Samstag, 29. August 2009

Erstmals Hilfe von oben..




Ich bin immer noch unterwegs! Da es keine Internet-Moeglichkeiten gegeben hatte, fasse ich die letzten drei Tage in einem Blog zusammen.
Wie bereits vorhergesagt, hat sich Vreni fuer einen Kurzbesuch angemeldet. Da sie meinte, mich essensmaessig wieder aufpaeppeln zu muessen, wird sie mich aber bis morgen, Sonntag, begleiten. Am Ruhetag haben wir einen kleinen Spaziergang nach Preverange gemacht. Da sind wir in jungen Jahren schon oefters bei der Gotte von Vreni zu Besuch gewesen. Es war wieder ein wettermaessig wunderschoener Tag und die Gegend, direkt am See, ist ebenfalls super - ein richtiges Ferienparadies. Uebernachtet haben wir in Morges, und in Anbetracht des Besuches in einem Hotel. Leider war es am Abend ziemlich laut, da andere Gaeste (es waren glaube ich Pilger) sehr laut waren auf der Terrasse.
Am naechsten Tag, also Freitag, ging es weiter bis nach Prangins: ich den genzen Weg zu Fuss, Vreni bis St-Prex ebenfalls zu Fuss dann mit dem Schiff. Da die Etappe ziemlich lang war (ueber 30 km), habe ich meinen Rucksack Vreni aufs Schiff mitgegeben. So war es ein leichtes zu laufen. Die Strecke verlief leider nicht mehr nur am Seeufer entlang, sie ging des oefteren ueber Stock und Stein, aber leider immer mehr ueber Asphaltstrassen mit Autoverkehr. Bisher war es die Strecke, die mir am wenigsten gefallen hat. Immerhin hat man an der Strecke Einsicht gehabt in Grundstuecke mit sagenhaften Villen und bewohnten Schloessern. Die Gegend ist ja bekanntlich von Beruehmtheiten begehrt.
Und trotz des einfachen Gelaendes habe ich mich einmal kurz verlaufen. Ich lief dann auf eine Strassengabelung zu und wusste nicht mehr weiter. Und ploetzlich stand eine Frau in der Naehe, die versuchte, ihren Standort auf einer Wanderkarte festzustellen. Ich habe mit ihr gemeinsam unseren Standort auf ihrer Karte festgestellt und beide konnten wieder ihren Weg weitergehen. Ich habe mich dann wirklich gefragt, wieso diese Dame gerade in dem Augenblick, als ich nicht mehr weiter wusste, da gestanden hat und eine Wanderkarte bei sich hatte? War das Zufall, oder eben Hilfe von oben.... Nun, Hauptsache, es hat beiden etwas gebracht, denn ohne diese Hilfe, wer weiss, vielleicht wuerde ich jetzt noch nach dem Weg suchen? In Prangins im Hotel Aerodrome uebernachtet. Eigentlich sollte man wissen, dass die Flugplaetze, auch die regionalen, nicht im Dorfzentrum sind. So mussten wir noch ca. 20 Minuten laufen (nach bereits 30 km!!) fuer unser Abendessen im Rest. des Alpes in Prangins, ein sehr empfehlenswertes Lokal.
Heute, Samstag, haben wir den gleichen Tagesablauf gehabt, wie am Vortag. Vreni ist bis Nyon mitgelaufen, dann mit dem Zug (und meinem Rucksack) nach Genf gefahren, waehrend ich die Strecke zu Fuss zurueckgelegt habe. Immerhin waren es wieder ueber 30 Km, so dass es mir an Muedigkeit auch heute nicht fehlt. Auch diese Etappe ging vielfach ueber asphaltierte Strassen. Die Doerfer um Genf herum sind sehenswert, und auch heute habe ich viele tolle Liegenschaften entdeckt. Da ist offenbar viel Geld vorhanden.
Heute Abend in Genf haben wir ein sehr unangenehmes Erlebnis gehabt: als wir naemlich eine Pizzeria in der Naehe unseres Hotels suchten, hat mich ein Auslaender (es waren noch 2 weitere Kollegen dabei) nach der Zeit gefragt. Anstaendig, wie ich bin, habe ich ihm diese gesagt. Daraufhin wollte er unbedingt meine Hand festhalten! Zuerst merkte ich nicht, dass er mit der anderen Hand meine Hosentasche oeffnen wollte, in der ich mein Portemonnaie drin hatte. Als ich dies merkte, versuchte ich dem Angreifer einen Stoss mit dem Bein zu geben und Vreni hat neben mir Mordio und Zettero geschrien, so dass er von uns abliess und mit seinen Kollegen, die teilnahmslos dastanden, davon lief, als waere nichts geschehen. Ein zweites Mal eine Hilfe von oben.... Ich werde wohl bei der naechsten Gelegenheit 2 Kerzen anzuenden.
Ich war wuetend, so eine Erfahrung noch in der Schweiz machen zu muessen! Wir muessen nur noch mehr multikulti in der Schweiz tolerieren! Ueberhaupt, in Genf muss man die Einheimischen suchen unter all den Auslaendern, die aus allen Herren Laendern stammen! Ein Volk verliert langsam seine Kultur....

Mittwoch, 26. August 2009

Ein tolles Fruehstueck




Die Uebernachtung und vor allem das Fruehstueck waren sehr gut. Am Vorabend habn Bruno und ich uns noch gefragt, ob wir denn keinen Kontakt zu den Vermietern haben werden. Man sagt ja, Pilgern heisst auch, mit den Leuten am Weg zu kommunizieren. Das hat sich am Fruehstueckstisch geaendert. Die Leute waren mitteilsam und sehr nett und vor allem das Fruehstueck hat alles herausgeholt. Es war alles dabei, und ich konnte sogar den Tee, den ich zuhause trinke, wieder einmal geniessen. Nach der Verabschiedung ist uns der Vermieter noch nachgefahren, weil er meinte, dass wir ein Tuechlein vergessen haetten, war aber nicht der Fall; wirklich sehr nett.
Das erste Ziel war Lausanne. Ich habe diese Stadt nicht so gekannt. Aber ich muss sagen, dass die Altstadt ein sehr pitoreskes Bild abgibt. Wir haben da auch kurz gepicknickt und sind dann weiter gelaufen. Die Strecke verlief direkt am Genfersee, was sehr reizvoll gewesen ist. In Preveranges das Hotel de la Plage um ein Zimmer angefragt, aber das war viel zu teuer. So hat uns das InfoTourist In Morges eine Unterkunft auf dem Zeltplatz besorgt. Preis CHF 35.00 pro Person.
Morgen wird Bruno allein weiterlaufen, da Vreni einen Kurzbesuch machen wird. Ich werde also 1 Tag Pause einlegen, den ich von Dienstag (7 Tagesrhythmus) auf den Donnerstag verlegt habe. Der Ruhetag ist aber auch bitter noetig, da ich in den letzten Tagen immer so Etappen von ueber 30 Km zurueckgelegt habe (ca. 5-7 Std. je nach Topographie). Das merke ich jetzt und bin wirklich froh, jetzt einmal die Beine hochlagern zu koennen.

