Mittwoch, 30. September 2009

Lauzerte bis Moissac, 24 KM, 29.09.2009

So muss es im Mittelalter bei Karawanen zu und her gegangen sein: eine Nachricht kommt von hinten nach vorne, und Leute, die weiter hinten laufen, bekommen ebenfalls Nachrichten von weiter vorne mit. Eine besondere Geschichte erreichte mich heute: Uwe, ein Deutscher, er muss ca. 4 Tagesetappen hinter mir gelaufen sein; inzwischen ist er nach Hause gefahren, so dass ich ihn nie sehen werde. Aber seine Geschichte ist tragisch: Uwe ist der Vater eines 17 jaehrigen Maedchens, das auf der Schule in Winnenden (oder aehnlich) einem Anschlag zum Opfer fiel. So ein schlimmes Ereignis zehrt jedermann an der psychischen Substanz. So verliert Uwe auch noch seinen Arbeitsplatz und ist in entsprechender Betreuung. Auch die Beziehung zur Frau wird zur Belastungsprobe. Uwe entschliesst sich, auch durch Anraten seines Betreuers, seine Ruhe und sein Gleichgewicht auf dem Jakobsweg wieder zu finden. Leider terrorisierte ihn nun seine Frau taeglich mit SMS und Telefonanrufen. Zudem sperrte sie ihm das Bankkonto, so dass er sich nur noch mit Hilfe von Pilgerfreunden gerade noch ein Bahnbillett nach Hause kaufen konnte.

Es gibt wirklich Sachen, die kaum zu glauben sind: Christina, um die 50, ebenfalls Deutsche, schlaeft letzte Nacht im gleichen 3er-Zimmer wie ich. Bei einem kurzen Gespraech mit ihr, erfahre ich, dass sie Mutter von 5 Kindern sei, zwischen 12 und 26 Jahren. Ein Telefon habe sie nur fuer den Notfall. Sie rufe aber nie an und hoechstens ihre Mutter. Sie ist seit dem 3. September von Le Puy auf dem Weg und moechte bis Santiago; mit ihrem Tempo wird sie so 3 Monate brauchen. Weiter wollte ich nicht fragen, aber wundern tut mich schon, weshalb eine Mutter ihre minderjaehrige Kinder allein laesst, ohne eine Nachricht geben zu wollen?

Seit Tagen treffe ich immer wieder auf eine Gruppe aus Quebec, alle ungefaehr 20jaehrig. Sie fallen nicht nur wegen der Gruppe auf, sondern auch dadurch, dass sie unterwegs beim Mittagessen oder abends Lieder singen und Gitarre spielen. Sie alle haben ihren Gymnasium-Abschluss kuerzlich gemacht und sich fuer eine laengere Reise entschieden: von Le Puy nach Santiago und Finisterre, dann weiter durch Portugal und noch durch andere Laender in Europa (dann allerdings nicht mehr zu Fuss). Es sind alle sehr anstaendige und froehliche junge Leute, die einen erfreuen, und sie geniessen ihren einjaehrigen Unterbruch, bevor sie dann ihr Studium beginnen.

Am Morgen bin ich ziemlich kopflos gestartet. Nach 5 KM merke ich, dass ich den GPS Logger vergessen habe einzuschalten. Ich leere den ganzen Rucksack, finde nichts. Shitt, vergessen, in der Gite (nicht so schlimm, es ist ja Armins, haha!!!). Ich rufe an, und wollte fragen, ob sie ihn mir nach Moissac nachschicken, da ich dort 3 Tage ruhen werde (Vreni auf Besuch!). "Nein, nein", meinte Gite-Besitzer, "ich bringe ihn dir sofort". 15 Min. habe ich den GPS Logger wieder. "Merci beaucoup" fuer den Superservice!! Es waere sehr schade gewesen, wenn all die aufgenommenen Daten verloren gegangen waeren.

Das Wandern fiel mir heute wieder betraechtlich schwerer: es war eine moerderische Hitze (33° im Schatten), es gab groessere Strecken ohne Schatten und zudem spuerte ich bei jedem Schritt wieder das Huehnerauge.
Am Abend dann Vreni am Bahnhof abgeholt und anschliessend fein gegessen.

Die naechste Etappe werde ich erst wieder am Samstag aufnehmen und hoffe, dass sich in den 3 Tagen mein Gehapparat regenerieren laesst, damit ich wieder schmerzfrei laufen kann. Den Blog setze ich in dieser Zeit aus und wuensche allen eine gute Zeit.

Lascabanes bis Lauzerte, 24 KM, 28.09.2009

Wieder erwartet mich ein Prachtsmorgen. Schoen, eher etwas kuehl, ideal zum Laufen. Mittlerweile habe ich mir an einen Tages-Struktur gewoehnt:
07:00 Aufstehn, Fruehstuecken,
08:00 Ablaufen,
ca. 11:00 erster Halt, eventuell 2. Halt 2 Std. spaeter
14:00 bis 16:00 Ankunft.
Dann Duschen (das Duschen geniesse ich besonders und dauert meistens 1/2 Std.), mit anderen Pilgern unterhalten und um 19:00 Nachtessen, so gegen 21:30 Schlafen.
Unterwegs esse ich eigentlich wenig, moechte lieber schneller am Tagesziel sein, um mich danach auszuruhen.
Es ist gut, sich an einen Rhythmus zu gewoehnen; allerdings bleibt es am Morgen laenger dunkel, so dass ich bald einmal etwas spaeter ablaufen muss.
Die Strecke ist heute sehr angenehm. Im Ort Montcuq (speziell: das Q am Schluss wird ausgesprochen, denn sonst waere es ein komischer Name fuer ein Dorf......) treffen sich viele Pilger, denn alle wollen den speziellen Stempel in der Creancial haben. Letzters ist der Pilgerpass, in den man von wichtigen Orten, die man erreicht hat, sich einen Stempel eintragen laesst. Tagesziel ist Lauzerte (Gite Les Figuiers, sehr empfehlenswert!), ein wunderbarer Ort auf einem Huegel mit herrlicher Aussicht und vielen alten, restaurierten Haeusern. Die Schoenheit des Ortes und das milde Klima wird nicht nur von den Franzosen geschaetzt, so haben Englaender seit einigen Jahren schon viele Haeuser gekauft und es stehen noch etliche Gebaeude zum Verkauf (Plakate for sale noch und noecher), zum Aerger von vielen Franzosen. Aber es sind ja eigene Leute, die den Verkauf anstreben, um schnelles Geld zu machen.

