebergluecklich, dass er diesen Weg geschaffen hat. Ich bin ueberzeugt und ich wuensche es ihm sehr, dass er es bis Lourdes schafft, und wer weiss, vielleicht geht er naechstes Jahr noch den spanischen Teil des Jakobsweges. Franzoesisch kann er kein Wort (wirklich, nicht einmal ein Panache kann er sich bestellen!!!). Darum ist er sehr froh, wenn jemand mit ihm zusammen laueft. Allerdings ist er auch von Genf bis Le Puy, wo er dann Vreni zufaelligerweise getroffen hat, viel allein gewesen. Wenn es sein muss, geht es dann schon. Er wird nun bald Richtung Sueden abzweigen und seinen Weg gehen; toi toi Rudolf, es waere schoen, wenn ich dich bei deiner Praesentation zuhause einmal besuchen koennte.
Am Abend, die Strecke schien uns viel laenger als angegeben, im Frauenkloster (Monastere des Filles de Jesus; alles Greisinnen! Beim Nachwuchs happert's gewaltig) uebernachtet. Immerhin hatte ich mit Rudolf ein Doppelzimmer mit Toilette und Dusche im Zimmer. Der Ort war beeindruckend, schlossartiges Gebaeude mit dicken Mauern, hingegen war dieses Mal das Essen nicht gerade ueberzeugend. Aber einen netten Tisch erwischt, und wir haben's mit Humor aufgegessen. Eine Dame erzaehlte viel ueber den spanischen Teil. Das toente isch sehr spannend an, und ich freue mich, in ca. 2 Wochen (schon!!!) da zu sein.

Figeac bis Cajarc, 30 KM, 24.09.

Ultreia, ultreia. (weiter, weiter)

Am naechsten Tagh frueh um 6:30 Uhr aufgestanden. Von den Franzosen verabschiedet, die nach Rocamadur (ein franz. Heiligtum) und weiter nach Hause gehen, das in der Naehe dort ist. Die eine Frau gibt mir noch ihr Kaertchen, denn sie selbst besitzt ein Gite und ladet mich ein, einmal bei ihr vorbeizukommen.
Kurz nachdem ich die Gite verlassen habe springen mir 2 Damen nach und bringen mir meine Hosenstulpen, die ich vergessen hatte. Ich bedanke mich selbstverstaendlich mit einem Merci beaucoup, denn ohne diese muesste ich neue Hosen kaufen, was nicht billig gewesen waere.
Der Fuss schmerzt nicht mehr, und ich laufe wieder fast wie gewohnt. Nur der Verband drueckt ein bisschen, und wenn ich auf einen spitzigen Stein trete, merke ich noch die Blessur. Ich bin neu geboren!!
Der Weg wird immer flaecher, obschon es immer auf und ab geht. Am Nachmittag wird es sogar sommerlich heiss, aber da bin ich schon am Ziel. Wieder einmal auf Vreni und Rudolf in der Gite gestossen. Ein freudiges Hallo! Die Gite in Cajarc ist auch sauber (Gite le Pelerin), im Gegensatz zur Gite communal, die ich zuerst aufsuchte und die sehr dreckig gewesen ist. Vreni hat ihr gesamtes Hab und Gut gewaschen, denn sie wurde offenbar von Floehen gestochen, die sie einen Tag vorher aufgelesen hatte. Ja, mit der Sauberkeit nehmen es die Franzosen nicht so genau. Es lohnt sich auf jeden Fall, gut hinzuschauen und ein auch etwas teuerer Gite zu nehmen.

Mittwoch, 23. September 2009

Figeac, 0 KM, 23.9.