Die Hitze ist weg







Noch etwas zum Kloster von letzter Nacht: Es handelt sich wirklich um ein Haus der Stille, in dem man méglichst wenig miteinander redet. Alle Arbeitsgaenge im Haus sind mit Heinweiszetteln beschrieben. So kann jedefrau lesen und muss nicht fragen. Toll....

Nach dem Fruehstueck sind wir (Bruno und ich) Richtung Moudon losgelaufen. Das Gelaende wird immer flacher und demzufolge einfacher zu laufen. Es uebrholen uns zwei junge Pilgerinnen, was wir gar nicht begreifen koennen, da wir vermeintlich nicht zu langsam unterwegs waren. Das hat uns doch ein wenig zu denken gegeben....

Es ging an Lucens vorbei und schon um 12:00 Uhr waren wir in Moudon (das urspruengliche Ziel). So entschliessen wir uns, weiter zu laufen. Wir wandern an einem Fluss entlang und versuchen, Graureiher fotomaessig festzuhalten. Das gelingt nur zum Teil. Das Wetter wird ploetzlich schlechter, so dass wir uns nun beeilen mussten, eine Unterkunft zu finden. Leider waren etliche Anrufe bei Bed & Breakfast Anbieter erfolglos. Daher mussten wir nochmals ein Dorf weiterlaufen, wo es dann telefonisch mit der Reservation geklappt hat (Corcelles-le-Jorat, 400 Seelendorf ca. 20 km vor Lausanne). Die Himmelsschleusen waren aber zu diesem Zeitpunkt so offen, dass uns der Vermieter bei einer geschuetzten Bushaltestelle abholte und uns vor dem Regen rettete. Wir schaetzten dies sehr. So wurden wir trotz allem den ganzen Tag nicht nass und die Abkuehlung hat gut getan. Das Nachtessen war in der Dorfbeiz mehr schlecht als recht, aber man will sich ja nicht beklagen.
Uebrigens, Bruno kommt von der Stadt St. Gallen und ist dort bis vor kurzem weltlicher Religionslehrer gewesen. Er ist 60 Jahre alt und nun ebenfalls pensioniert. Er ist ein angenehmer Wegbegleiter, redet nicht zuviel aber auch nicht zuwenig. Immer wieder entstanden interessante Diskussionen ueber alles moegliche.

Montag, 24. August 2009

Endlich eine kurzweilige Etappe




Von Fribourg ging es um 8:30 Uhr weiter. Kurz nach der Stadt habe ich einen Deutschschweizer eingeholt. Wir kamen ins Gespraech und es stellte sich heraus, dass Bruno (so heisst er) von Einsiedeln kommend bis Genf weitergeht. Da es endlich eine willkommene Gelegenheit war, mit jemanden eine Strecke miteinander zu laufen, sind wir gemeinsam des Weges gegangen. Die Etappe war mit 32 km ziemlich lang und im Fuehrer wurden 8 Std. Laufzeit angegeben, aber wir liefen strammen Schrittes und erreichten Romond trotz der immer noch hohen Temperatur bereits nach 5 Stunden. Und es war ueberhaupt nicht anstrengend, nicht wie an den Tagen, wo ich meistens allein unterwegs gewesen bin und weit weniger lang gewesen sind. Ich musste nicht immer an meinen etwas laedierten Ruecken denken, denn mit den Gespraechen wurde man auf andere Sachen abgelenkt.
Kurz vor Romond haben wir dann an der Tuer eines ziemlich einfachen Klosters angeklopft. Und heute war das Glueck uns hold. Es wurde uns signalisiert, dass wir an einer der Messen teilnehmen sollten. OK, wir sind ja Pilger. Wir haben uns fuer die wohltuend kurze Vesper entschieden (Chorgesaenge, wie schon gehabt). Es waren 12 Schwestern da, und ich fragte mich, was diese Personen denn zu ihrem Entschluss bewegt hatte, Nonnen zu werden. Es ist ja ein sehr einfaches Leben mit vielen Entbehrungen....
Der Preis der Unterkunft mit Fruehstueck (zum selber machen, aber alles kann man nicht haben!) ist sehr moderat: CHF 25.00 Es ist einfach aber ok. Abendessen ist nicht moeglich (da haetten wir reservieren muessen). Romond ist aber so nah, dass wir uns fuer ein Restaurant entschieden haben. Romond ist ein schoenes, auf einem Huegel liegendes Staedtchen, noch im Kanton Fribourg liegend. Und jetzt sitzen wir im Restaurant und ich schreibe diesen Blog. En gueta!

Ici voici


Ich bin in der franzoesischen Schweiz angekommen. Man merkt es an den Umlauten, die an der Tastatur des Computers anders geregelt sind.
Von Schwarzenburg nach Fribourg waren es 22 km, fuer die ich ca. 4,5 Std. benoetigte. Am Morgen war es noch einigermassen angenehm mit der Temperatur. Gegen Ende wurde es dann wieder heisss. Nachdem die telefonische Reservation in einem Kloster leider nichts brachte, die dafèr verantwortliche Person ist in den Ferien und dann wird nicht vermietet, habe ich beim Vorbeilaufen ein weiteres Kloster entdeckt. Es war ein Frauenkloster, die aber leider keine Betten vermieteten und Maenner waren schon gar nicht geduldet. Aber die Nonnen waren sehr nett und telefonierten in der Stadt umher, um eine Schlafgelegenheit fuer mich zu finden. Leider erfolglos, so dass ich wieder einmal ein Hotelzimmer nehmen musste, denn nach dem Laufen habe ich zumindest nicht mehr grosse Unternhemungslust, ein méglichst gènstiges Zimmer zu suchen. Also ein bisschen Bequemlichkeit steckt natuerlich dahinter. Auch auf dieser Etappe habe ich niemanden so getroffen, mit dem man eine Weile weitermarschieren konnte.