Cahors bis Lascabanes, 21 KM, 27.09.2009

In der Jugendherberge (man fuehlt sich sofort viel juenger!!!!) uebernachtet; das erste und letzte Mal wenn's andere Moeglichkeiten gibt!!! Die Herberge war ja noch o.k. Es war aber ein 4er Zimmer. Der erste Zimmernachbar wart Adrian, ein sehr angenehmer und netter Mensch. Abends um 11:00 Uhr kam dann noch ein Mitbewohner. Als ich ihm die Tuere oeffnete, bin ich erschrocken: eine verwahrloste Person stand draussen. Schnell stand seine Nationalitaet fest, denn er sprach kein franzoesisch: Oliver aus Deutschland. So erzaehlte er uns, dass er seit anfangs Mai unterwegs sei. Ein genaues Ziel habe er nicht, er laufe einfach 10 bis 15 KM pro Tag. Was er nach der Ankuft in Santiago machen werde, wusste er nicht. Bis jetzt habe er meistens draussen oder in Staellen geschlafen, nur jetzt werde es kaelter, darum suche er jeweils ein Dach ueber dem Kopf. Geduscht hat er sich bestimmt seit Wochen nicht mehr. Nach seinem Erscheinen konnte ich dann sehr schlecht schlafen und habe mitbekommen, dass er sich staendig kratzt!!! Es war unangenehm, denn ich wollte nicht auch von Floehen gebissen werden. Am Morgern bin ich dann ziemlich schnell aufgestanden und habe mich auf den Weg gemacht; nur schnell fort von hier.
Das Laufen war heute nicht sehr angenehm, obschon das Wetter schoen war (immer noch). Es war heiss und ich kam nicht auf Touren. Ausserdem waren die Laeden noch so frueh geschlossen, so dass ich ohne Wasser loslief, in der Meinung, dass es unterwegs dann sicher ein Ort mit Getraenken gebe. Leider war dem nicht so, es gab nur einmal einen Wasserhahnen mit eau potable. Das Wasser spritzte aber so fest heraus, dass ich kaum trinken konnte und eine Flasche zum Abfuellen hatte ich auch nicht. Also, ich habe mich wie ein Anfaenger verhalten!
Die anvisierte Gite, Gite Comunal bei der Kirche, war zudem voll. Als ich die Gite-Leiterin fragte, ob sie es damit ernst meine, hat sie mir noch ein Notbett im Speisesaal angeboten, was ich dankend angenommen habe. Und damit hatte ich richtig entschieden, denn das Essen war excellent. Es gab sogar eine lokale Spezialitaet: Cabécou, eine vorzuegliche Kaesespeise. Geschlafen habe ich nochmals durchschnittlich, denn neben der Abwaschmaschine, die bis 11:00 Uhr gelaufen ist (Pilger gehen halt frueh ins Bett), surrte die ganze Nacht der Kuehlschrank.

Samstag, 26. September 2009

Vaylats bis Cahors, 24 KM, 26.9.

Ein herrlicher Morgen erwartete uns. Frisch, aber heute ohne Nebel. Es war super durch die Waelder und kargen Wiesen zu laufen. Die Blaetter haben sich nun definitiv verfaerbt und die Waelder praesentieren sich in bunten Farben. Auch schon hat es Laub auf den Wegen, was das Laufen zusaetzlich erleichtert, wenn sich keine spitzen Steine darunter verstecken.
Diese relativ kurze Etappe noch mit Vreni und Rudolf weitergelaufen, die am Schluss noch 5 KM anhaengen wollten. Ich habe mich daher in Cahors ausgeklinckt. Der Abschied fiel schwer, denn wir harmonierten gut zusammen. Es kommt mir wie in einem Zug vor: ich sitze da drin, es steigen Leute ein, die man nicht kennt und mit denen man eine Weile zusammen faehrt, die einem allmaehlich sympathisch werden, mit denen man gemeinsame Erlebnisse hat, und dann kommt die Station, wo diese Leute wieder aussteigen. Und es kommen wieder andere Leute herein, und es geht wieder weiter bis zur naechsten Station........

Cajarc bis Bach/Vaylats, 35 KM, 25.9.

Da Vreni schon eine ganze Zeit mit Rudolf gelaufen ist, habe ich ihr anerboten, einen Tag lang mit Rudolf zu laufen, damit sie wieder einmal frei sei. Sie hat dankend angenommen, und so bin ich den ganzen Tag mit Rudolf unterwegs gewesen. Er erzaehlt viel von seinem Leben. Er ist Deutscher und 61 Jahre alt. Seine Familie hat viel Schicksalsschlaege ueberstehen muessen, weshalb er ein sehr frommer Mensch geworden ist. Er selbst hatte immer Glueck im Leben. Und daher laeuft er aus Dankbarkeit nach Lourdes. Vor 2-3 Jahren hatte er einen Infarkt. Umsomehr ist er uebergluecklich, dass er diesen Weg geschaffen hat. Ich bin ueberzeugt und ich wuensche es ihm sehr, dass er es bis Lourdes schafft, und wer weiss, vielleicht geht er naechstes Jahr noch den spanischen Teil des Jakobsweges. Franzoesisch kann er kein Wort (wirklich, nicht einmal ein Panache kann er sich bestellen!!!). Darum ist er sehr froh, wenn jemand mit ihm zusammen laueft. Allerdings ist er auch von Genf bis Le Puy, wo er dann Vreni zufaelligerweise getroffen hat, viel allein gewesen. Wenn es sein muss, geht es dann schon. Er wird nun bald Richtung Sueden abzweigen und seinen Weg gehen; toi toi Rudolf, es waere schoen, wenn ich dich bei deiner Praesentation zuhause einmal besuchen koennte.
Am Abend, die Strecke schien uns viel laenger als angegeben, im Frauenkloster (Monastere des Filles de Jesus; alles Greisinnen! Beim Nachwuchs happert's gewaltig) uebernachtet. Immerhin hatte ich mit Rudolf ein Doppelzimmer mit Toilette und Dusche im Zimmer. Der Ort war beeindruckend, schlossartiges Gebaeude mit dicken Mauern, hingegen war dieses Mal das Essen nicht gerade ueberzeugend. Aber einen netten Tisch erwischt, und wir haben's mit Humor aufgegessen. Eine Dame erzaehlte viel ueber den spanischen Teil. Das toente isch sehr spannend an, und ich freue mich, in ca. 2 Wochen (schon!!!) da zu sein.

Figeac bis Cajarc, 30 KM, 24.09.

Ultreia, ultreia. (weiter, weiter)

Am naechsten Tagh frueh um 6:30 Uhr aufgestanden. Von den Franzosen verabschiedet, die nach Rocamadur (ein franz. Heiligtum) und weiter nach Hause gehen, das in der Naehe dort ist. Die eine Frau gibt mir noch ihr Kaertchen, denn sie selbst besitzt ein Gite und ladet mich ein, einmal bei ihr vorbeizukommen.
Kurz nachdem ich die Gite verlassen habe springen mir 2 Damen nach und bringen mir meine Hosenstulpen, die ich vergessen hatte. Ich bedanke mich selbstverstaendlich mit einem Merci beaucoup, denn ohne diese muesste ich neue Hosen kaufen, was nicht billig gewesen waere.
Der Fuss schmerzt nicht mehr, und ich laufe wieder fast wie gewohnt. Nur der Verband drueckt ein bisschen, und wenn ich auf einen spitzigen Stein trete, merke ich noch die Blessur. Ich bin neu geboren!!
Der Weg wird immer flaecher, obschon es immer auf und ab geht. Am Nachmittag wird es sogar sommerlich heiss, aber da bin ich schon am Ziel. Wieder einmal auf Vreni und Rudolf in der Gite gestossen. Ein freudiges Hallo! Die Gite in Cajarc ist auch sauber (Gite le Pelerin), im Gegensatz zur Gite communal, die ich zuerst aufsuchte und die sehr dreckig gewesen ist. Vreni hat ihr gesamtes Hab und Gut gewaschen, denn sie wurde offenbar von Floehen gestochen, die sie einen Tag vorher aufgelesen hatte. Ja, mit der Sauberkeit nehmen es die Franzosen nicht so genau. Es lohnt sich auf jeden Fall, gut hinzuschauen und ein auch etwas teuerer Gite zu nehmen.

Mittwoch, 23. September 2009

Figeac, 0 KM, 23.9.