Schreibe blogg............ Suche Augen- oder Tierarzt (???) fuer Huehnerauge auf, bin gespannt........
Podologe stellte fest, dass sich der kleine Zehe entzuendet hat. Er meint, dass die diversen Pflaster von der Apotheke wahrscheinlich die Entzuendung verursacht haetten. Was sind das fuer Apotheken, die einem solche Mittelchen verschreiben?? Podologe schneidet alles heraus und macht einen Verband. Ich merke danach sehr schnell, dass sich die Situation schnell bessert. Vielleicht war es auch daher, weil ich mit allen Pelerins (Pilger), die ins Staedtchen stroemten, ein Bier getrunken habe. Figeac ist so ein Treffpunkt, wo alle hinein wollen. So habe ich alte Bekannte wieder gesehen und bin erstaunt, wieviele es sind. Eine Begegnung moechte ich speziell noch erwaehen: Christine und Vera, die beiden Deutschen, mit denen anfaenglich eher ein unterkuehltes Verhaeltnis bestanden hat (erstmals sahen wir uns in La Cote Saint Andre), sind waehrend der langen Zeit mir immer wieder ueber den Weg gelaufen, und jedes Mal wurde es ein bisschen netter. Jetzt gehen sie nach Hause und wir haben dies fast ein bisschen bedauert. Ihren Abschied haben wir dann auch gebuehrend gefeiert (mit Limonade natuerlich!!!). Ja, auch das schafft der Jakobsweg.
Am Abend mit den uebrigen Gite-Gaesten (alles Franzosen und André aus Quebec) auswaerts Pizza essen gegangen. Erstmals so ein richtiger guter Wein getrunken, einer aus der Region Cahors (Melbec, Merlot und eine unbekannte Sorte). Kraeftig und gehaltvoll. Sonst ist in den Gites der Wein im Menue dabei; es ist natuerlich nur ein kleiner Tischwein, den man ohne weiteres mit Wasser verduennen kann. Das machen auch die Franzosen so.
Alles in allem ein lustiger Tag.

Livinhag bis Figeac, 25 KM, 22.9.

schoenes Herbstwetter.
Bereits humpelnd gestartet. Das Beten mit den Fuessen hat noch nicht aufgehoert. Ich habe nun einen duenneren Socken benuetzt, und es scheint, dass es etwas nuetzt. Alle ueberholen mich, das ist frustrierend!!!!! Ich bin mir das nicht so gewohnt! Irgend jemand (??) will offenbar, dass ich nicht schneller laufen kann. Ich habe mich daher entschieden, in Figeag einen Zwischentag einzuschalten und eine Fachperson aufzusuchen, um das Problem zu loesen.
In Figeac eine sehr gute Gite gefunden: (le Loleilho). Sehr sauber und gut eingerichtet. Die Rucksaecke muessen alle in einen Plastiksack, denn in Frankreich ist die Wanzenplage allgegenwaertig. Vor allem sind Touristenorte (Hotels wie auch einfacher Unterkuenfte) davon betroffen. Mit verschiedenen Mitteln versucht man, der Seuche Herr (wieso eigentlich maennlich?) zu werden. Die Massnahmen werden aber unterschiedlich eingesetzt. In dieser Gite habe ich aber ien gutes Gefuehl. Ich selbst bin bisher noch nicht betroffen, aber andere reden von Wanzenbissen, was sehr unangenehm sei. Auf jeden Fall muss man am Schluss der Reise alles waschen oder wegwerfen, damit man das Ungeziefer nicht weiter traegt.

Conques bis Livinhag le haut, 24 KM, 21.9.

Ein steiler Aufstieg hat mich gerade zu Anfang der Etappe recht zum Schwitzen gebracht. Der Nebel lag in den Tannen und es war eh feucht. Auf einer Anhoehe konnte man nochmals auf den Kraftort zurueckblicken, eine Kapelle stand dort, und es gehoerte zur Tradition, dass jeder Pilger die Glocke laeutete. So war der ganze Anstieg begleitet von dem staendigen Gelaeute.
Die Etappe habe ich ein wenig abgekuerzt, da sic der Fuss nicht sehr angenehm verspuerte. Am Abend wieder in Gite auf Bernhard aus Saklzburg gestossen; gluecklicherweise, denn es gab in dem Ort zwar ein Essrestazurant, aber heute gerade geschlossen. So hat die Spuernase von Bernhard wieder Dienst, und er suchte sich im Laden Teigwaren, Creme fraiche, und wieder Zwiebeln und Knoblauch aus. Und wieder bereitete er ein Wundermenue zu. Ich habe wirklich 2x Glueck gehabt. Am Nachtessen wieder auf Luce, Quebeq, getroffen, die ich in einer frueheren Gite kennengelernt habe. Sie hat sich dem feinen Abendessen angeschlossen. Selbst hat sie einige wilde Maroni gesammelt, und diese haben wir dann auch noch aufgekocht.
Auch Daniel aus Berlin war wieder einmal zugegen, so dass es ein angenehmer Abend wurde.

Massip nach Conques, 24 KM, 20.9.