Samstag, 22. August 2009

Ultreia, ultreia





Also bin ich ziemlich verschlafen unterwegs, da begegne ich einem älteren Ehepaar, das mit dem Hund spazieren ging. Er wollte wissen, wo ich hingehe und so kamen wir ins Gespräch. Er war ein "halbpensionierter" Architekt, der interessante und auch komische Geschichten aus der Berner Aristokratiewelt zum Besten geben konnte. Meine etwas ramponierte Stimmung hellte sich schnell wieder auf, und wir liefen ca. 1 Std. miteinander und sprachen über Gott und die Welt.
Die heutige Etappe führte mich in ein Gebiet, das ich nicht einmal vom Hörensagen kannte, Orte wie Wattenwil (hat nichts mit dem von Wattenwilhaus zutun, indem unsere Regierung jeweils zusammenkommt), Riggisberg und auch das Etappenziel, Schwarzenburg, habe ich noch nie gehört. Die Gegend ist sehr ländlich, überall stehen verzettelt Bauernhöfe, alles sehr behäbige Höfe.
Übrigens habe ich mich zum ersten Mal so richtig verlaufen: ich war ein bisschen ungeduldig und habe statt auf das Jakobszeichen (Muschel) zu achten, das Etappenziel direkt anvisierne wollen. Ich bin dann in einen Wald geraten, in dem keine Wanderhinweistafeln noch sonstige Erkennungszeichen zu sehen waren. So bin ich einfach ungefähr in die Richtung gelaufen, die ich für richtig hielt. Zum Glück war es dann tatsächlich so, und ich fand wieder auf den Jakobsweg zurück.
Heute habe ich wieder einmal echte Pilger überholt. Eine junge deutsche Frau, die ein paar Tage den Jakobsweg weitergehen will, auf dem sie schon im letzten Jahr einige Tage gelaufen ist. Sie hat aber mein Tempo nicht mithalten können, so dass sie kurze Zeit danach hinter mir geblieben ist. Am jetzigen Etappenort habe ich aber noch weitere Muschelträger entdeckt; also die Welt bewegt sich doch.

Gunten nach Amsoldingen













Da bald einmal ein wichtiges Persönchen Geburtstag feiert, habe ich nicht die Schweizer Variante des Jakobsweges gewählt, nämlich per Schiff über den See nach Spiez, nein ich bin per Pedes nach Thun gelaufen, habe dort eine Kommission getätigt, und bin dann weiter nach Amsoldingen. Das sind dann ca. 21 km. Mit dem Wetter habe ich unglaublich Glück gehabt, denn der Regen hat mich bisher verschont. Auf dieser Teilstrecke war es zeitweise so, dass es rundherum regnete, nur da wo ich gelaufen bin, hats den Regen jeweils verblasen. Es komnmt mir vor, als laufe ich unter einer Glocke. Vielleicht ist es doch der göttliche Schutz, der mir, dank meinem seriösen Lebenswandel (!), zugute kommt. Sonst war diese Etappe ohne grosse Ereignisse abgelaufen.
Am Bestimmungsort bin ich in die erste Beherbergungsmöglichkeit hineingelaufen, einem uralten Bauernhaus. Die Besitzerin zeigte mir das Logis, es war zwar alt aber hatte doch auch seinen Reiz. Inwiefern der Reiz auch noch bestand, habe ich erst später bemerkt. Ich war einerseits allein im Haus, das wäre nicht so schlimm gewesen. Aber mein offenes (kaputtes) Schlaffenster war praktisch an der Hauptstrasse, und jedesmal wernn ein Auto vorbeiraste glaubte ich, es fahre direkt ins Zimmer hinein. Dies ging so bis 24:00 Uhtr. Dann wurde es von da etwas ruhiger. Aber nun fing die Geisterstunde an: die Gewölbe und das Holz knarrte so, dass es wirklich ein bisschen unheimlich gewesen ist. Zudem störte mich eine blöde Stechmücke. Ich habe gerade Mal 4 Std. geschlafen, bin früh aufgestanden, habe mein Zmorga schnell gegessen und bin wieder auf den Camino gegangen.

Donnerstag, 20. August 2009

Das Hotel als Unterkunft ist nicht immer alles....