Schreibe blogg............ Suche Augen- oder Tierarzt (???) fuer Huehnerauge auf, bin gespannt........
Podologe stellte fest, dass sich der kleine Zehe entzuendet hat. Er meint, dass die diversen Pflaster von der Apotheke wahrscheinlich die Entzuendung verursacht haetten. Was sind das fuer Apotheken, die einem solche Mittelchen verschreiben?? Podologe schneidet alles heraus und macht einen Verband. Ich merke danach sehr schnell, dass sich die Situation schnell bessert. Vielleicht war es auch daher, weil ich mit allen Pelerins (Pilger), die ins Staedtchen stroemten, ein Bier getrunken habe. Figeac ist so ein Treffpunkt, wo alle hinein wollen. So habe ich alte Bekannte wieder gesehen und bin erstaunt, wieviele es sind. Eine Begegnung moechte ich speziell noch erwaehen: Christine und Vera, die beiden Deutschen, mit denen anfaenglich eher ein unterkuehltes Verhaeltnis bestanden hat (erstmals sahen wir uns in La Cote Saint Andre), sind waehrend der langen Zeit mir immer wieder ueber den Weg gelaufen, und jedes Mal wurde es ein bisschen netter. Jetzt gehen sie nach Hause und wir haben dies fast ein bisschen bedauert. Ihren Abschied haben wir dann auch gebuehrend gefeiert (mit Limonade natuerlich!!!). Ja, auch das schafft der Jakobsweg.
Am Abend mit den uebrigen Gite-Gaesten (alles Franzosen und André aus Quebec) auswaerts Pizza essen gegangen. Erstmals so ein richtiger guter Wein getrunken, einer aus der Region Cahors (Melbec, Merlot und eine unbekannte Sorte). Kraeftig und gehaltvoll. Sonst ist in den Gites der Wein im Menue dabei; es ist natuerlich nur ein kleiner Tischwein, den man ohne weiteres mit Wasser verduennen kann. Das machen auch die Franzosen so.
Alles in allem ein lustiger Tag.

Livinhag bis Figeac, 25 KM, 22.9.

schoenes Herbstwetter.
Bereits humpelnd gestartet. Das Beten mit den Fuessen hat noch nicht aufgehoert. Ich habe nun einen duenneren Socken benuetzt, und es scheint, dass es etwas nuetzt. Alle ueberholen mich, das ist frustrierend!!!!! Ich bin mir das nicht so gewohnt! Irgend jemand (??) will offenbar, dass ich nicht schneller laufen kann. Ich habe mich daher entschieden, in Figeag einen Zwischentag einzuschalten und eine Fachperson aufzusuchen, um das Problem zu loesen.
In Figeac eine sehr gute Gite gefunden: (le Loleilho). Sehr sauber und gut eingerichtet. Die Rucksaecke muessen alle in einen Plastiksack, denn in Frankreich ist die Wanzenplage allgegenwaertig. Vor allem sind Touristenorte (Hotels wie auch einfacher Unterkuenfte) davon betroffen. Mit verschiedenen Mitteln versucht man, der Seuche Herr (wieso eigentlich maennlich?) zu werden. Die Massnahmen werden aber unterschiedlich eingesetzt. In dieser Gite habe ich aber ien gutes Gefuehl. Ich selbst bin bisher noch nicht betroffen, aber andere reden von Wanzenbissen, was sehr unangenehm sei. Auf jeden Fall muss man am Schluss der Reise alles waschen oder wegwerfen, damit man das Ungeziefer nicht weiter traegt.

Conques bis Livinhag le haut, 24 KM, 21.9.

Ein steiler Aufstieg hat mich gerade zu Anfang der Etappe recht zum Schwitzen gebracht. Der Nebel lag in den Tannen und es war eh feucht. Auf einer Anhoehe konnte man nochmals auf den Kraftort zurueckblicken, eine Kapelle stand dort, und es gehoerte zur Tradition, dass jeder Pilger die Glocke laeutete. So war der ganze Anstieg begleitet von dem staendigen Gelaeute.
Die Etappe habe ich ein wenig abgekuerzt, da sic der Fuss nicht sehr angenehm verspuerte. Am Abend wieder in Gite auf Bernhard aus Saklzburg gestossen; gluecklicherweise, denn es gab in dem Ort zwar ein Essrestazurant, aber heute gerade geschlossen. So hat die Spuernase von Bernhard wieder Dienst, und er suchte sich im Laden Teigwaren, Creme fraiche, und wieder Zwiebeln und Knoblauch aus. Und wieder bereitete er ein Wundermenue zu. Ich habe wirklich 2x Glueck gehabt. Am Nachtessen wieder auf Luce, Quebeq, getroffen, die ich in einer frueheren Gite kennengelernt habe. Sie hat sich dem feinen Abendessen angeschlossen. Selbst hat sie einige wilde Maroni gesammelt, und diese haben wir dann auch noch aufgekocht.
Auch Daniel aus Berlin war wieder einmal zugegen, so dass es ein angenehmer Abend wurde.

Massip nach Conques, 24 KM, 20.9.

Das Gelaende bis Conques ist sehr angenehm, wenig Hoehendifferenzen sind zu bewaeltigen, und das Wetter spielte auch mit. Es ist jetzt nicht mehr so heiss.
Heute ist das grosse Thema: Conques. Ein steiler Weg fuehrt hinunter in eine stark bewaldetete Schlucht hinab. Zuerst dachte ich, dass ich mich verlaufen habe, denn da unten vermutete ich ueberhaupt nicht den Ort. Nach einer 1/2 Std. Abstieg erscheint das Dorf wie aus dem Nichts. Es ist ein wunderbarer Ort mit viel Mystik. Eine Perle auf dem Weg. Das Kloster und die Kirche dominieren den kleinen Ort (es gibt nur etwa 500 Einwohner). rundum sind kleine, aus mehreren 100 Jahre stammende Haeuser angegliedert. Die Strassen, die Daecher, die Kirche alles hat einige Jahrhunderte ueberlebt. In die Zimmer des Klosters, wo alle Pilger uebernachten, heute waren es so gegen 80 (in der Hochsaison sind es vielmehr), fuehrt eine Wendeltreppe, die bestimmt einige Mio. Pilger schon gesehen hat. Ein richtigert Kraftort.
Auch die Pilgermesse am Abend ist sehr eindrucksvoll gehalten, Pilgergruppen haben gesungen, musiziert, und es ging froehlich zu und her.

Espalion bis Massip, 26 KM, 19.9.

Das Huehnerauge spuere ich jetzt vom Morgen bis zum Abend. Es ist unangenehm. Das gekaufte Pflaster nutzt nicht sehr viel. Da offenbar mein Kopf noch nicht soweit ist, bete ich derzeit mit den Fuessen!!!! Diesen Spruch habe ich vor Einsiedeln einmal gelesen. Als ich 800 KM ohne Schmerzen gelaufen bin, habe ich ihn fast vergessen, aber jetzt weiss ich, was es bedeutet, mit den Fuessen zu beten!! Jeder Schritt ist schmerzhaft, versuche verschiedene Gangarten, verschiebe die Belastung des Fusses, alles ist auf dieses verd.... Huehnerauge konzentriert. Trotzdem, es muss weitergehen.
In Estaing ein Bier getrunken. Ein Franzose, der den Weg vor 11 Jahren gemacht hat, gibt mir Informationen ueber den Weg, wie wenn seither nichts passiert waere! Ich hoere ihm anstaendigerweise zu; vielleicht ist doch dies und jenes noch zu gebgrauchen. In Estaing ist uebrigens ein Schloss, das dem ehemaligen Praesidenten gehoert. Es waere sogar der Tag der offenen Tuer und Giscard waere auch da gewesen, aber ich musste mich auf moeglichst wenig Zusatzbelastung einrichten. Schade, Giscard hat es auch bedauert......
Eigentlich wollte ich bis Golinhag, aber ich habe 2 KM frueher in Massip abgebrochen. Und das war eine ausgezeichnete Idee: die Gite (l'Ore du chemin) war einfach super: sauber, sehr gutes Essen! Eine kleine Entschaedigung fuer die Qualen.

