Montag, 17. August 2009

Aus den Krallen von Krishna entflohen







Alle Vorzeichen zum Trotz, es ist wieder einmal gut gegangen bei der Hindu-Gläubigerin. Ich wurde, wie bereits gesagt, zum Nachtessen eingeladen und gleich als Familienoberhaupt erkoren! Nun, die zwei Frauen haben offenbar das Bedürfnis gehabt, diese Rolle wieder einmal abzugeben. Die Diskussion führte schnell ins religiöse. Die eine alte Dame, namens Ila, sagte praktisch nichts, hat aber den Küchendienst gemacht. Die andere hiess Verena (!) und redete sehr viel über den Unterschied zwischen Hinduismus und unseren Religionen und versuchte, wie alle überzeugte Gläubiger, die Vorteile nur bei der von ihnen praktizierte Religion zu finden. Aber das Gespräch war anregend und dauerte relativ lange. Bis ich kurz nochmals hinaus an die frische Luft musste, um abschalten zu können. Am Sarnensee spielten vier Alphörner (natürlich die Bläser) und gaben mir wieder den Eindruck einer heilen Welt.

Am nächsten Morgen habe ich Verena angetroffen, wie sie meditierte. Sie sass vor dem Haus und bettete ihre Mantras:

Hari Krishna

Krishna Hari

Krishna Krishna

Hari Hari

und dann wieder von vorne, dies 16 x 108 Male! wofür sie ca. 2-3 Std. benötigte. Sie steht also jeden Morgen um 4:00 Uhr auf!! 108 Male, weil sie eine Kette (wir sagen dem Rosenkranz) mit 108 Perlen hat. Das erinnert mich schwer an die Chorgesänge der Patres in Fischingen und Einsiedeln. Bei der einheimischen Bevölkerung ist sie natürlich eine krasse Aussenseiterin. Sie sagt selbst, dass sie geduldet wird im stockkatholischen Obwalden, aber weder örtliche Bekanntschaften noch Kaffeekränzli noch Vereinsarbeit gibts bei ihr. Ein ziemlich einsamer Mensch, der sich über die Religion über Wasser hält. Diese beansprucht sie allerdings, nach eigenen Aussagen, fast 1/2 Tag!!
Von Lungern gings über den Brünig nach Brienz. Eine relativ kurze Etappe, allerdings mit anfänglicher Steigung, und nachher gings ziemlich steil bergab. Zum Glück ist das Nass vom abendlichen Gewitter abgetrocknet gewesen, sonst wäre es eine schlipfrige Angelegenheit gewesen.

Ich bin nun in Brienz und werde morgen 1 Tag ausruhen. Du sollst am siebten Tag ausruhen, so steht es in der Bibel (so glaube ich). Ihr seht, ich lebe auch schon nach gewissen religiösen Grundsätzen. Und doch, eigentlich fühle ich mich immer noch als Weitwanderer und noch nicht als typischen Pilger. Ich denke, da muss irgendwann eine Eingebung festzustellen sein, ich bin gespannt darauf..... Und wenn diese dann nicht kommt, bleibe ich ein Wanderer.....
Nach 6 Tagen kann ich feststellen, dass sich der Rythmus eingestellt hat, allerdings bin ich nicht ganz auf Kurs. Das wirds sich in der Schweiz so bleiben, denn Vreni wird mich am Genfersee besuchen, und damit ich dann wirklich auch dort bin, muss ich den Schongang einschalten.

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