Noch zum gestrigen Hotel: es ist ein ****Hotel gewesen, das ursprünglich CHF 180.00 verlangte, und als ich mich als Pilger zu erkennen gab, tauchten sie mit dem Preis auf CHF 100.00 inkl. Frühstück. So wurde mein Budget nicht zu stark strapaziert. Das nenne ich dem Kunden angepasstes Verhalten. Es ist allerdings nicht überall so, meistens dort, wo Mitarbeitende eher lustlos als hilfsbereit ihren Job machen. So habe ich heute bei einem **Hotel angeklopft, die wollten CHF 115.00 und liessen gar keinen Rabatt zu. So wird das Bett heute Abend vermutlich leer bleiben und das Hotel wird keine Einnahmen verzeichnen. Schade! In der Schweiz, das habe ich allerdings gewusst, sind die Preise relativ hoch, insbesondere dann, wann ich ein Hotel nehmen muss. Leider lässt sich das nicht immer vermeiden, da es nicht überall Backpackers-Hotels, Privat- oder Klosterunterkünfte gibt. Also passe ich mich jeweils der Situation an, und nehme was vorhanden ist. Heute ist es ein ***Hotel, direkt am See für CHF 75.00. Wenn immer möglich bevorzuge ich aber Klosterunterkünfte oder Pilgerherbergen. Dies nicht nur wegen der Preise, sondern auch wegen der Gesellschaft am Abendessen. Im Hotel ist es eher schwierig mit anwesenden Gästen ins Gespräch zu kommen, was bei den anderen Unterkünften fast automatisch passiert, denn man sitzt praktisch immer an langen Tischen und mit anderen gleichgesinnten zusammen.
Übrigens wird auch mit dem Internet sehr unterschiedlich umgegangen. Am absolut teuersten war eine 1/2 Stunde in Brienz. Dort kostete sie CHF 14.00 in einem Juwelierladen! Wenn ich also diesen Tagesrhythmus beibehalte und es überall so teuer wäre, müsste ich für die 100 Tage ca. CHF 1400 rechnen!! Zum Glück ist das nicht so: die meisten verlangen CHF 3.00 oder es ist gratis, wie in der heutigen Unterkunft.
Heute startete ich etwas spät, da ich das sehr gute Morgenessen und das Hotel voll auskostete. Übrigens: es geht wieder besser. Es ging durch ein sehr schönes Naturschutzgebiet der Aare entlang, bis diese in den Thunersee mündete. Es brauchte wieder einmal ein wenig Überwindung, denn es folgte eine Seebadi, die zum Baden einladete. Bei dieser Hitze wäre das bestimmt sinnvoll gewesen, so dachten sicher auch die bereits zahlreich anwesenden Badegäste. Ich ging weiter, schwörte mir aber, dass ich heute noch in den See jucken werde. Zweimal ging es recht stutzig den Berg hinauf und dann natürlich wieder hinunter. Mein Leibchen war wieder einmal "pflotschnass". Auch auf dieser Teilstrecke gings glücklicherweise meistens durch Wald, aber es öffneten sich immer wieder herrliche Fenster auf den See und das gegenüberliegende Ufer. Ein Österreicher Pilger sagte mir einmal, dass er uns nicht um die Schokolade, nicht um die Berge und auch nicht um den Finanzplatz beneide, aber die Seen, um die beneidet er uns ganz fest. Ich muss ihm recht gegen, ich habe bis jetzt einige Seelandschaften abgelaufen, und jede hat ihren speziellen Reiz, einmal sind es die Farben, einmal die Bergen, einmal ist es ein wilder See, einmal eher eine Pfütze.
Ich bin übrigens in Gunten und werde jetzt den geplanten Sprung in den kühlen Thunersee wagen. Viel Spass!

Mittwoch, 19. August 2009

Das Leiden eines Pilgers....


Schon in der Nacht habe ich gemerkt, dass etwas mit dem Magen nicht mehr stimmte. Die gute Ernährung war offenbar des Guten zuviel. Ich hatte Bauchschmerzen und war geplagt von damit einhergegehenden Untrieben..... Am Morgenessen habe ich nur Kamillentee getrunken, etwas weniges gegessen und trotz allem losgelaufen. Aber eben, solches Unbill löst man nicht sofort. Somit war ich den ganzen Weg (zum Glück nicht allzu lange, 17 km) begleitet davon. Immerhin verlief die Strecke heute ziemlich viel im Walde, was bei dieser Konstellation und dieser Temperatur sehr hilfreich war. Trotzdem, nebst dem persönlichen Unwohlsein dann noch die Hitze dazu, das war etwas viel. Ich habe mich daher entschieden, in Interlaken eine etwas komfortablere Unterkunft zu wählen, wo ich meine Sachen wieder in Ordnung bringen konnte (schon wieder....). Offenbar haben mir die vielen Früchte vom Vortag und der Verzicht von Alkohol gar nicht gut getan. Ich werde mich in Zukunft nicht mehr so blöd verhalten und nicht mehr auf mein Bier verzichten. Es geht jetzt wieder ziemlich gut, so dass ein Nachtessen drin liegen sollte.
Die Strecke gehört zu einer der schönsten, denn der Brienzersee mit den umrandeten Bergen ist einfach grandios.
Begegnungen gab es vor allem mit Einheimischen, die an der Strecke beschäftigt gewesen sind. Alle sind imner sehr freundlich und einem kleinen Schwatz nicht abgeneigt. Pilger haben sich sonst keine rumgetrieben, zumindest habe ich keinen gesehen.

Ein schöner Flecken am Brienzersee




Den Ruhetag habe ich benutzt, um erstens einmal die Wäsche zu machen. Ja, das muss halt auch sein. Ich habe einen Sud obgetan!!! Nein, ich habe lediglich im Lavabo einige Sachen gewaschen und trocknen tuts bei dieser Temperatur so rasch, dass man gar nichts machen muss.
Weiter bin ich aufs Brienzerrothorn gefahren. Ein wunderbarer Aussichtspunkt. Diese Kette sieht man bei guter Sicht sogar von Stäfa aus. Beim Essen wollte ich die verpassten Vitamine nachholen, und ich kaufte mir nur Früchte und Wasser (süsse und normales). Darauf komme ich dann noch...
Am Abend hat die Dorfgemeinschaft alles aufgeboten, was Rang und Namen hatte, und sie gaben zu meiner Ehren ein Hafenkonzert. Dieses findet allerdings jeden Dienstag abend statt!!!! Aber es ist schön, mit der schweizer Folklore wieder einmal in Berührung zu kommen (wie in Lungern?).

Montag, 17. August 2009

Aus den Krallen von Krishna entflohen







Alle Vorzeichen zum Trotz, es ist wieder einmal gut gegangen bei der Hindu-Gläubigerin. Ich wurde, wie bereits gesagt, zum Nachtessen eingeladen und gleich als Familienoberhaupt erkoren! Nun, die zwei Frauen haben offenbar das Bedürfnis gehabt, diese Rolle wieder einmal abzugeben. Die Diskussion führte schnell ins religiöse. Die eine alte Dame, namens Ila, sagte praktisch nichts, hat aber den Küchendienst gemacht. Die andere hiess Verena (!) und redete sehr viel über den Unterschied zwischen Hinduismus und unseren Religionen und versuchte, wie alle überzeugte Gläubiger, die Vorteile nur bei der von ihnen praktizierte Religion zu finden. Aber das Gespräch war anregend und dauerte relativ lange. Bis ich kurz nochmals hinaus an die frische Luft musste, um abschalten zu können. Am Sarnensee spielten vier Alphörner (natürlich die Bläser) und gaben mir wieder den Eindruck einer heilen Welt.