Naspinals bis Espalion, 38 KM, 18.9.

Ich darf unbedingt den Geburtstag von Daniel nicht vergessen! Habe ihm dann unterwegs telefoniert. Er und Janine machen die naechsten Tage auch etwas besonderes: ein Fussmarsch in der Sierra Nevada. Viel Vergnuegen!
Heute ist es sehr windig auf der Hochebene und es regnet mit Gewitter zeitweise, spaeter dann wieder sonnig.
Es war herrlich, auf der Hochebene ueber die Weiden zu laufen. Ich spuerte den starken Wind und fuehlte mich wie in den Bergen zu Hause. Ich musste mich richtig dagegen ankaempfen; einfach toll. In Aubrag Dorf mit anderen Pilgern dann wieder innere Batterien aufgetankt. Ein rechtes Gewitter folgte dann, was weniger angenehm gewesen ist. Den Poncho habe ich zwar schnell zur Hand, aber diesen bei dem Wind richtig anzuziehen, ist gar nicht so leicht! Die Regenhose anzuziehen hatte ich wenig Lust, was en Fehler gewesen ist. Im Nu waren die Hosen nass; ein unangenehmes Gefuehl. Spaeter kam dann die Sonne wieder und trocknete einen ab. Eigentlich wollte ich in Saint Come im Kloster uebernachten. Irgendwie verpasste ich den Weg zum etwas abseits liegenden Kloster (spaeter hoerte ich, dass die Unterkunft sehr gut- sei) und als ich es bemerkte, war ich bereits im Dorf. Den Weg zrueck wollte ich nicht mehr machen, das Dorf Saint Comte hat mir nicht gefallen, so habe ich noch 5 KM angehaengt! Das war ein bisschen viel. Dafuer ,habe ich nicht lange gesucht und in Espalion ein Hotelzimmer gebucht. EUR 40 geht noch. Am Abend in einer Dorfbeiz nochmals das beruemte Aligot gegessen. Der Wirt war ziemlich resolut und platzierte mich in den hintersten Ecken, wie wenn eine grosse Gesellschaft noch kaeme; neben 4 anderen Personen blieb das Lokal (es ist nicht so gross) leer. Aber die Patronne hatte dann eine Riesenfreude, als ich mich fuer ihren Kuchen zum Dessert entschieden habe.

Aumont Aubrag bis Nasbinals, 26KM, 17.9.



Das Wetter is wieder schoen. Auf Vreni und Rudolf aufgelaufen, die auf einem Stein, und davon hat es im Aubrag viele, aufgelaufen. Ich habe die beiden in der letzten Gite kennengelernt. Vreni ist aus Beckenried und die erste, die ich gesehen habe, die ebenfalls den ganzen Weg in einem Stueck geht. Sie hat in Genf angefangen. Rudolf kommt aus Ulm. Er wird den Weg weiter unten verlassen, um nach Lourdes weiterzugehen. Als 60jaehriger und ohne franzoesisch Kenntnisse hat er viel Mut.
Per Zufall haben wir uns dann am Abend in der gleichen Gite wieder getroffen. Es war eine saubere und angenehme Unterkunft und daher entschlossen wir uns, selbst ein Nachtessen zuzubereiten. Zu uns gesellte sich noch Bernhard aus Salzburg. Schon beim Einkauf der Waren entpuppte sich Bernhard als grosser Kenner, so dass er fuers Essen die Kelle fuehrte. Mit viel Zwiebeln, Knoblauch und Speck bereitete er ein Supermenu zu, und wir assen wie die Franzosen und Fuersten, anschliessend mit Kaese und Dessert.
Bernhard ist von Beruf Kammeramann und produziert zum Teil auch selbst Filme. So fuehrte er die Kammera fuer ein Projekt am Lauberhorn. Es war ein Versuch, das Lauberhornrennen im Sommer abzuhalten. Vielleicht hat jemand diesen Film gesehen; ich mag mich so scwach erinnern, dass er in einer Sportsendung ausgestrahlt worden ist. Ein netter und interessaznter Typ.
Uebrigens auch noch eine aeltere Dame (Name unbekannt, ca. 65 Jahre) aus dem Kanton Fribourg kennengelernt, die ebenfalls den ganzen Chemin de Saint Jacques macht. Sie ist in Fribourg gestartet; alle Achtung.
Nach 800 KM in den Beinen (?) habe ich auch noch eine Blase eingefangen. Das Resultat der falschen Belastung der Fuesse wegen dem Huehnerauge. Habe nun Compeed Pflaster gekauft. Hoffe, dass es nuetzt!!!

Mittwoch, 16. September 2009

Le Falzet bis Aumont Aubrac 36 KM, 16.9.




Seit einigen Tagen plagt mich ein Huehnerauge, ich glaube, dass es mittlerweile 2 sind. Zuerst habe ich wenig Beachtung geschenkt, aber heute spuere ich diese von Anfang an, und das gerade bei der Mammutetappe! Ich versuche mit Meditation (Huehnerauge, huehnerauge, huehnerauge 100x), den Druck zu lindern. Es gelingt meistens fuer 1/2 Std. (so lange brauche ich fuer die 100x!!!), und dann wieder Huehnerauge, Huehnerauge, Huehnerauge (das Wort des Tages heisst: Huehnerauge!!!!). Ich werde in der naechsten Apotheke ein Mittel kaufen.
Der ganze Tag ueber war es neblig, kalt und duester, zeitweise mit Regen, so dass ich den Poncho ziemlich lange anhatte, einmal gegen den Regen, ,klar, aber auch gegen die Kaelte. Immer wenn es in die Hoehe geht, dieses mal auf 1300 m, ist das Wetter nicht ideal. Ich darf mich aber nicht beklagen.
Das Hochplateau des Zentralmassivs wird immer wieder unterbrochen von Schluchten, durch die die Fluesse ziehen. So heisst es vielfach, Schlucht hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf (wieso werden keine Bruecken gebaut.....). Die Doerfer sind groesstenteils in den geschuetzteren Schluchten.
Ich treffe immer wieder auf neue Pilger, die mehrheitlich einen Tag vor mir in Le Puy gestartet sind.
Bereits in Le Puy wurde von einer speziellen Gite in Aumont Aubrac (La ferme du barry: ferme-du-barry.com) gesprochen, in die man unbedingt muss. Zum Glueck habe ich reserviert, denn sie ist tatsaechlich voll. Das Spezielle daran ist das Nachtessen: der Chef bereitet jeden Abend eine Spezialitaet der Gegend zu: l'Aligot, ein Haerdoepfelstock mit Kaese durchmischt. Und weil sich der Kaese ziehen laesst, macht der Wirt nun eine kleine Show. Und es ist wirklich wunderbar. Ich haette noch viel mehr essen koennen! Apropos Essen: vor allem in den Gites ist das Essen immer gut. Die Leute kochen mit Leidenschaft, wie man es den Franzosen nachsagt. Trotzdem, ich denke, dass ich noch 1-2 Kg verloren habe, denn der Gurt ist trotz Zusatzloch schon wieder zu locker. Werde wohl nochmals ein Loch einstanzen muessen.

St Privat d,Allier bis Le Falzet, 26 KM, 15.9.