Das Gelaende bis Conques ist sehr angenehm, wenig Hoehendifferenzen sind zu bewaeltigen, und das Wetter spielte auch mit. Es ist jetzt nicht mehr so heiss.
Heute ist das grosse Thema: Conques. Ein steiler Weg fuehrt hinunter in eine stark bewaldetete Schlucht hinab. Zuerst dachte ich, dass ich mich verlaufen habe, denn da unten vermutete ich ueberhaupt nicht den Ort. Nach einer 1/2 Std. Abstieg erscheint das Dorf wie aus dem Nichts. Es ist ein wunderbarer Ort mit viel Mystik. Eine Perle auf dem Weg. Das Kloster und die Kirche dominieren den kleinen Ort (es gibt nur etwa 500 Einwohner). rundum sind kleine, aus mehreren 100 Jahre stammende Haeuser angegliedert. Die Strassen, die Daecher, die Kirche alles hat einige Jahrhunderte ueberlebt. In die Zimmer des Klosters, wo alle Pilger uebernachten, heute waren es so gegen 80 (in der Hochsaison sind es vielmehr), fuehrt eine Wendeltreppe, die bestimmt einige Mio. Pilger schon gesehen hat. Ein richtigert Kraftort.
Auch die Pilgermesse am Abend ist sehr eindrucksvoll gehalten, Pilgergruppen haben gesungen, musiziert, und es ging froehlich zu und her.

Espalion bis Massip, 26 KM, 19.9.

Das Huehnerauge spuere ich jetzt vom Morgen bis zum Abend. Es ist unangenehm. Das gekaufte Pflaster nutzt nicht sehr viel. Da offenbar mein Kopf noch nicht soweit ist, bete ich derzeit mit den Fuessen!!!! Diesen Spruch habe ich vor Einsiedeln einmal gelesen. Als ich 800 KM ohne Schmerzen gelaufen bin, habe ich ihn fast vergessen, aber jetzt weiss ich, was es bedeutet, mit den Fuessen zu beten!! Jeder Schritt ist schmerzhaft, versuche verschiedene Gangarten, verschiebe die Belastung des Fusses, alles ist auf dieses verd.... Huehnerauge konzentriert. Trotzdem, es muss weitergehen.
In Estaing ein Bier getrunken. Ein Franzose, der den Weg vor 11 Jahren gemacht hat, gibt mir Informationen ueber den Weg, wie wenn seither nichts passiert waere! Ich hoere ihm anstaendigerweise zu; vielleicht ist doch dies und jenes noch zu gebgrauchen. In Estaing ist uebrigens ein Schloss, das dem ehemaligen Praesidenten gehoert. Es waere sogar der Tag der offenen Tuer und Giscard waere auch da gewesen, aber ich musste mich auf moeglichst wenig Zusatzbelastung einrichten. Schade, Giscard hat es auch bedauert......
Eigentlich wollte ich bis Golinhag, aber ich habe 2 KM frueher in Massip abgebrochen. Und das war eine ausgezeichnete Idee: die Gite (l'Ore du chemin) war einfach super: sauber, sehr gutes Essen! Eine kleine Entschaedigung fuer die Qualen.

Naspinals bis Espalion, 38 KM, 18.9.

Ich darf unbedingt den Geburtstag von Daniel nicht vergessen! Habe ihm dann unterwegs telefoniert. Er und Janine machen die naechsten Tage auch etwas besonderes: ein Fussmarsch in der Sierra Nevada. Viel Vergnuegen!
Heute ist es sehr windig auf der Hochebene und es regnet mit Gewitter zeitweise, spaeter dann wieder sonnig.
Es war herrlich, auf der Hochebene ueber die Weiden zu laufen. Ich spuerte den starken Wind und fuehlte mich wie in den Bergen zu Hause. Ich musste mich richtig dagegen ankaempfen; einfach toll. In Aubrag Dorf mit anderen Pilgern dann wieder innere Batterien aufgetankt. Ein rechtes Gewitter folgte dann, was weniger angenehm gewesen ist. Den Poncho habe ich zwar schnell zur Hand, aber diesen bei dem Wind richtig anzuziehen, ist gar nicht so leicht! Die Regenhose anzuziehen hatte ich wenig Lust, was en Fehler gewesen ist. Im Nu waren die Hosen nass; ein unangenehmes Gefuehl. Spaeter kam dann die Sonne wieder und trocknete einen ab. Eigentlich wollte ich in Saint Come im Kloster uebernachten. Irgendwie verpasste ich den Weg zum etwas abseits liegenden Kloster (spaeter hoerte ich, dass die Unterkunft sehr gut- sei) und als ich es bemerkte, war ich bereits im Dorf. Den Weg zrueck wollte ich nicht mehr machen, das Dorf Saint Comte hat mir nicht gefallen, so habe ich noch 5 KM angehaengt! Das war ein bisschen viel. Dafuer ,habe ich nicht lange gesucht und in Espalion ein Hotelzimmer gebucht. EUR 40 geht noch. Am Abend in einer Dorfbeiz nochmals das beruemte Aligot gegessen. Der Wirt war ziemlich resolut und platzierte mich in den hintersten Ecken, wie wenn eine grosse Gesellschaft noch kaeme; neben 4 anderen Personen blieb das Lokal (es ist nicht so gross) leer. Aber die Patronne hatte dann eine Riesenfreude, als ich mich fuer ihren Kuchen zum Dessert entschieden habe.