Am nächsten Morgen habe ich Verena angetroffen, wie sie meditierte. Sie sass vor dem Haus und bettete ihre Mantras:

Hari Krishna

Krishna Hari

Krishna Krishna

Hari Hari

und dann wieder von vorne, dies 16 x 108 Male! wofür sie ca. 2-3 Std. benötigte. Sie steht also jeden Morgen um 4:00 Uhr auf!! 108 Male, weil sie eine Kette (wir sagen dem Rosenkranz) mit 108 Perlen hat. Das erinnert mich schwer an die Chorgesänge der Patres in Fischingen und Einsiedeln. Bei der einheimischen Bevölkerung ist sie natürlich eine krasse Aussenseiterin. Sie sagt selbst, dass sie geduldet wird im stockkatholischen Obwalden, aber weder örtliche Bekanntschaften noch Kaffeekränzli noch Vereinsarbeit gibts bei ihr. Ein ziemlich einsamer Mensch, der sich über die Religion über Wasser hält. Diese beansprucht sie allerdings, nach eigenen Aussagen, fast 1/2 Tag!!
Von Lungern gings über den Brünig nach Brienz. Eine relativ kurze Etappe, allerdings mit anfänglicher Steigung, und nachher gings ziemlich steil bergab. Zum Glück ist das Nass vom abendlichen Gewitter abgetrocknet gewesen, sonst wäre es eine schlipfrige Angelegenheit gewesen.

Ich bin nun in Brienz und werde morgen 1 Tag ausruhen. Du sollst am siebten Tag ausruhen, so steht es in der Bibel (so glaube ich). Ihr seht, ich lebe auch schon nach gewissen religiösen Grundsätzen. Und doch, eigentlich fühle ich mich immer noch als Weitwanderer und noch nicht als typischen Pilger. Ich denke, da muss irgendwann eine Eingebung festzustellen sein, ich bin gespannt darauf..... Und wenn diese dann nicht kommt, bleibe ich ein Wanderer.....
Nach 6 Tagen kann ich feststellen, dass sich der Rythmus eingestellt hat, allerdings bin ich nicht ganz auf Kurs. Das wirds sich in der Schweiz so bleiben, denn Vreni wird mich am Genfersee besuchen, und damit ich dann wirklich auch dort bin, muss ich den Schongang einschalten.

Sonntag, 16. August 2009

abgetaucht in die indische Kultur




Nachtrag zu gestern: das Essen war ausgezeichnet. Es zeigt sich einfach einmal mehr, Frauen kochen mehr mit Herz, weshalb die Mahlzeiten auch besser schmecken. Nebst einem ausgiebigen Salatbuffet gabs einen wirklich guten Hamburger. Und Bier hat's auch gegeben. Übrigens ist der gegorene Gerstensaft bei dieser Temperatur zu meinem ständigen Begleiter geworden. Am Tisch gabs ein angenehmes Gespräch mit einem weiteren Pilgerehepaar aus Österreich und zwei "Tanten", eine aus dem Wallis und eine aus Deutschland. Die etwas vorlaute Walliserin hat sich zweimal ins Abseits manövriert, so dass sie sich ziemlich schnell verabschiedet hat. Hingegen hat sich das Gespräch mit den anderen bis fast 21:00 Uhr hingezogen. Wir hatten es chaibe lustig im Haus der Ruhe. Ich denke, da würde manchmal etwas Stimmung auch helfen, über die Probleme zu kommen, denn viele Gäste sind in dort, um persönliche Probleme zu bewältigen.
Am Morgen gabs erst ab 08:00 Uhr Morgenessen. Ich habe somit meinen Vorsatz, nämlich möglichst früh am Morgen zu laufen, über den Haufen geworfen. Es hat sich gelohnt, denn das Frühstück war ausgezeichnet (für Eingefleischte: fast Villino-Standart!!!). Nachher gings zur Ranft (heisst Rand), zum Aufenthaltsort (heute Kappelle) von Bruder Klaus. Ein tatsächlich beeindruckender Kraftort, bei dem man unbedingt länger verweilen sollte (ich habe mir vorgenommen, nochmals vorbeizukommen und mehr Zeit aufzuwenden). Ich wollte heute aber weiter, da ich die Hitze fürchtete. Und wieder war ich ohne Getränke unterwegs, da die Läden heute auch noch geschlossen hatten. Die Beizen sollen ja auch etwas haben. Da der Jakobsweg immer zu den Kapellen und Kirchen führte, und ich sag euch, von denen hats unzählige im katholischen Land Obwalden, gings ziemlich häufig über Asphaltstrassen. Nicht nur, dass die Unterlage schlecht für die Füsse ist, es nimmt so auch viel Zeit in Anspruch. Man könnte doch sich pro Tag auf ein Gotteshaus beschränken, und sonst den Weg direkter gestalten! Aber da bin ich wohl der falsche Ratgeber. Es gab aber auch wieder phantastische Gebiete, wie zB am Lungernsee, der türkisfarbig inmitten schon höherer Hügel ein tolles Bild abgibt. Ich habe mich, auch wegen der Hitze, kurzfristig entschlossen, nicht mehr auf den Brünig zu steigen und in Lungern zu übernachten. Das war aber diesmal nicht so einfach. Alle Unterkünfte habe ich versucht anzurufen. Bei keiner gabs eine Antwort. Als ich durchs Dorf lief, habe ich ein Schild entdeckt: auch ein Pilger braucht einmal eine Rast. Und wie dieses Recht hat! Ich bin daher der Aufforderung gefolgt und in einem alten Häuschen gelandet. Niemand war hier, aber ein Zettel an der Tür ladete einem ein, hineinzugehen und das Zimmer einstweilen zu beziehen, was ich auch gemacht habe. Dies in der Schweiz? Gut, die Besitzerin ist, glaub ich, nicht einfach eine Einheimische. Sie hat sich nämlich im Gespräch ebenfalls als Pilgerin in früheren Jahren zu erkennen gegeben. Allerdings war sie in Indien und hat dort einen Hindu-Mönch geheiratet. Sie lebt jetzt allein mit ihren 3 Kindern hier und versucht mit Vermietung sich über Wasser zu halten. Sie kocht jetzt auch für mich das Nachtessen, und dieses Mal hoffe ich sehr, dass ich alles essen kann. Im Haus erklingt auch so meditative Musik und es schleicht sonst noch eine alte Dame im Haus herum. Vermutlich so eine Heilbringerin!! Es scheint eine sehr ungewöhnliche Nacht zu werden!!