Heute wieder allein weitergezogen, da Christian seine Etappen im Voraus festgelegt hat und die Gites bereits reserviert und bezahlt. Daher waere es zu kompliziert, alles zu aendern, was beide bedauert haben. Aber was heisst allein: kurz darauf stosse ich auf Thomas, einem jungen Mann aus Vichy. Er faehrt Velorennen und ist gut in Form. Nach einer Weile schalte ich eine Pause ein und treffe auf Marc. Er besteht darauf, dass er Saugeser sei, das ist ein Dorf auf dieser Etappe. Auch er erzaehlt viel von der kargen Landschaft im Zentralmassiv, und von den Leuten, die auf vieles verzichten muessen. Vor allem im Winter ist es sehr kalt und unwirtlich. So sind auch die oeffentlichen Transportmittel eingeschraenkt, da viele Strassen gar nicht gepfluegt werden. In Sauges ist er dann nach Hause gegangen, nicht ohne zuerst ein Bier bezahlt zu haben. Sehr freundlich.
Am Abend in Le Falzet in Gites uebernachtet. Sehr gutes Nachtessen und angenehme Gesellschaft. Gite war uebvervoll, statt 7 sind 9 Leute anwesend. Sehr International, ein Kolumbier, 2 Belgierinnen, 3 Franzosen, 1 Deutsche und 2 Schweizer (Peter aus Bern, der bis zur franzoesischen Grenze laufen wird; vermutlich werden wir uns wieder begegnen). Spaeter noch den angegliederten Kaesereibetrieb angeschaut. Aus diesem verlassenen, kleinen Nest wird Kaese nach ganz Europa verschickt, ja sogar nach Maroko.

Le Puy bis st Privat d,Allier 24 KM, 14.9.



Um 7:00 uhr die Pilgermesse in Le Puy besucht. Ja, wenn die richtigen Leute anwesend sind, kommt sogar der Bischof die Messe halten! Es waren ca. 70 Pilger anwesend und die Messe war beruehrend, vielleicht auch, weil ich schon laenger nicht mehr an einer Messe teilgenommen habe. Besonders gefreut hat mich, dass ich die Franzoesin, mit der ich vor ein paar Tagen eine zeitlang gelaufen bin, anwesend war. So konnte ich ihren Namen doch noch erfragen: Jeanine. Sie geht jetzt nach Hause. Nach der Messe bei M. Bigot gefruehstueckt, Es gibt Orte, die man einfach verlaesst, und andere, die man nicht einfach verlassen kann. Dieser ist einer: der Herr Bigot ist so etwas von zuvorkommenheit, dass man sich einfach wohl fuehlt. Seine Frau, die leider nicht anwesend war, hat geholfen, den Jzakobsweg ab Genf bis Le Puy aufzubauen, und sie ist sogar Mitglied der Schweizer Jakobsgesellschaft.
Beim Verlassen von Le Puy auf Christian, den ich am Vortag kurz gesehen habe, gestossen. Wir sind den ganzen Tag miteinander gelaufen und haben das gleiche Etappenziel gehabt. Es war sehr interessant mit ihm zu laufen, da er viel ueber Frankreich erzaehlt hat. Mein Franzoesisch wird immer besser! Auch heute wieder Christine und Vera getroffen. Die Etappe war sonst gepraegt von den vielen Pilgern, die in Le Puy gestartet sind. Le Puy ist das wichtigste Pilgerzentrum Frankreichs, und viele Leute starten von da. In der Messe wurden alle Pilger aufgefordert zu sagen, woher sie kommen, so habe ich mit bekommen, dass Pilger aus Australien, Quebeq, aus Californien und aus ganz Europa hier sind, auch einige aus der Schweiz.

Sonntag, 13. September 2009

Le Puy en Velay, 13.9.



In Le Puy bin ich gestern in einem Hotel gewesen und habe heute in ein acceuil pellerinage gewechselt. Diese Adressen kann man ueber Internet anfordern (www:weitwandern.de). Es ist ein uraltes Haus aus dem 12. Jahrhundert, das aber mit viel Charme restauriert wurde. Der Besitzer heisst Evelyn und Gilbert Bigot, 2, rue sous saint claire, direkt im Zentrum von Le Puy Tel. 0033471021628 (Info fuer Bruno). Im Gegensatz zur ersten privaten Unterkunft ist diese perfekt. Uebrigens habe ich einige Pilger getroffen, die der franzoesischen Sprache nicht maechtig sind. Sie kommen trotzdem gut durch und verstaendigen sich eben so gut wie's geht. Natuerlich ist es viel interessanter, wenn eine einfache Konversation moeglich ist.
Le Puy ist ein wichtiger Wallfahrtsort fuer die Franzosen. Auf 2 Vulkannadeln sind eine Kapelle und eine Marienstatue erbaut worden. Man hat schon das Gefuehl, dass es sich um einen Kraftort handelt und es lohnt sich, einen Tag Zwischenhalt zu machen.
Allgemein zu meiner bisherigen Reise: man verbringt logischerweise viel Zeit mit Laufen. Wichtig scheint mir, dass man immer etwa den gleichen Tages- aber auch Laufrhythmus einhaelt. Das tut der Psychohygiene sehr gut. Die Reduktion auf die Urinstinkte, naemlich wo Esse ich, wo trinke ich, wo schlafe ich, tut ebenfalls sehr gut. Man vergisst schnell einmal die Sorgen und Probleme der Welt und kommt sich immer naeher. Eine wirklich tolle Erfahrung. Uebrigens: die koerperliche Hygiene ist auch jeden Tag gewaehrleistet. Es hat noch keine Unterkunft ohne irgendeine Duschmoeglichkeit gegeben.

Samstag, 12. September 2009

Saint Julien Chapteuil bis Le Puy en Velay 18 KM


Endlich, die Via Gebennensis ist geschafft. Ich bin in Le Puy, einem franzoesichen Pilgerzentrum.
Ich werde da einen Ruhetag einschalten, denn seit Genf bin ich ohne Unterbruch unterwegs gewesen. Mein Gestell und die Fuesse haben sich einen Ruhetag verdient.

Ich moechte allen danken, die ich unterwegs getroffen habe, die mir geholfen haben und mich bis hierhin zeitweise begleitet haben. Schwester Bernadette, Verena D., Architektenehepaar nach Thun, Bruno, Schweizer Ehepaar (Gemuesebauer nach Genf), 3 attraktive, junge, unterhaltsame Schweizerhaesli??: Daniela, Sabine, Brigitte, Werner, Ingrid, Peter, Vreni, Denise, Jean, Angelika, Renate, Michelle, Brigitte, Gisela, Hank, Saskia, unbekannte Franzoesin, die beiden Walliser, ihr alle habt meinen Weg nach Santiago bereichert. Nicht zu vergessen, die vielen freundlichen Franzosen und Franzoesinnen, die mit einem kurzen Gespraech oder einfach mit einem aufmunternden Bonjour mir immer wieder Mut gegeben haben. Auch allen Logisgebern, die jeweils ihr bestes gegeben haben.
Selbstverstaendlich danke ich auch meiner Frau, die mich so lange laufen laesst...............

Nochmals: vielen, vielen D a n k.

Uebrigens: das Benuetzen des Internets ist im Tourist office, und in den Restaurants bei Konsumation auch gratis. Das koennte man auch in der Schweiz einfuehren.
Ich werde am Montag weiter ziehen. Ultreia, ultreia! Leider ist die Internetverfuegbarkeit in den Bergen von Frankreich nicht gerade ueberragend. Somit kann es wieder eine laengere Zeit dauern bis zum naechsten Post.