Aumont Aubrag bis Nasbinals, 26KM, 17.9.



Das Wetter is wieder schoen. Auf Vreni und Rudolf aufgelaufen, die auf einem Stein, und davon hat es im Aubrag viele, aufgelaufen. Ich habe die beiden in der letzten Gite kennengelernt. Vreni ist aus Beckenried und die erste, die ich gesehen habe, die ebenfalls den ganzen Weg in einem Stueck geht. Sie hat in Genf angefangen. Rudolf kommt aus Ulm. Er wird den Weg weiter unten verlassen, um nach Lourdes weiterzugehen. Als 60jaehriger und ohne franzoesisch Kenntnisse hat er viel Mut.
Per Zufall haben wir uns dann am Abend in der gleichen Gite wieder getroffen. Es war eine saubere und angenehme Unterkunft und daher entschlossen wir uns, selbst ein Nachtessen zuzubereiten. Zu uns gesellte sich noch Bernhard aus Salzburg. Schon beim Einkauf der Waren entpuppte sich Bernhard als grosser Kenner, so dass er fuers Essen die Kelle fuehrte. Mit viel Zwiebeln, Knoblauch und Speck bereitete er ein Supermenu zu, und wir assen wie die Franzosen und Fuersten, anschliessend mit Kaese und Dessert.
Bernhard ist von Beruf Kammeramann und produziert zum Teil auch selbst Filme. So fuehrte er die Kammera fuer ein Projekt am Lauberhorn. Es war ein Versuch, das Lauberhornrennen im Sommer abzuhalten. Vielleicht hat jemand diesen Film gesehen; ich mag mich so scwach erinnern, dass er in einer Sportsendung ausgestrahlt worden ist. Ein netter und interessaznter Typ.
Uebrigens auch noch eine aeltere Dame (Name unbekannt, ca. 65 Jahre) aus dem Kanton Fribourg kennengelernt, die ebenfalls den ganzen Chemin de Saint Jacques macht. Sie ist in Fribourg gestartet; alle Achtung.
Nach 800 KM in den Beinen (?) habe ich auch noch eine Blase eingefangen. Das Resultat der falschen Belastung der Fuesse wegen dem Huehnerauge. Habe nun Compeed Pflaster gekauft. Hoffe, dass es nuetzt!!!

Mittwoch, 16. September 2009

Le Falzet bis Aumont Aubrac 36 KM, 16.9.




Seit einigen Tagen plagt mich ein Huehnerauge, ich glaube, dass es mittlerweile 2 sind. Zuerst habe ich wenig Beachtung geschenkt, aber heute spuere ich diese von Anfang an, und das gerade bei der Mammutetappe! Ich versuche mit Meditation (Huehnerauge, huehnerauge, huehnerauge 100x), den Druck zu lindern. Es gelingt meistens fuer 1/2 Std. (so lange brauche ich fuer die 100x!!!), und dann wieder Huehnerauge, Huehnerauge, Huehnerauge (das Wort des Tages heisst: Huehnerauge!!!!). Ich werde in der naechsten Apotheke ein Mittel kaufen.
Der ganze Tag ueber war es neblig, kalt und duester, zeitweise mit Regen, so dass ich den Poncho ziemlich lange anhatte, einmal gegen den Regen, ,klar, aber auch gegen die Kaelte. Immer wenn es in die Hoehe geht, dieses mal auf 1300 m, ist das Wetter nicht ideal. Ich darf mich aber nicht beklagen.
Das Hochplateau des Zentralmassivs wird immer wieder unterbrochen von Schluchten, durch die die Fluesse ziehen. So heisst es vielfach, Schlucht hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf (wieso werden keine Bruecken gebaut.....). Die Doerfer sind groesstenteils in den geschuetzteren Schluchten.
Ich treffe immer wieder auf neue Pilger, die mehrheitlich einen Tag vor mir in Le Puy gestartet sind.
Bereits in Le Puy wurde von einer speziellen Gite in Aumont Aubrac (La ferme du barry: ferme-du-barry.com) gesprochen, in die man unbedingt muss. Zum Glueck habe ich reserviert, denn sie ist tatsaechlich voll. Das Spezielle daran ist das Nachtessen: der Chef bereitet jeden Abend eine Spezialitaet der Gegend zu: l'Aligot, ein Haerdoepfelstock mit Kaese durchmischt. Und weil sich der Kaese ziehen laesst, macht der Wirt nun eine kleine Show. Und es ist wirklich wunderbar. Ich haette noch viel mehr essen koennen! Apropos Essen: vor allem in den Gites ist das Essen immer gut. Die Leute kochen mit Leidenschaft, wie man es den Franzosen nachsagt. Trotzdem, ich denke, dass ich noch 1-2 Kg verloren habe, denn der Gurt ist trotz Zusatzloch schon wieder zu locker. Werde wohl nochmals ein Loch einstanzen muessen.

