Freitag, 30. Oktober 2009

Sahagun bis Leon, 57 KM, 29.10.


Heute ist wieder einmal eine kleine Geshichte faellig:
es geht um einen junggebliebenen (!) Schweizer, der in Sahagun uebernachten wollte. Er fuehlte sich nicht sehr wohl in diesem Albergue municipal (die anderen waren leider alle zu). Es herrschte stikcige Luft, die Bettstaetten glichen eher Chuengelistaellen und waren dreckig, der Airconditioner funktionierte zwar, aber man merkte nichts davon, ausser dass er einen horrenden Laerm verursachte, Fliegen zuhauf, im Nebenbett war Frau mit Wanzenbissen usw. Der Schweizer konnte nicht schlafen. Um ca. 01:00 Uhr entschied er sich, nicht mehr laenger nichtstuend auf den Morgen zu warten. Er packte seine Siebensachen und verabschiedete sich, mit der Stirnlampe an, in die dunkle Nacht, nach dem Motto des kuerzlich gezogenen Kaertchens aus der spirituellen Apotheke: "Es geht, wenn man geht". Er vertraute auch dem Geist des hl. Jakobs, der ihn beschuetzen soll. Der Camino ist zwar gut gekennzeichnet, aber die Dunkelheit hat doch seine Wirkung. Da ein Rascheln im Laub, dort ein komisches Geraeusch, es lief dem Schweizer kalt ueber den Ruecken! Ganz speziell in die Knochen gefahren ist ihm, als er an einem weissen Kreuz vorbeilief, das den Tod eines Pilgers beklagte. Und immer wieder die Frage, ist er auf dem richtigen Camino. Er lief und lief so schnell ihn die Fuesse tragen konnte. Topografisch war die Srecke einfach. Es ging lang schnurstracks geradeaus, weshalb die Dunkelheit auch seine Vorteile gehabt hat, denn man sieht die unendliche Weite nicht. Er goennte sich nur kurze Pausen, denn es bestand die Gefahr, dabei einzuschlafen. Es war relativ kuehl, aber beim Laufen merkte man nicht soviel davon. Sogar die Polizei wurde einmal auf den Nachtwanderer aufmerksam. Es haette nicht viel gebraucht, und der Wanderer haette eine Fortfuehrung seines Unternehmens im Auto vorgezogen. Aber die Polizei fragte nur nach den Personalien und fuhren dann weiter. Der Schweizer war aber froh, dass es sich um echte Guardia civil handelte, denn er hat schon gehoert, dass so getarnte falsche Polizisten, Leute ueberfallen haetten! Alles Moegliche ging ihm durch den Kopf. Endlich, gegen 07:00 Uhr wurde es dann hell, und das Abenteuer des Schweizers war beendet. Aber was soll er machen den ganzen Tag? Er entschied sich dafuer, gerade noch eine Tagesetappe anzuhaengen! Auf den Felgen laufend und mit heraushaengender Zunge ist er dann, nach 57 KM und ziemlich genau 12 Std., in Leon angekommen. Nach all den Strapazen goennte er sich ein Bett im Hotel, und jetzt, einen Tag spaeter, sitzt er im Internetcafe und verfasst diesen Blog.
Coelho haette seine wahre Freude an dieser Geschichte!

1 Kommentar:

  1. Wir glauben zu wissen wer dieser Schweizer ist...
    Roberto, hat nicht schon hl. Jakob gesagt " chi va piano va sano e va lontano"
    Tut bien vinavon,
    cars salids Gaby und Armin

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