Samstag, 15. August 2009

Kath. Feiertage



Zuerst muss ich etwas klarstellen: verschiedentlich wurde ich angefragt, ob ich einen Laptop (!!) oder ein Notebook mitschleppe, damit ich diese Blogs schreiben kann. Mit fast 14 Kg auf dem Rücken habe ich schon genug Last auf mir, also habe ich nicht noch so ein Apparat bei mir. Übrigens muss ich abends regelmässig schon 3 Akkus (Handy, GPS Recorder, Fotoapparat) laden, so dass ein vierter des Guten zuviel wäre. Hier habe ich ja noch die Gelegenheit dazu, ich bin dann gespannt, wie es in France sein wird. Nein, ich suche mir jeweils ein Internet-Kaffee. Auch dabei gabs schon lustige Episoden: in Brunnen fragte ich im City-Hotel nach einer Internetmöglichkeit. Der hilfsbereite Concierge hat mir dann seinen Apparat für 1/2 Std. zur Verfügung gestellt, und schwups war ich wieder einmal Hotelangestellter (wie auf den Bermudas). Die Gäste, die keine Ahnung hatten, wer vor ihnen sass, haben mich voll für einen Angestellten gehalten. Ich habe dem Concierge dann ein Bier offeriert.
Heute habe ich eine neue Marsch-Taktik gewählt. Ich bin nämlich bereits um 06:00 Uhr aufgestanden. Bei dieser Hitze zu laufen ist sicherlich vernünftiger, wenn es am Morgen früh losgeht. Da kein Frühstück im Nachtlager enthalten war, habe ich mich in einer Bäckerei gestärkt, die glücklicherweise offen hatte. Als ich dann in der Migros vor allem Getränke kaufen wollte, wurde ich von einem Plakat darauf hingewiesen, dass heute Maria Himmelfahrt sei, und die Läden geschlossen blieben. Dies zu meiner Auffrischung der kath. Feiertage. Auf jeden Fall wollte ich nicht mehr den gleichen Fehler wie gestern machen, wo ich zuwenig getrunken habe. Ich habe mir daher vorgenommen, in jeder Beiz am Weg etwas zu konsumieren. So gings nach Stans anfänglich etwas steiler aufwärts um nachher in ein abwechslungsreiches Gelände überzugehen (übrigens heisst der Weg hier Bruderchlausweg). Auch einige Waldpartien waren dabei. In den Wäldern ist es sehr angenehm kühl zu laufen. Die Strecke war nicht sehr lang heute, nämlich angenehme 16 km, das war für die Gelenke schon eine Wohltat gewesen. Wie geplant bin ich zweimal eingekehrt und habe so genügend Flüssigkeit getrunken. Um die Mittagszeit bin ich bereits am Etappenziel angelangt, im Bethanienhaus für Ferien und Kurse in St. Niklausen, und habe wieder ein Einzelzimmer, allerdings mit Etagendusche. Da um diese Tageszeit alles frei war, habe ich das ausgiebig geniessen können. Der Übernachtungspreis für Halbpension ist sehr vernünftig: CHF 50.00.
Ich konnte mich nun den ganzen Nachmittag schlafend erholen und warte jetzt auf das Nachtessen. Was ich bisher gesehen habe, gibts auch alkoholische Getränke, und sollte das Essen nicht sehr gut sein, was ich natürlich nicht hoffe, könnte ich mit einem Schluck Wein nachhelfen.
Guten Appetit und bis bald.

Freitag, 14. August 2009

die chaibe bräme....

Heute gings in Brunnen weiter. Leider habe ich vergessen, meinen Pilgerpass abstempeln zu lassen. Das Stempeln ist insofern wichtig, als in Santiago die Auszeichnung (Compostela) nur dann abgegeben wird, wenn genügend nachgewiesen ist, dass man den Weg auch gelaufen ist. Es ist bestimmt jetzt nicht so schlimm. Aber schade ist es trotzdem, weil gerade vom Kloster Ingenbohl hätte ich gerne einen Stempel gehabt, da die Leute so nett waren, insbesondere Sr. Bernadette.

Erstmals gings mit dem Schiff hinüber nach Treib; leider dauerte die Bootsfahrt nur 10 Minuten. Irgendwie merkte ich, dass ich heute nicht so gut drauf bin. Auf der ersten Ansteigung wurde es bereits sehr warm, und ich habe viel Fett verbrannt. Das ist ja gut so. Kürzlich habe ich gelesen, dass beim Wandern Fett verbrannt wird, aber auf der anderen Seite die Muskeln aufgebaut werden. Nur im Moment habe ich nicht das Gefühl, dass irgendwelche Muskeln aufgebaut werden. So muss ich bald am Gurt ein neues Loch einstanzen, damit ich die Hosen nicht verliere.

Den ganzen Tag haben mich Brämen begleitet. Diese Viecher sind überall gewesen. Zeitweise musste ich wild um mich fuchteln, um die Kreaturen loszuwerden. Offenbar lieben sie die amerikanische Sonnencreme, die wir aus California im Frühling mitgenommen haben, oder ist eventuell etwas anderes schuld............ In Beckenried, um die Mittagszeit, habe ich mir ein Bad im Vierwaldstättersee genehmigt. Die Abkühlung war eine Wohltat und hat sehr gut getan. Das letzt mal, wo ich im Vierwaldstättersee gebadet habe, dürfte ca. 51 Jahren her sein. Denn vis-à-vis liegt Vitznau, dem Ort, wo ich meine ersten 6 Lebensjahren erlebt habe! Der Vierwaldstättersee ist wirklich eine schöne Gegend: von Bergen umrahmt und doch lieblich. Eine herrliche Gegend, auch zum Ferien machen. Nach dem Bad gings wieder ein bisschen besser, aber der Rucksack drückte ziemlich. Ich habe wirklich zuviel mitgenommen. Ich werde bald einmal eine Triage machen. In Stans bin ich nicht im Kloster, sondern in einer privaten Unterkunft.
Bisher konnte ich auch überall duschen, das ist bei dieser Hitze wichtig, und ich geniesse das Wasser ausserordentlich.

