Sonntag, 16. August 2009

abgetaucht in die indische Kultur




Nachtrag zu gestern: das Essen war ausgezeichnet. Es zeigt sich einfach einmal mehr, Frauen kochen mehr mit Herz, weshalb die Mahlzeiten auch besser schmecken. Nebst einem ausgiebigen Salatbuffet gabs einen wirklich guten Hamburger. Und Bier hat's auch gegeben. Übrigens ist der gegorene Gerstensaft bei dieser Temperatur zu meinem ständigen Begleiter geworden. Am Tisch gabs ein angenehmes Gespräch mit einem weiteren Pilgerehepaar aus Österreich und zwei "Tanten", eine aus dem Wallis und eine aus Deutschland. Die etwas vorlaute Walliserin hat sich zweimal ins Abseits manövriert, so dass sie sich ziemlich schnell verabschiedet hat. Hingegen hat sich das Gespräch mit den anderen bis fast 21:00 Uhr hingezogen. Wir hatten es chaibe lustig im Haus der Ruhe. Ich denke, da würde manchmal etwas Stimmung auch helfen, über die Probleme zu kommen, denn viele Gäste sind in dort, um persönliche Probleme zu bewältigen.
Am Morgen gabs erst ab 08:00 Uhr Morgenessen. Ich habe somit meinen Vorsatz, nämlich möglichst früh am Morgen zu laufen, über den Haufen geworfen. Es hat sich gelohnt, denn das Frühstück war ausgezeichnet (für Eingefleischte: fast Villino-Standart!!!). Nachher gings zur Ranft (heisst Rand), zum Aufenthaltsort (heute Kappelle) von Bruder Klaus. Ein tatsächlich beeindruckender Kraftort, bei dem man unbedingt länger verweilen sollte (ich habe mir vorgenommen, nochmals vorbeizukommen und mehr Zeit aufzuwenden). Ich wollte heute aber weiter, da ich die Hitze fürchtete. Und wieder war ich ohne Getränke unterwegs, da die Läden heute auch noch geschlossen hatten. Die Beizen sollen ja auch etwas haben. Da der Jakobsweg immer zu den Kapellen und Kirchen führte, und ich sag euch, von denen hats unzählige im katholischen Land Obwalden, gings ziemlich häufig über Asphaltstrassen. Nicht nur, dass die Unterlage schlecht für die Füsse ist, es nimmt so auch viel Zeit in Anspruch. Man könnte doch sich pro Tag auf ein Gotteshaus beschränken, und sonst den Weg direkter gestalten! Aber da bin ich wohl der falsche Ratgeber. Es gab aber auch wieder phantastische Gebiete, wie zB am Lungernsee, der türkisfarbig inmitten schon höherer Hügel ein tolles Bild abgibt. Ich habe mich, auch wegen der Hitze, kurzfristig entschlossen, nicht mehr auf den Brünig zu steigen und in Lungern zu übernachten. Das war aber diesmal nicht so einfach. Alle Unterkünfte habe ich versucht anzurufen. Bei keiner gabs eine Antwort. Als ich durchs Dorf lief, habe ich ein Schild entdeckt: auch ein Pilger braucht einmal eine Rast. Und wie dieses Recht hat! Ich bin daher der Aufforderung gefolgt und in einem alten Häuschen gelandet. Niemand war hier, aber ein Zettel an der Tür ladete einem ein, hineinzugehen und das Zimmer einstweilen zu beziehen, was ich auch gemacht habe. Dies in der Schweiz? Gut, die Besitzerin ist, glaub ich, nicht einfach eine Einheimische. Sie hat sich nämlich im Gespräch ebenfalls als Pilgerin in früheren Jahren zu erkennen gegeben. Allerdings war sie in Indien und hat dort einen Hindu-Mönch geheiratet. Sie lebt jetzt allein mit ihren 3 Kindern hier und versucht mit Vermietung sich über Wasser zu halten. Sie kocht jetzt auch für mich das Nachtessen, und dieses Mal hoffe ich sehr, dass ich alles essen kann. Im Haus erklingt auch so meditative Musik und es schleicht sonst noch eine alte Dame im Haus herum. Vermutlich so eine Heilbringerin!! Es scheint eine sehr ungewöhnliche Nacht zu werden!!

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