Tence bis St Julien Chapteuil 26 KM



Das Wetter macht einem heute nicht gerade Freude: neblig eher kuehl. Und gerade heute habe ich den hoechsten Punkt des Jakobsweges in Frankreich erlaufen. Schade, denn die Aussicht war schlecht und es war ziemlich kalt da oben. Ich habe die Etappe daher auch sehr schnell abgelaufen.
Heute ist es das erste Mal, wo ich in einer Privatunterkunft gerschlafen habe. Es gibt naemlich in Frankreich, vor allem an der Via Gebennensis (Genf bis Le Puy) ein Verzeichnis (gelbes Heftlein), in dem eben solche private Unterkuenfte aufgefuehrt sind. Ich habe erst durch Gisela davon erfahren (immer die Deutschen einen Schritt voraus!!!). Da sie immer noch den gleichen Etappenrhythmus hatte wie ich (gelaufen sind wir zwar alleine), haben wir am Vorabend so eine Unterkunft gebucht (getrennte Zimmer natuerlich). Diese sah aber nicht so sehr sauber aus, was mich ueberraschte, denn ich dachte, dass die privaten eher zum rechten schauen wuerden. Trotzdem, wir sind dann geblieben. Dafuer haben wir uns ein gutes Nachtessen im Dorf genehmigt. Als wir wieder in der Unterkunft waren, bemerkte Gisela, dass sie ihr Portemonnaie verschwunden sei. Also nochmals Schuhe anziehen und im Restaurant nachfragen. Da war auch nichts. Ich habe ihr angeraten, alles nochmals durchzuschauen; und tatsaechlich, der Geldbeutel hat sie offenbar, ohne sich daran zu erinnern (es koennen hoechstens 5 Min. vergangen sein!!!), schon im Rucksack verstaut. Das Gedaechtnis laesst bei zunehmendem Alter offenbar nach!! Das relativiert wieder das Bild der Deutschen!!!!

Heute ist etwas kurioses passiert: ein lieber Bekannter, Nick, ist gestorben. Ich habe der Ehefrau ein Kondolenz-SMS unter der Nummer des Verstorbenen geschickt. Nun erhalte ich ein SMS von Nick zurueck ohne irgend etwas darauf!! Ist da wieder der heilige Jakobus am Werk???

Les Setoux bis Tence 26 KM

Am Morgen wieder meines Weges gegangen. Nach ca. 1 Std. treffen der Jakobsweg mit dem Chemin de St Regis Le Puy zusammen und werden bis zum naechtsen Dorf gemeinsam gefuehrt. Von diesem Weg her kommt eine Franzoesin, leider habe ich deren Name nicht gefragt. Da sie das gleiche Tempo lief wie ich, und sie war ein bisschen aelter!, sind wir gemeinsam ca. 3 Std. dieses Teilstueck gelaufen. Das hat meinem Franzoesisch gut getan. Sie wird 8 Tage unterwegs sein. Am naechsten Ort ist sie dann leider schon ins Gite gegangen, so dass ich nach einem Bier wieder allein weiterlief. Ein Bauer meinte unterwegs, dass er hoffe, es komme bald Regen. Er fuerchtet, dass die Champignonernte total ausfallen wird, was fuer ihn schmerzhaft sei. Ich habe ihm natuerlich zugestimmt, insgeheim aber an mich gedacht und auf weiterhin schoenes Wetter hoffe.
Am Abend ist Gisela auch in der Gite eingetroffen. Wir haben gemeinsam mit weiteren 2 Wallisern aus St. Maurice, die mit dem Velo unterwegs sind, zu Abend gegessen.
In den letzten paar Tage eher Muehe gehabt einzuschlzfen.

St Julien Molin Molette bis Les Setoux, 24 KM




Das Wetter ist immer noch schoen und angenehm in der Temperatur. Im Schloessli habe ich dann im Rittersaal gefruehstueckt. Der Hotelier war zwar nett, aber er hat mich sicherlich ausgenommen wie eine Weihnachtsgans!
Heute war es viel angenhmer, denn der Weg verlief fast durchwegs durch Waelder. Diese Etappe ist mit den meisten Hoehenmetern verbunden (850). Inmitten des Waldes auf Michelle gestossen, eine Genferin, die jedes Jahr ein Stueck des Pilgerweges macht. Sie sass am Wegrand und genoss ihr Mittagessen, das sie zielmlich ausladend ausgebreitet hat. Sie wollte unbedingt, dass ich auch etwas nehme, und so habe ich das erste Mal zu Mittag gegessen. Sie laeuft die naechsten 3 Wochen, ebenfalls allein. Sie nimmt es sehr gemuetlich, schaut jeden Baum als etwas Spezielles an und geniesst sonst die Freiheit zu laufen. Wir treffen uns dann wieder am Etappenziel, denn da hat es nur eine Gite und sonst nichts. Da sind auch Hank und Siska, beides Hollaender, die zwar nicht den Jakobsweg machen, sondern den GR7, aber heute einen Umwseg von 5 KM in Kauf genommen haben, da auf ihrem Weg keine Unterkunftsmoeglichkeit bestanden hat. Sie habne fuer alle Faelle ein Zelt dabei (echte Hollaender), benuetzen es aber nur im Notfall. Auch Gisela aus Muenchen und Brigitte aus Muenster erstnals getroffen.

Chavanay bis St Julien Molin Molette, 20 KM




Da ich den Schlafsack flicken musste (ja mit Faden und Nadel; musste aber ca. 30 Min. ueben, bis der Faden das Nadeloehr fand!!), bin ich erst so gegen 10 Uhr abgelaufen, das war nicht gerade gut. So bin ich in der groessten Hitze einen Berg hinaufgelaufen! Leider gab es dabei nur wenig bewaldete Strecken. Trotz der kurzen Etappe war ich ziemlich abgekaempft gewesen. Die Gite in St Julien sah sehr bedenklich aus, so dass ich mich fuer ein Hotel entschloss. Das war nicht einfach, denn das Angebot war mager; d.h; es hatte nur eines und es war ein kleines Schloss! Trotz des hohen Preises blieb mir nichts anderes uebrig, denn ins Gite zurueck wollte ich nicht. Somit habe ich die EUR 60 !!!! akzeptiert. Ich wollte doch einmal Schlossherr sein! Das war denn auch so, denn ich war der einzige Gast im Schloss. Auch kein offenes Restaurant gefunden. In Frankreich hat jedes Lokal seine eigenen Oeffnungszeiten. Das ist ja o.k. Aber dass die beiden Lokale im Ort am gleichen Abend geschlossen sind, das ist verbesserungswuerdig. So habe ich in der Epicerie ein bisschen Kaese, Salami und Brot gekauft. Die Verkaeuferin nervte sich an meinen kleinen Portionswuensche. Schlussendlich hat sie mir die Wuensche doch noch erfuellt. Im riesigen Schloss, im Zimmer ganz allein Znacht eingenommen und schlafen gegangen. Letzteres fiel mir nicht so leicht, denn ich hoerte alle moelgichen Geraeusche!! Echtes Gruselkabinett!

Revel Tourdan bis Chavanay, 36 KM!!