Getroffen habe ich auf der ganzen Strecke nur eine deutsche Pilgergruppe, die auf der letzten Etappe von zehn waren. Sonst war es wieder eher ruhig.

Donnerstag, 13. August 2009

Nicht kopflos dem Weg nach




Beim Verlassen des Kloster Einsiedeln habe ich nochmals zu meinem Schlafsaal hinaufgeschaut. Da habe ich gewisse Parralelen zu Rom entdeckt! 1. Mein Zimmer ist von aussen ebenso dekoriert gewesen wie das vom Papst in Rom. 2. ist meine Sicht auf die Pilger ebenso grandios wie beim älteren Herrn. Nur während sein Zimmer im Dachgeschoss ist, musste ich mit Hochparterre vorlieb nehmen. Ich muss wohl noch einige KM laufen, so denke ich, bis ich die gleiche Ebene beanspruchen kann!!!! Im übrigen ist mir aufgefallen, dass man mit schweren Türen gefangen ist, wenn man im Kloster ist. Da gibt es kein entfliehen! Die müssen offenbar ihr Personal einsperren, damit sie nicht abspringen.....
Nun zur heutigen Tour: eigentlich wollte ich ins Alpthal und über die Haggenegg nach Schwyz und dann Brunnen. Gerechnete Zeit: ca. 5 Std. Nun beim Laufen im Alpthal haben mich die Mythen solange angelacht, bis ich kurzentschlossen den Jakobsweg verlassen habe und einen eigenen Weg begangen habe. Auf der Holzegg habe ich dann den Rucksack deponiert und dann leichten Schrittes den grossen Mythen noch mitgenommen. Es war ein wunderbarer Tag mit herrlicher Weitsicht, so dass ich nochmals den Zürichsee sehen konnte. Auf dem Mythen habe ich noch den Käser vom Probepilgern in Fischingen begegnet. Was für ein Zufall! Sonst gab es nicht viele Gespräche. Auf dem langen und steilen Abstieg nach Schwyz habe ich gar niemanden getroffen. In Schwyz, auf dem Hauptplatz, bin ich fast in den Brunnen gesprungen, so heiss war es. Pflotschnass bin ich dann noch nach Brunnen gelaufen und habe mich im Frauen-Kloster Ingenbohl eingemietet. Dieses mal ists ein Einzelzimmer mit Dusche / WC. Sehr sauber und feudal! Die Schwestern sind äusserst hilfsbereit gewesen und haben mir ein Priesterzimmer gegeben, da viele noch in den Ferien sind. Ich hoffe, dass ich mit soviel Spiritualität im Zimmer auch zum Schlafen komme! Der Preis auch nur CHF 32.50, allerdings nur mit Frühstück. Das ist mir recht gewesen, denn das gestrige Essen hat nicht sehr viel Energie gebracht. Ich bin dann in ein Restaurant und habe mir ein Salt-in-Bocca einverleibt.
Ganze Marschzeit heute fast 8 Std., das ist recht viel. Vor allem der Rucksack hat mit der Zeit gedrückt. Ich werde mir nun auch wieder etwas Süssen leisten!
Ultreia (immer weiter...)

Mittwoch, 12. August 2009

Der Jakobsweg ruft





Endlich, nach vielen Vorbereitungen ist es nun soweit! Ich bin auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela unterwegs. Schon ein bisschen ein komisches Gefühl, ca. 2700 km vor sich zu haben, und dies zu Fuss! Es hat ja gut angefangen: das Wetter stimmte, zum Glück nicht ganz so heiss, da immer ein angenehmes Lüftchen zu spüren war. Startort: Rapperswil. Auf der Damm-Holzbrücke und bis Pfäffikon hat Vreni mich noch begleitet. Dann gabs ein kurzer Abschied und von da an gings allein weiter, das war auch gut so, weil der Weg rapid steil wurde. Am Restaurant Luegeten vorbeizulaufen, ohne einzukehren, bedurfte schon ein bisschen Überwindung. Aber ich hatte ja Aprikosen im Rucksack und einen Apfelsaft........ Der Weg wurde dann gemütlicher, bevor es vor dem St. Meinrad nochmals etwas ruppig wurde. Bis Einsiedeln gings dann auf und ab, eine liebliche Gegend.
Auf dem Pilgerweg trifft man Leute: mit einem Thurgauer Bekanntschaft gemacht. Der ist nur so etappenweise unterwegs und wird morgen wieder von seiner Frau abgeholt. Auch ein deutsches Ehepaar getroffen. Die machen eher Luxuspilgern, denn sie übernachten immer im Hotel und werden noch bis Brunnen laufen, also noch bis morgen. Apropos Übernachten: ich bin im Kloster Einsiedeln in einem 6-er-Schlag. Es ist bis jetzt nur noch ein Italiener dort, also sehr komfortabel. Das Bett ist nostalgisch, was auch der Patres dazu zu bemerken hatte. Es ist so weich, dass man nicht hinausfallen kann. Das Nachtessen im Kloster ist o.k. (Suppe, Reis, Gemüseplätzli und Salat); Übernachtungspreis mit Halbpension CHF 35.00, da kann man nichts sagen. Ich werde mir aber noch einen Dessert im Dorf leisten. Man wird sich doch noch etwas gönnen mögen!!
Die Spiritualität ist auch nicht zu kurz gekommen. Wie im Kloster Fischingen beten auch hier die Patres mehrere Male am Tag. Und einer dieser Chorgesänge habe ich auch in Einsiedeln miterlebt. Die Kirche ist sehr pompös, und dies wollte ich auch fotomässig festhalten. Da habe ich wohl nicht mit den Patres gerechnet. Kaum habe ich einmal geknipst, ist einer der Mönche auf mich zugerannt und hat mir zu verstehen gegeben, dass Fotografieren nicht erlaubt sei. Sie wollen offenbar lieber Fotografien verkaufen, was natürlich lukrativer ist. Wenn ich noch meinen Kaffee geniessen will, muss ich jetzt aufhören, denn um 20:15 Uhr ist das Kloster zu. Buona notte.