St Privat d,Allier bis Le Falzet, 26 KM, 15.9.




Heute wieder allein weitergezogen, da Christian seine Etappen im Voraus festgelegt hat und die Gites bereits reserviert und bezahlt. Daher waere es zu kompliziert, alles zu aendern, was beide bedauert haben. Aber was heisst allein: kurz darauf stosse ich auf Thomas, einem jungen Mann aus Vichy. Er faehrt Velorennen und ist gut in Form. Nach einer Weile schalte ich eine Pause ein und treffe auf Marc. Er besteht darauf, dass er Saugeser sei, das ist ein Dorf auf dieser Etappe. Auch er erzaehlt viel von der kargen Landschaft im Zentralmassiv, und von den Leuten, die auf vieles verzichten muessen. Vor allem im Winter ist es sehr kalt und unwirtlich. So sind auch die oeffentlichen Transportmittel eingeschraenkt, da viele Strassen gar nicht gepfluegt werden. In Sauges ist er dann nach Hause gegangen, nicht ohne zuerst ein Bier bezahlt zu haben. Sehr freundlich.
Am Abend in Le Falzet in Gites uebernachtet. Sehr gutes Nachtessen und angenehme Gesellschaft. Gite war uebvervoll, statt 7 sind 9 Leute anwesend. Sehr International, ein Kolumbier, 2 Belgierinnen, 3 Franzosen, 1 Deutsche und 2 Schweizer (Peter aus Bern, der bis zur franzoesischen Grenze laufen wird; vermutlich werden wir uns wieder begegnen). Spaeter noch den angegliederten Kaesereibetrieb angeschaut. Aus diesem verlassenen, kleinen Nest wird Kaese nach ganz Europa verschickt, ja sogar nach Maroko.

Le Puy bis st Privat d,Allier 24 KM, 14.9.



Um 7:00 uhr die Pilgermesse in Le Puy besucht. Ja, wenn die richtigen Leute anwesend sind, kommt sogar der Bischof die Messe halten! Es waren ca. 70 Pilger anwesend und die Messe war beruehrend, vielleicht auch, weil ich schon laenger nicht mehr an einer Messe teilgenommen habe. Besonders gefreut hat mich, dass ich die Franzoesin, mit der ich vor ein paar Tagen eine zeitlang gelaufen bin, anwesend war. So konnte ich ihren Namen doch noch erfragen: Jeanine. Sie geht jetzt nach Hause. Nach der Messe bei M. Bigot gefruehstueckt, Es gibt Orte, die man einfach verlaesst, und andere, die man nicht einfach verlassen kann. Dieser ist einer: der Herr Bigot ist so etwas von zuvorkommenheit, dass man sich einfach wohl fuehlt. Seine Frau, die leider nicht anwesend war, hat geholfen, den Jzakobsweg ab Genf bis Le Puy aufzubauen, und sie ist sogar Mitglied der Schweizer Jakobsgesellschaft.
Beim Verlassen von Le Puy auf Christian, den ich am Vortag kurz gesehen habe, gestossen. Wir sind den ganzen Tag miteinander gelaufen und haben das gleiche Etappenziel gehabt. Es war sehr interessant mit ihm zu laufen, da er viel ueber Frankreich erzaehlt hat. Mein Franzoesisch wird immer besser! Auch heute wieder Christine und Vera getroffen. Die Etappe war sonst gepraegt von den vielen Pilgern, die in Le Puy gestartet sind. Le Puy ist das wichtigste Pilgerzentrum Frankreichs, und viele Leute starten von da. In der Messe wurden alle Pilger aufgefordert zu sagen, woher sie kommen, so habe ich mit bekommen, dass Pilger aus Australien, Quebeq, aus Californien und aus ganz Europa hier sind, auch einige aus der Schweiz.