Am Morgen von Gisela und Renate verabschiedet, die am naechsten Tag nach Hause fahren. Alles Gute und ich hoffe, dass ihr mir die versprochenen Berichte schicken werdet.
Es ist angenehmes Laufwetter. Nach der langen Etappe habe ich mich auf die Dusche gefreut. Die Gite in Chavanay ist ganz neu und daher perfekt eingerichtet (es gab sogar papierige Kopfkissenueberzuege und papierige Leintuecher; der Gastgeber ist eben selbst einmal Pilger gewesen und weiss, auf was es ankommt). Das passt aber nicht allen: im Restaurant, wo ich zu Abend gegessen habe, hat der Beizer keine Freude an dieser Unterkunftsmoeglichkeit. Denn frueher kamen viele Pilger auch zu ihm fuers Uebernachten und Abendessen. Heute hat er nur noch wenig Pilger als Gaeste, denn viele Pilger bereiten ihr Nachtessen dann selbst zu. Es ist klar, in der Gite kostet die Uebernachtung EUR 15 im Hotel mind. 35 EUR. Ueberraschenderweise war ich in der Gite ganz alleine. Aber das stoerte mich nicht sonderlich, sie liegt in der Mitte des Dorfes und die Fenster sind mit dicken Gittern versehen.

La Cote St Andre bis Revel Tourdan, 20 KM



Keine speziellen Ereignisse, Vera und Christine getroffen. Das Gespraech kommt mit diesen juengeren Damen nicht so in Fahrt. Sie laufen auch wenns geradeaus geht mit den Stoecken! Was soll das, dieses Geklapper den ganzen Tag. Ich habe diese beide Damen nicht mehr gesehen. Auch da schaut offenbar Jakob zur rechten Gesellschaft, gell Angelika!
In der Unterkunft wieder auf Peter und Vreni, Angelika und Renate gestossen. Beim Abendessen entwickelte sich ein interessantes Gespraech mit Angelika, die mit einem Theologen verheiratet ist. Natuerlich ging es dabei um Religion. Sie meditiert zuhause jeden Tag. Sieht die Welt und das Leben durch die biblische Brille. Sie ist ueberzeugt, dass insbesondere auf diesem Jakobsweg der hl. Jakobus immer wieder seine Zeichen setzt. Ich stufe dies eher als Zufaelligkeiten ein. Ihr ist die Evolutionstheorie nicht plausibel und es bleiben noch viele Mysterien offen. Eine Einigkeit haben wir nur in einem Punkt erreicht: es gibt auch sehr viele Wissenschafter, die trotz allem sehr glaeubig sind und nicht alles mit Theorien erklaeren koennen.
Aber immerhin, etwas ist bei der Wanderung doch sichtbar: die viele Zeit, die einem beim Laufen bleibt, gibt eben den taeglichen Zufaelligkeiten mehr Gewicht, und so stuft man dieses oder jenes Ereignis als wichtig ein.

Le Pin bis La Cote St Andre, 27 KM



Nach dem Fruehstueck Abschied genommen vor Denise, Werner und Ingrid. Die beiden letzteren schalten einen Ruhetag ein. Haette ich eigentlich auch machen sollen, denn auch die Umgebung um diesen Lac Pallandru ist sehr schoen. Aber ich habe mich anders entschieden, nach dem Motto: Ultreia (immer weiter) Jean wartete schon im Auto, denn er wollte unbedingt mich zum 2 km entfernten Jakobsweg zurueckfuehren; er hatte wohl Angst, dass ich mich wieder verlaufe.
Der Tag verlief ereignislos. Ich habe das erste Mal eine Unterkunft reserviert, und so habe ich erstmals keinen Tempolauf hingelegt. Von der Stimmung am Vorabend getragen, habe ich den Tag einfach genossen. Vielleicht komme ich doch nochn ins Pilgern!!!
Die Unterkunft ist o.k. Die Mutter vom Herbergebesitzer (junggebliebe, 4x20 Jahre!) meinte bestimmt, dass der Sohn erst um 19 Uhr zurueck komme und dass er dann kein Nachtessen zubereiten werde. Ich habe mit der aelteren Frau dann eine Stunde geplaudert, und am Schluss meinte sie, ja vielleicht koenne sie ihren Sohn ueberreden (ich war ihr wohl sympatisch!). Und tatsaechlich, um 19:30 Uhr stand mein vollstaendiges Nachtessen auf dem Tisch, d.h. Vorspeise, Hauptspeise, Kaese, Dessert.
Dazugerstossen sind Angelika und Renate aus Augsburg. Ihr hat die alte Dame auch ausgerichtet, dass es nichts zu essen gebe. Ich habe dann mit der Beizerin tiefgruendig unterhalten, so dass auch die beiden Deutschen Frauen ihr Abendbrot erhalten haben. Die beiden Huebschen (ich weiss, dass sie den Blog lesen, und so muss man ein bisschen nett sein!) habe ich vor 2 Tagen kurz begegnet. Sie laufen sehr langsam, machen aber doch fast die gleichen Tagesetappen. Da sie meditieren, viel miteinander reden, in alle Kirchen hineinrennen, sich mit Franzosen unterhalten (offenbar mit Haende und Fuessen, da sie nur wenig der Sprache maechtig sind), kommen sie nur langsam vorwaerts. Waehrend ich bereits meinen Nachmittagsschlaf gemacht habe, erreichen sie jeweils erst ihr Tagesziel. Sie sind eben echte Pilgerinnen.

Aoste nach Le Pin 33 KM



Noch zum Geburtstagsabend: In der guten Unterkunft, Hotel Fer a cheval, die wir hatten, war das Rest. geschlossen. Es hatte aber einen sehr schoenen Park, so dass wir das Geburtstagsessen im Laden eingekauft haben, und uns dann im Park uns breit gemacht. Die Infrastruktur haben wir vom Hotel benuetzen koennen. So wurde es ein ganz gemuetlicher Abend.
Am naechsten Tag mit etwas schwerem Kopf aufgestanden. Nach Fruehstueck wieder allein meinen Weg gelaufen, mit dem gleichen Tagesziel wie Wernern und Ingrid. Erstmals hatte ich den Eindruck, dass der Herbst eingezogen ist, windig und nicht zu heiss/ sehr angenehm zu laufen. Bei einer Kreuzung auf Peter und Vreni Najer gestossen, die gerade am Wegweiser sich orientierten. Sie kommen aus Buchs SG (er urspruenglich aus Flums; kennt aber Verena Clavuot nicht). Dafuer ist ihnen Walter Geering bekannt, da Peter auch beim Zollamt gearbeitet hat (er ist jetzt pensioniert), wie Walter. Die Schweiz ist eben klein, man findet schnell gemeinsame Bekannte. Am Ende der Etappe habe ich mich erstmals boes verlaufen: Werner und Ingrid haben auch fuer mich eine Unterkunft besorgt, und ich wusste, dass diese ganz in der Naehe des Lac du Pallandru liegt. Als ich den See sah, bin ich direkt zum See gelaufen, in der Meinung, dass die Gite dann einfach zu finden ist. Das war ein Fehler, der See ist ziemlich gross und ich am ganz anderen Ende. So blieb mir nichts anderes uebrig, als der vielbefahrenen Autostrasse entlang zu laufen. Als ich so halbwegs die Seelaenge hinter mir gelassen habe, kommt ein Auto mir entgegen und haelt an. Und wer sitzt drin? Der Giteinhaber, Jean, mit Werner und Ingrid, die sich zufaelligerweise auch verlaufen haben. Jean ist, nachdem wir schon ca. 2 Std. ueberfaellig waren, uns mit dem Auto suchen gegangen! Einfach super, diese Fuersorge! Uebermuede und gluecklich haben wir dann mit Jean und Denise (Frau von Jean) zu Abend gegessen. Jean, ein Franzose aus dem Bilderbuch, konnte sogar ein bisschen Deutsch. Sein Spruch lautete: Liebe hat keine Grenze! Er war naemlich nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland und half mit dem Wiederaufbau. Denise, eine zierliche Franzoesin, umsorgte uns, so dass es nur eines gab: sich wohl zu fuehlen. Denise + Jean, an euch werde ich mich gerne erinnern, ihr tut viel gutes fuer Frankreich. Auch wenn es in der Gite Maeuse gegeben hat, war der Aufenthalt ein voller Erfolg, und ich stelle fest, dass es oft herzlicher und umsorgender zu und her geht, wo es noch Maeuse hat, als dort, wo sich nicht einmal mehr die Maeuse wohl fuehlen!