Sonntag, 9. August 2009

Letzter Test: Rätikoner Bergtourentage









Die Bergtour in die Montafoner Berge habe ich als letzte Vorbereitung für meine grosse Reise benützt. Ich habe meinen Rucksack somit auf die empfohlenen 10 kg gepackt. Ich war gespannt, wie sich mein Rücken darauf einstellt. Zu meiner Beruhigung ging es ganz gut, ja, wir, der Rucksack und ich, waren uns ziemlich schnell einig: er passt sich meinem Rücken an und ich trage Sorge zu ihm!
Zur Tour: Am Freitag hat sich eine fröhliche Gruppe am Bahnhof von Stäfa getroffen. Mit SBB, Bus und Luftseilbahn haben wir den Lünersee relaxed erreicht. Dann gings eine relativ kurze Strecke bergauf und anschliessend im gemütlichen Tempo und mehrheitlich abwärts zur Hueter Hütte . Gehzeit: ca. 2 1/2 Std.
Wir freuten uns auf ein gutes Nachtessen, wie dies in Austria so üblich ist. Aber oje, der Koch hatte nicht seinen besten Tag, oder er hat als Tibetaner unsere Essgewohnheiten noch nicht ganz getroffen. Es gab nebst der Suppe (die war ganz gut) eine besondere Art von Gulasch: eine ziemlich flüssige Sauce mit Härdöpfel und ein paar Scheiben Wurst. Tapfer wie wir sind, haben wir die Sache hinuntergewürgt. Res Egli, unser Tourenleiter, musste allerdings Forfait geben: es hatte Kümmel "en masse" in der Sauce, und das hat ihn gar nicht überzeugt. Wir haben dafür einen guten Grund gehabt, einen feinen österreichischen Wein zu trinken. Der Schlag hat uns dafür entschädigt: Kein Massenlager, sondern Zimmer mit Kajüttenbetten.

Am nächsten Tag sind wir um 07:30 Uhr nach dem Frühstück zur Gaisspitze aufgebrochen. Dort oben haben uns tatsächlich Schafe begrüsst. Nur noch ein kurzer Abstieg zur Lindauer Hütte und wir waren vor dem nahenden Gewitter gerettet. Nach 10 Min. hat es dann Bindfäden geregnet. Nachfolgende Gruppen waren völlig durchnässt, weshalb Weiblein und Männlein sich ihrer Kleider entledigten und nacked herumliefen! Zum Glück sind die Österreicher toleranter als die Appenzeller. Gehzeit: ca. 5 Std.
Bis zum Abendessen haben wir die Zeit mit Schlafen und in der Beiz hinter uns gebracht. Das Essen hat diesmal aber bestens geschmeckt. Auch heute musste wieder ein edler Österreicher das Abendessen begleiten. Für einige wurde der Abend ziemlich lang und feucht; die bereits Schlafenden haben am nächsten Morgen auch einige Sprüche auf Lager. Nun, man trägt es mit Fassung! Es ging dann so recht zur Sache, denn eine Steile Wand von ca. 800 Höhenmeter war zu bewältigen. Ziele: der Bilkengrat und Tilisunafürggli. Alle, auch die Kurzschläfer, haben bestens mitgehalten, und wir sind auf dem Übergang von einer Herde Gemse empfangen worden. Herrlich, diesen Tieren zuzuschauen. Gehzeit ca.5Std.
Kurz vor Partnun habe ich mich von der Gruppe vorzeitig getrennt, da zuhause die x-te Farewell Party vorbereitet wurde, und bin dann mit dem Trottinett nach St. Antönien hinuntergefräst. Super!
Fazit: Eine gemütliche Bergtour, bei der ich meine physische Verfassung für den Jakobsweg getestet habe und bestätigt erhalten habe.

Montag, 3. August 2009

Probe-Pilgern zum Kraftort der hl. Idda




Zuerst das Ärgernis: ich habe nun bereits zum 3. Mal versucht, den Text einzutöggeln, und immer sind sie auf nimmerwiedersehen verschwunden! Ob hier bereits der heilige weiss-der-guggu am wirken ist? Vermutlich liegt es an mir. Ich muss wohl noch mit dem bloggen üben, denn auf meiner Reise nach Santiago habe ich dann keine Lust, alles mehrere Male zu erfassen.
Nun zur Geschichte: am letzten Freitag sind 3 Freunde und ich ins Benediktinerkloster Fischingen gepilgert. Pilgern ist aber nur ein Vorwand für Zuhausgebliebene gewesen, denn es wurde ein Freutag für den Gaumen!! Wir sind nach Fischingen per Auto angefahren und haben
in der Pilgerherberge von Uschi und Richi Egg in Au bestens gegrillte Poularde und Koteletten mit einem feinen Wein geniessen können. Beim Käserehepaar Franz und Veronika gab es nochmals eine feine Platte, natürlich mit viel Käse, zu geniessen. Fürs leibliche Wohl ist genug getan worden.
Aber was haben wir für die geistigen Sinne getan? Beim Pilgern sollte ja auch die Spiritualität nicht zu kurz kommen. Immerhin, im Kloster sind wir dann doch auch gewesen. Wir konnten einmal dem alltäglichen Chorgebet der Brüder und Patres zuhören, was sehr eindrücklich gewesen ist (die machen das 5x am Tag, das 1.mal um 05:30 Uhr!!??). Weiter haben wir die Kappelle der hl. Idda (ein Kraftort) besucht, wo wir die Füsse in ein Loch unter dem Sarg der hl. Idda strecken konnten, um die Füsse von den Leiden zu befreien. Natürlich habe ich jetzt noch ganz gesunde Füsse gehabt, aber vielleicht hilft's für die bevorstehende Reise! Ich hoffe es, geschadet hat es auf jeden Fall nicht.
Im übrigen: es gibt Tage im Leben, die man geniessen muss. Wenn Freitag zum Freutag wird, muss man dessen Wirkung einfach so hinnehmen!

Wenn meine Reise nach Santiago auch so gemütlich sein wird, dann könnte ich das Pilgern zur Gewohnheit werden lassen!!
Schlussendlich: Danke Claudia für deine Hilfe beim Erstellen dieses Blogs!