Sonntag, 13. September 2009

Le Puy en Velay, 13.9.



In Le Puy bin ich gestern in einem Hotel gewesen und habe heute in ein acceuil pellerinage gewechselt. Diese Adressen kann man ueber Internet anfordern (www:weitwandern.de). Es ist ein uraltes Haus aus dem 12. Jahrhundert, das aber mit viel Charme restauriert wurde. Der Besitzer heisst Evelyn und Gilbert Bigot, 2, rue sous saint claire, direkt im Zentrum von Le Puy Tel. 0033471021628 (Info fuer Bruno). Im Gegensatz zur ersten privaten Unterkunft ist diese perfekt. Uebrigens habe ich einige Pilger getroffen, die der franzoesischen Sprache nicht maechtig sind. Sie kommen trotzdem gut durch und verstaendigen sich eben so gut wie's geht. Natuerlich ist es viel interessanter, wenn eine einfache Konversation moeglich ist.
Le Puy ist ein wichtiger Wallfahrtsort fuer die Franzosen. Auf 2 Vulkannadeln sind eine Kapelle und eine Marienstatue erbaut worden. Man hat schon das Gefuehl, dass es sich um einen Kraftort handelt und es lohnt sich, einen Tag Zwischenhalt zu machen.
Allgemein zu meiner bisherigen Reise: man verbringt logischerweise viel Zeit mit Laufen. Wichtig scheint mir, dass man immer etwa den gleichen Tages- aber auch Laufrhythmus einhaelt. Das tut der Psychohygiene sehr gut. Die Reduktion auf die Urinstinkte, naemlich wo Esse ich, wo trinke ich, wo schlafe ich, tut ebenfalls sehr gut. Man vergisst schnell einmal die Sorgen und Probleme der Welt und kommt sich immer naeher. Eine wirklich tolle Erfahrung. Uebrigens: die koerperliche Hygiene ist auch jeden Tag gewaehrleistet. Es hat noch keine Unterkunft ohne irgendeine Duschmoeglichkeit gegeben.

Samstag, 12. September 2009

Saint Julien Chapteuil bis Le Puy en Velay 18 KM


Endlich, die Via Gebennensis ist geschafft. Ich bin in Le Puy, einem franzoesichen Pilgerzentrum.
Ich werde da einen Ruhetag einschalten, denn seit Genf bin ich ohne Unterbruch unterwegs gewesen. Mein Gestell und die Fuesse haben sich einen Ruhetag verdient.

Ich moechte allen danken, die ich unterwegs getroffen habe, die mir geholfen haben und mich bis hierhin zeitweise begleitet haben. Schwester Bernadette, Verena D., Architektenehepaar nach Thun, Bruno, Schweizer Ehepaar (Gemuesebauer nach Genf), 3 attraktive, junge, unterhaltsame Schweizerhaesli??: Daniela, Sabine, Brigitte, Werner, Ingrid, Peter, Vreni, Denise, Jean, Angelika, Renate, Michelle, Brigitte, Gisela, Hank, Saskia, unbekannte Franzoesin, die beiden Walliser, ihr alle habt meinen Weg nach Santiago bereichert. Nicht zu vergessen, die vielen freundlichen Franzosen und Franzoesinnen, die mit einem kurzen Gespraech oder einfach mit einem aufmunternden Bonjour mir immer wieder Mut gegeben haben. Auch allen Logisgebern, die jeweils ihr bestes gegeben haben.
Selbstverstaendlich danke ich auch meiner Frau, die mich so lange laufen laesst...............

Nochmals: vielen, vielen D a n k.

Uebrigens: das Benuetzen des Internets ist im Tourist office, und in den Restaurants bei Konsumation auch gratis. Das koennte man auch in der Schweiz einfuehren.
Ich werde am Montag weiter ziehen. Ultreia, ultreia! Leider ist die Internetverfuegbarkeit in den Bergen von Frankreich nicht gerade ueberragend. Somit kann es wieder eine laengere Zeit dauern bis zum naechsten Post.