Donnerstag, 3. September 2009

Yenne nach Aoste




Fuer die Geburtstagsgruesse danke ich recht herzlich!!
Also, heute wollte ich eigentlich meinen Ruhetag einziehen. Beim Morgenessen habe ich dann einen Schweizer und eine Suedafrikanerin, ein Ehepaar, Werner und Ingrid, getroffen, mit denen es auf Anhieb gut harmonierte. Kurzfristig entschieden, weiter zu laufen, da sie das gleiche Etappenziel wie ich hatte. Sie sind dann losgelaufen, und ich spaeter auch. In einem Dorf hat mich dann ein "Gueselfahrzeug" staendig ueberholt; einmal ich und dann wieder das Auto. Am Ende des Dorfes hat der Fahrer mich dann gefragt, ob er mich mitnehmen soll. Da ich noch nie das Vergnuegen hatte, hinten auf einem Gueselwagen zu stehen, und nur deswegen Hanns!, habe ich zugesagt. Das war dann etwa 2 KM. Dafuer habe ich die bessere Wandervariante nehmen koennen, und ich habe eine wunderbare Aussicht auf die Rhone, die 200 m weiter unten durchfliess, geniessen koennen.
Heute Abend wird mit Werner und Ingrid kraeftig Geburtstag gefeiert, und ich glaube, dass sie auch keine Kostveraechter sind. Der Wein steht naemlich schon bereit, Viva und bis bald;
In den kleinen Doerfern und Staedtchen gibt es sehr wenig Moeglichkeiten, aufs Internet zu kommen;

Serrieres au Chautagne bis Yenne




Das Fruehstueck in F ist eher bescheiden. Choco-Gipfel und ein normales Gipfeli mit Tee.
Heute muss ich einmal ueber das Wetter schreiben, denn bisher wurde ich praktisch nur mit Sonnenschein beglueckt. In der Schweiz hat es kurz einmal ein Gewitter gegeben, aber das hat mich ja nicht mehr betroffen, da ich schon am Ziel gewesen bin. Aber heute hat es den ganzen Tag immer wieder geregnet. Erstmals musste ich meinen Poncho hervornehmen, und ich dachte schon, dass ich diesen nie gebrauchen werde! Die Investition hat sich aber gelohnt, denn ausser den Schuhen war alles abgedeckt. Weiter angenehm war, dass trotz dem Schutz doch noch ein bisschen Luft dazukommt. Trotzdem wurde es auch unter dem Poncho heiss, so dass ich innen und aussen nass geworden bin.
Es hat nun merklich mehr Pilger unterwegs. Einem Oesterreicher begegnet, der in der umgekehrten Richtung gelaufen ist. Zuerst muehsam auf franzoesisch unterhalten, er konnte noch weniger als ich, bis sich herausstellte, dass wir ja die gleiche Sprache sprechen!
Yenne ist ein schmuckes Staedtchen. Uebernachtung sehr gut bei EUR 44 HP

Chaumont nach Serrieres au Chautagne



Frueh Tagwache, da eine der Frauen, Daniela, heute unbedingt die Bahn in Seyssel erreichen musste. Kurze Zeit nach dem Ablauf habe ich mich entschieden, wieder alleine weiterzugehen, denn der Rhythmus war wirklich sehr unterschiedlich. Es ist absolut gut, wie mit Bruno, wenn beide den ngleichen Schritt haben, zusammen zu gehen, aber wenn der Unterschied zu gross ist, wirde es sonst muehsam. So bin ich wieder allein weitergezogen.
Kurze Zeit danach Marcel Huber getroffen, ein Schweizer, der mit seiner Frau schon 2 Mal nachn Compostela gelaufen ist! Er meint, einmal pilgern, immer wieder pilgern. Jetzt sind sie nur ein kleines Stueck bis Le Pin unterwegs. Sie haben sehr kurze *Etappen eingeplant, so dass mir dies auch zu langsam war. Noch etwas zum Tempo: wenn man laenger unterwegs ist, muss man auch nicht vor jeder Kirche halt machen. Die Schoenheit der Landschaft bekommt man auch mit hoeherer Schrittfolge mit.
Auch heute beobachte ich immer wieder Erstaunliches: kaum ist man nur kurz vom Weg abgekommen, ist jemand besorgt um einen. So schreit mir ein aelterer Herr nach, à gauche, als er merkte, dass ich geradeaus wollte. Kein Wunder, denn geradeaus waere es bergab gegangen....
Eher schlechte Unterkunft in Serrierres au Chautagne gehabt. EUR 50 HP

Beaumont nach Chaumont








Nachdem wir das Fruehstueck selbst zubereitet hatten, gings weiter, wieder getrennten Weges aber mit dem gleichen Tagesziel. Auch hier begegnete ich lieben, aufmerksamen Leuten: als ich kurz an der Strasse anhielt, hat schon ein Auto angehalten, und die Fahrerin wollte mir den Weg zeigen.
Der Schlussanstieg auf Chaumont war schweisstreibend. Die Beiz hatte zum Glueck noch offen, so dass ich erst einmal 3 Biere hinunterleerte. Spaeter habe ich auf einem Bauernhof Fruechte, Kaese und Apfelsaft fuer das Abendessen gepostet. Es gab dieses mal nur ein kaltes "Buffet", denn das Restaurant war abends zu. Wieder in einer sehr einfachen Gite uebernachtet. In der Nacht erlebte ich eine "Schrecksekunde", denn auf einmal spuerte ich etwas Haariges neben mir. Ich sprang auf, weckte damit natuerlich die anderen, und das nur wegen einer Katze, vierbeinig, wohlverstanden! Das Tier hat wohl gemerkt, wo es am gemuetlichsten ist.

Genf nach Beaumont

Zuerst bin ich ueberrascht ab den Reaktionen, die mein letzter Blog ausgeloest hat. Danke an alle, und ich werde die guten Ratschlaege mitnehmen.
Der naechste Tag hat sich wieder zum Guten bewendet. Kurz vor der Grenze habe ich mich naemlich ganz kurz verlaufen, und schon stand ein Ehepaar da und fuehrte mich zurueck auf den Weg. Nicht nur das, nein sie haben mir auch ein Bier spendiert. Sie haben einen Gemueseanbaubetrieb, sehr beachtlich. Als ich dann mein Bier getrunken habe, begegnete ich 3 Schweizerinnen, Daniela, Sabine, Brigitte, die das gleiche Tagesziel hatten. Da sie viel langsamer liefen, haben wir uns wieder bei der Gite, einfache Uebernachtungsmoeglichkeiten in F, getroffen. Leider habe ich mit meinem Tempolauf etwas verpasst: die 3 Frauen konnten naemlich einer Geburt von einem Kalb zuschauen. Da sieht man, ich bin immer noch der Weitwanderer und noch kein richtiger Pilger, der alles mit Musse nimmt. Es wurde aber ein lustiger Abend. Die Vermieterin bereitete uns Spaghetti Bolo mit Salat zu, es war sehr gut. Das Ganze kostete EUR 40, inkl. Wein.